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1,4-Milliarden-Projekt bei der S-BahnIm Osten was Neues

Der Senat spricht sich für eine neue 12,5 Kilometer lange S-Bahnstrecke zwischen Springpfuhl und Grünau aus. Doch die liegt noch weit in der Zukunft.

Durch eine neue Strecke zwischen Springpfuhl und Grünau würde das Berliner S-Bahnnetz um 12,5 Kilometer länger Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin taz | Zwei Wochen nach dem Beschluss zur Verlängerung der U-Bahn-Linie 3 in Zehlendorf hat sich der schwarz-rote Senat am Dienstag für einen Ausbau der S-Bahn im Osten der Stadt ausgesprochen. Dabei soll eine neue Linie die S-Bahnhöfe Springpfuhl (S7) und Grünau (S8/S46) verbinden und auf dieser rund 12,5 Kilometer langen Strecke an fünf neuen Bahnhöfen halten.

Der Beschluss dazu ist allerdings weit weniger konkret als der zur U3, die bis 2030 oder 2031 verlängert sein soll. Bis zum Baubeginn der neuen S-Bahn-Strecke werden laut Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) noch mindestens zehn Jahre vergehen. Der Beschluss eröffnet im Kern die Möglichkeit zu weiteren Planungen. Auch eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse steht noch an. Fällt die im Sinne des Senats aus, könnten bis zu 75 Prozent der mit 1,4 Milliarden Euro veranschlagten Kosten als Förderung aus dem Bundeshaushalt kommen. Das Land Berlin müsste dann nur ein Viertel tragen

Schreiner bezeichnete den Senatsbeschluss vom Dienstag zwar als „Meilenstein“. Doch dass der Zeitpunkt der ersten Fahrt auf der angestrebten Strecke noch weit in der Zukunft liegt und damit etwas Ungewisses hat, machte sie am Dienstag mit ihren eigenen Aussagen unfreiwillig selbst deutlich. Als die Senatorin den Streckenverlauf ab Springpfuhl Richtung Süden skizzierte, zählte sie die geplanten Zwischenhalte in umgekehrter Richtung auf. Das wirkte auf die zuhörenden Journalisten in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung nicht so, als sei Schreiner der Streckenverlauf wirklich präsent.

An westlicher Ignoranz gegenüber dem Osten kann das in ihrem Fall nicht liegen: Schreiner wurde in Wismar geboren, wuchs in Rostock auf, wo sie auch studierte, führte in Berlin die heutige Senatssprecherin Christine Richter, als die noch Morgenpost-Chefredakteurin war, 2019 durch ihren Wohnort Weißensee.

Noch stehen wesentliche Schritte aus

Vielmehr sind es offenbar noch die wesentlichen Schritte, die auf dem Weg zum 12,5-Kilometer-Streckenbau zu machen sind: eine Untersuchung mit dem für Laien sperrig klingenden Namen „Fahrplanrobustheitsprüfung“ sowie die Kosten-Nutzen-Analyse. Darauf würde noch das üblicherweise aufwändige Planfeststellungsverfahren folgen. Schreiner mochte nicht mal selbst überschlagen, auf wie viele Jahre sich das summiert und bestätigte lediglich einem fragenden Journalisten, mit mindestens zehn Jahren als Untergrenze nicht falsch zu liegen.

Kommt es tatsächlich zum Bau, sind folgende Stationen vorgesehen: Von Springpfuhl über Biesdorf-Süd, wo es einen Anschluss an die U-Bahnlinie 5 gäbe, über zwei Halte in der Wuhlheide und der Dörpfeldstraße in Adlershof bis zum jetzigen S-Bahnhof Grünau.

Nach Darstellung von Senatorin Schreiner ging es bei dem Senatsbeschluss auch darum, sich im Grundsatz zwischen einer S-Bahn und einer Verbindung per Regionalzug zu entscheiden. „Die S-Bahn ist mit ihrer engen Taktung und der Anzahl der Haltestellen am besten geeignet“, sagte Schreiner. Die Planungen für einen östlichen Schienenaußenring kämen damit endlich ein erhebliches Stück voran. Die Ortsteile Marzahn, Biesdorf, Adlershof und Köpenick würden so sinnvoll miteinander verbunden. Noch langfristiger als die jetzigen Planungen soll auch der Flughafen BER angebunden werden.

Wie die CDU-Politikerin sieht auch die grüne Verkehrsexpertin Antje Kapek in dem Senatsbeschluss einen „Meilenstein“ für den Ausbau des Berliner Schienennetzes. Nord-Süd-Verbindungen würden bislang im Osten der Stadt fehlen. Die nun angestrebte Strecke müsse darum „den absoluten Vorrang haben und nun auf Hochtouren voran getrieben werden“, forderte Kapek.

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