20 Jahre TV-Sendung „Galileo“: Aiman Abdallah kam und blieb
Seit 20 Jahren gibt es die „Wissenschafts“-Sendung „Galileo“ schon und seitdem wird sie von Aiman Abdallah moderiert. Respekt!
Jetzt in ‚Galileo‘: Hai-Attacken – Warum die Meeresräuber Schwimmer gerade im Herbst angreifen.“ So ging es los am 30. November 1998 mit der Wissenschaftssendung „Galileo“.
„Galileo“, das war für viele in den 80ern Geborene das Signal, dass die zwei Folgen „Simpsons“ nun endgültig vorbei waren und man sich ans Abendbrot machen konnte. So wie die letzte Werbepause bei „Harald Schmidt“ das Signal war, jetzt mal Zähneputzen zu gehen, denn danach kam nur noch der Gast – und den konnte man meistens knicken. Und es war ja auch schon spät und morgen war ja wieder Schule oder Zivildienst oder so.
Aber zurück zu „Galileo“, das an diesem Freitag 20 Jahre alt wird. Seit Folge eins mit dabei: Aiman Abdallah. 1965 in Bad Kreuznach geboren, Informatik studiert, ehemaliger Rugby-Nationalspieler, beim ZDF, bei Rias-TV, bei der Deutschen Welle, bei n-tv gearbeitet, bevor er 1998 ebenjenes ProSieben-Magazin übernehmen sollte. Als er damals gefragt wurde, sei das „wie der Anruf aus Hollywood“ gewesen, sagt Abdallah heute.
Tja, leider war nur Unterföhring am Apparat. Aber immerhin. War das lineare Privatfernsehen damals doch noch eine andere Nummer. Irgendwie größer, irgendwie relevanter, irgendwie roch es noch nicht so nach Controller-optimiertem Billig-Fernsehen. Bei Sat.1 lockte der schon angesprochene Harald Schmidt spätabends das Bürgertum vor die Fernseher und bei ProSieben versuchte man damals tatsächlich noch mit so was wie Bildungs- oder zumindest Informationsfernsehen das junge „Simpsons“-Publikum auf dem Sofa zu halten.
Und das schien zu funktionieren. Es schlappte wohl doch nicht jede und jeder pünktlich um 19.05 Uhr zum Backofen, um ’ne „Ristorante“ reinzuschieben. Und schon bald hatte, wenn man mal wieder hart am Rande der Glaubwürdigkeit schrammendes Zweidrittelwissen verbreitet hatte, der Nachsatz „Hab ich bei ‚Galileo‘ gesehen“ das „Haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt“ abgelöst. Und nicht nur „Galileo“, sondern – ebenso erstaunlich – auch Aiman Abdallah hielt sich. Kein junger Moderator, keine junge Moderatorin, die immer mal wieder zwischendurch den neuesten Teflon-Pfannen-Test oder das beste Käsekuchen-Rezept anmoderierte, konnte Abdallah den Platz dauerhaft streitig machen. Respekt.
Und so wird Aiman Abdallah vielleicht auch noch in 20 Jahren anmoderieren, dass Jumbo Schreiner wieder mal die größten Schnitzel der Welt weichklopft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland