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100 Jahre DFG„Das hatten wir noch nie“

Die Deutsche Forschungs­gemeinschaft wollte groß feiern. Doch die geplante Jubiläumsveranstaltung wurde ein Opfer der Corona-Pandemie.

Axolotl in der Petrischale: DFG-Forschung an der TU Dresden Foto: Jürgen Lösel/dpa/picture alliance

Berlin taz | Was hatte Katja Becker alles an Plänen, als sie im Januar ihrem ersten Amtsjahr als neue Chefin der Deutschen Forschungs­gemein­schaft (DFG), des größten Finanziers von Forschungsprojekten in den Hochschulen, entgegensah. Wissenschaft und Kunst sollten sich das ganze Jahr über in einer Theatertournee zum 100-jährigen Jubiläum der Fördereinrichtung in neuer Weise begegnen. Eine große Festveranstaltung mit 1.500 Teilnehmern, angeführt von Bundespräsident Steinmeier, war jetzt im Juli im Berliner Tempodrom geplant, plus Verleihung des Communicator-Preises. Alles dahin – zerstört von der Coronapandemie.

Stattdessen absolvierten die DFG-Gremien in der vorigen Woche ihre traditionelle Jahreshauptversammlung ausschließlich virtuell als Videokonferenz per Internet und im Umlaufverfahren – die wichtige Wahl der neuen Generalsekretärin eingeschlossen. „Das hatten wir in dieser Weise noch nie gehabt“, bemerkt DFG-Sprecher Marco Finetti gegenüber der taz. Er musste zudem die gewohnte Jahrespressekonferenz in Berlin mit Vorstellung des Tätigkeitsberichtes absagen. Covid-19 knebelt auch die Forschungspolitik.

Zur neuen Generalsekretärin der DFG wurde die Politikwissenschaftlerin Heide Ahrens berufen, zuletzt Leiterin der Forschungsabteilung in der Wissenschaftsbehörde des Landes Bremen. Damit fand ein länger schwelender Personalkonflikt an der DFG-Spitze ein Ende, der mit dem abrupten Ausscheiden der vorherigen Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek im November 2018 seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Knifflig sind auch die immer wiederkehrenden Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens. In diesem Jahr sprach der DFG-Hauptausschuss zwei Rügen aus, verbunden mit befristetem Ausschluss von den Antragsverfahren. So hatte ein Gutachter, der die Förderanträge von Fachkollegen zu bewerten hatte, diese zwar abgelehnt, dann aber die Themen und Methoden für eigene Anträge genutzt: ein Fall von Ideenklau.

Gerügt wurde ferner ein anderer Wissenschaftler, der bei Feldforschungen als Projektleiter dafür verantwortlich war, dass die Ergebnisse nicht korrekt dokumentiert und dies anschließend vertuscht wurde. Mangelhafte Vorbildfunktion für jüngere Wissenschaftler, lautete hier der Hauptvorwurf.

Mangelhafte Vorbildfunktion für jüngere Wissenschaftler, lautete hier der Hauptvorwurf

Insgesamt hatte die DFG im vergangenen Jahr 31.150 Forschungsprojekte aus allen Wissenschaftsbereichen mit einem Gesamtvolumen von nahezu 3,3 Milliarden Euro gefördert. Davon wurden 7.330 Projekte neu bewilligt. Aufgeteilt nach den großen Wissenschaftsbereichen, hatten die Lebenswissenschaften mit rund 1,2 Milliarden Euro den größten Anteil am Förderkuchen (35,5 Prozent), gefolgt von den Naturwissenschaften mit 735 Millionen Euro (22,4 Prozent), den Ingenieurwissenschaften mit 639 Millionen (19,5 Prozent) und den Geistes- und Sozialwissenschaften mit 493 Millionen (15 Prozent).

Fachübergreifende Projekte erhielten 252 Mil­lionen Euro (7,7 Prozent). Auffallend ist der Rückgang bei den Geistes- und Sozialwissenschaften gegenüber 2018 (529 ­Millionen), während die anderen drei Fächergruppen alle zulegten.

Unter den Einzeldisziplinen liegt die Medizin mit 725 Millionen Euro Fördervolumen weit vorne, allerdings mit leichtem Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Das dürfte sich im Coronajahr 2020 stark ändern. Erstaunlich ist die mit 219 Millionen Euro geringe Fördersumme für die IT-Disziplin „Informatik, System- und Elektrotechnik“, ebenfalls ein leichter Rückgang. Womöglich wird im Wettrennen um künstliche Intelligenz und Quanten­computing von der DFG hier zu wenig geforscht.

Allerdings dokumentiert der Jahresbericht mit dem Schwerpunkt Digitalisierung anhand vieler Beispiele, wie sehr die neuen Datentechnologien die wissenschaftliche Grundlagen­forschung verändern. Dazu gehört auch die Neunutzung von alten Datenbeständen, wie sie jetzt von der Nationalen Forschungsdaten­infrastruktur (NFDI) mit DFG-Unterstützung koordiniert wird.

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