15-jährige Aktivistin aus Schweden: Greta schwänzt die Schule – fürs Klima
Auch in Schweden gilt Schulpflicht. Eine Stockholmerin hat derzeit allerdings Wichtigeres zu tun: Sie ermahnt Politiker, die Klimafrage ernstzunehmen.
Greta ist 15 Jahre alt und hat gerade die 9. Klasse begonnen. „Als ich in die Grundschule ging, erklärte ein Lehrer, warum man Lampen ausschalten sollte, um Strom zu sparen. Und was das mit dem Klimawandel zu tun hat. Ich konnte mir erst nicht vorstellen, dass das wahr ist. Denn wenn es so etwas wirklich gab, dann war das ja total wichtig. Dann würde ja niemand über etwas anderes reden.“
Ihr Interesse für die Klimafrage war geweckt. „Mit 12 entschloss ich mich, kein Fleisch mehr zu essen und niemals zu fliegen.“ Bei einem Wettbewerb der Tageszeitung Svenska Dagbladet für den besten Debattenbeitrag von Jugendlichen zum Klimathema gewann sie mit einem Text, in dem sie ihre Unsicherheit und Angst vor dem Klimawandel schildert. Sie klagte darin Politiker für Lügen und Nichtstun an: „Was ihr tut oder nicht tut, wird mein ganzes Leben bestimmen und das meiner Kinder und Enkel.“
Auf die Idee mit dem Schulstreik kam Greta zum Ende des letzten Schuljahres: „Wir hatten eine Gruppe, die diskutierte, wie man mehr Aufmerksamkeit auf das Klimathema lenken könne. Vielleicht sollten wir in jeder Pause streiken, lautete ein Vorschlag. Dann habe ich mir das hier überlegt.“
Und abends wird gelernt
Unterstützung bekommt sie von ihren Eltern: „Die Diskrepanz zwischen dem, was Erwachsene sagen und dann doch nicht tun, hat sie richtig krank gemacht“, sagt Gretas Mutter, die Opernsängerin Malena Ernman. Nachdem ihre Tochter einen Film über die Plastikflut in den Meeren gesehen habe, habe sie nur noch geheult: „Greta ist sehr intelligent, hat ein fotografisches Gedächtnis und erinnert sich an alles, was sie liest. Sie nimmt Sachen in sich auf, setzt sich lange allein damit auseinander und kommt dann mit einer Antwort.“
Empfohlener externer Inhalt
Und was ist mit der Schulpflicht? Die sei natürlich wichtig, sagt die Mutter. Aber in den drei Streikwochen werde die 15-Jährige nicht allzu viel verpassen, außerdem habe sie ihre Schulbücher dabei und lerne auch abends zu Hause. Greta selbst findet: „Wenn Erwachsene sagen, ihr Kinder müsst doch in die Schule gehen, dann sage ich: Und ihr müsst das Klima retten. Wenn ihr etwas von den Kindern wollt, dann haben die das Recht, etwas von euch zu wollen.“
Am ersten Tag saß sie allein vor dem Reichstag. „Jetzt sind wir zwei“, twitterte sie tags drauf, Linnea und Melda, 12 und 13 Jahre alt, hatten sich zur ihr gesellt. Schon 35 Menschen, darunter auch Erwachsene, sogar ein Lehrer, waren es am Freitag. Greta ist gespannt: „Mal sehen, wie viele wir jetzt am Montag sind.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren