piwik no script img

100 Tage Corona-Warn-AppFunktioniert, wirkt aber noch nicht

Gesundheitsminister Jens Spahn spricht von einem „großen Erfolg“. Dabei steht die große Bewährungsprobe der Corona-Warn-App noch bevor.

Aus Sicht der Bundesregierung ist die Corona-Warn-App die „erfolgreichste in Europa“ Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin taz | Durchwachsene Bilanz nach 100 Tagen Corona-Warn-App: Mehr als 18 Millionen Downloads hat es seit Veröffentlichung der App gegeben. Das entspreche in etwa der Zahl der Downloads aller anderen europäischen Warn-Apps zusammengerechnet, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er sprach von einem „großen Erfolg“ und würdigte diese als „die mit Abstand erfolgreichste Warn-App in Europa“.

Die vom Robert-Koch-Institut in Auftrag gegebene App auf dem Smartphone kommuniziert via Bluetooth mit anderen Smartphones. Wird ein Nutzer positiv auf das Coronavirus getestet, gibt die App einen Alarm an Personen aus, die dem Infizierten nahe gekommen sind. Die Nutzung der App ist freiwillig.

Was für Spahn nach 100 Tagen weniger erfreulich sein dürfte: Knapp 5.000 infizierte App-Nutzer haben seinen Angaben zufolge tatsächlich eine Warnung an die Kontaktpersonen versendet. Es sei zwar davon auszugehen, dass auf diesem Wege „einige zigtausend Menschen“ über die neue App wegen Risikokontakten zu Infizierten alarmiert wurden, sagte Spahn. Aber: Etwa die Hälfte, die eine positive Diagnose erhalten haben, meldeten sich nicht.

Durchwachsen auch die Einschätzung von Experten: Eine Auswertung fällt schwer, „weil diese App die Daten so gut anonymisiert“, sagte der Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber dem Nachrichtensender N-TV. „Aber nach allem, was wir wissen, funktioniert die App.“ Ulrichs ist sich sicher: Die große Zeit der Warn-App komme im Herbst und Winter.

Darauf verweist auch Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD-Bundestagfraktion. „Die App wird unterschätzt“, sagte Lauterbach. „Für die erste Welle kam sie zu spät, für die zweite Welle zu früh.“ Die App könne noch einen großen Beitrag leisten, weil sie in der aktuell besonders betroffenen Altersgruppe stark genutzt werde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!