150 Millionen Euro Budget: Unikliniken erforschen Covid-19
Die Forschungsministerin hat zusammen mit Medizinern ein neues Forschungsbündnis vorgestellt. Es soll helfen, Covid-19 zu bekämpfen.

Stationsleiterin auf der Infektionsstation der Uniklinik Essen Foto: Marcel Kusch/dpa
BERLIN taz | In einem nationalen Bündnis der Universitätskliniken sollen künftig Möglichkeiten entwickelt werden, die Viruserkrankung Covid-19 zu diagnostizieren und zu behandeln. Gemeinsam mit Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, und dem dortigen Chefvirologen, Christian Drosten, stellte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Initiative am Donnerstagvormittag in Berlin vor.
Das Forschungsnetzwerk soll dazu beitragen, die anhaltende Corona-Pandemie zu überwinden und die Behandlung von Erkrankten zu verbessern. Dafür stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten beiden Jahren 150 Millionen Euro zur Verfügung, wie Karliczek mitteilte. Langfristig sollen an allen Unikliniken Maßnahmepläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien zum Coronavirus systematisch erfasst und ausgewertet werden. Die Charité übernimmt die Koordination dieses Netzwerks.
Ziel des Austauschs sei es, Erkenntnisse zu gewinnen für die individuelle Behandlung von Corona-Infizierten sowie zum Pandemiemanagement und zur Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. Karliczek bezeichnete die Initiative als ein „einmaliges wissenschaftliches Projekt“, das Deutschland in der Behandlung von Covid-19 „ein großes Stück voranbringen wird“.
„So etwas wie dieses Programm hat es in Deutschland in der Forschung noch nie gegeben“
Auch Charité-Vorstandsvorsitzender Kroemer sparte nicht mit Superlativen: „So etwas wie dieses Programm hat es in Deutschland in der Forschung noch nie gegeben.“ Zum ersten Mal in der Geschichte der Biomedizin vereine sich die wissenschaftliche Forschung hinter einem Thema. Kroemer betonte zudem die zentrale Rolle der Universitätsmedizin. Die Unikliniken seien von „ganz enormer Bedeutung“, da sie die Schnittstelle zwischen Patientenversorgung und Forschung darstellten, so der Charité-Chef. Insbesondere die Nähe zu den Patienten sei hier von entscheidendem Vorteil für die weitere Forschung, fügte Drosten hinzu.
Der Virologe betonte, die Entscheidungskompetenz über die Maßnahmen gegen das Virus läge weiter bei der Politik. Aufgabe der Wissenschaft sei es, „Daten zu gewinnen, die die Politik als Basis für Entscheidungen nutzen kann“, erklärte Drosten. Für genau diesen Austausch soll als erster Punkt der vorgestellten Initiative bald eine Nationale Task Force eingerichtet werden. Diese soll Universitätsmedizin und Politik aufeinander abstimmen.
Leser*innenkommentare
bärin
Ich erwarte endlich tragfähiges statistisches Datenmaterial. Weder Regierung noch Drosten sind in der Lage, das RKI ändert die Zählweise.
tomás zerolo
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Damals, 2005 (SARS) oder 2013 (MERS). Dann wären wir heute schlauer (Südkorea hat tatsächlich bei MERS was dazugelernt, was denen heute zugutegekommen ist).
Hätten wir mehr in Pflegepersonal investiert. Undsoweiter.
Ich hege eine winzige, schüchterne Hoffnung, dass wir heute schlauer geworden sind.