1. Mai Demos in Berlin: Massenaufruf zur Nazi-Blockade
Nach Dresden sollen auch in Berlin rechtsextreme Demonstrationen blockiert werden. Dazu rufen Parteien, Antifa und Gewerkschaften auf. Und die Staatsanwälte bleiben gelassen.
BERLIN taz | Dresden ist das Vorbild. Was am 13. Februar in der sächsischen Landeshauptstadt gelang, soll auch am 1. Mai in Berlin funktionieren: Demonstrierende Nazis durch Massenblockaden stoppen. Dazu ruft das Bündnis "1. Mai Nazifrei" auf, das von SPD, Linkspartei, Grünen und Gewerkschaften samt ihrer jeweiligen Bundesprominenz unterstützt wird - und von linksradikalen Antifa-Gruppen.
Für den 1. Mai sind in Berlin gleich drei rechtsextreme Kundgebungen angemeldet, darunter eine von der NPD, eine weitere vom neuen NPD-Landesvize Sebastian Schmidtke, der vor allem bei den so genannten "freien Kräften des nationalen Widerstands" aktiv ist. Ob und vor allem wo die Demonstrationen durchgeführt werden, ist noch offen. Laut Polizei und Veranstalter haben sich beide noch nicht auf eine Route geeinigt.
Das Blockade-Bündnis will den Aufmarsch auf jeder Wegstrecke stoppen. "Von uns wird dabei keine Eskalation ausgehen", heißt es in dem im Internet verbreiteten Aufruf. Diesen Konsens tragen ausdrücklich auch die radikalen Antifagruppen mit. Unter dieser Prämisse haben sich auch der Linksparteivorsitzende Oskar Lafontaine, der Vizepräsident des Bundestages Wolfgang Thierse (SPD) und Grünen-Chef Cem Özdemir bereit gefunden, das klar formulierte Ziel des Appells mitzutragen: "Wir werden uns durch Aktionen des Zivilen Ungehorsams mit Massenblockaden den Nazis entgegen stellen und sie stoppen".
Verfolgen Sie die Berliner Walpurgisnacht am 30. April und die Demonstrationen in Berlin und anderen großen deutschen Städten am 1. Mai im Live-Ticker auf taz.de.
Das ist nicht unumstritten. Als Antifagruppen im Vorfeld der Dresdner Nazi-Demonstration Blockaden ankündigten, ermittelte die Dresdner Staatsanwaltschaft wegen Aufrufs zu einer Straftat. Schließlich dürfen sich auch Rechtsextremisten auf die im Grundgesetz verbriefte Demonstrationsfreiheit berufen, die zunächst einmal auch von der Polizei durchzusetzen ist. Deshalb haben nach Information der taz auch längst nicht alle Angefragten den Berliner Aufruf unterzeichnet. Die Berliner Staatsanwaltschaft zeigt sich jedoch gelassener als die in Dresden. Von Ermittlungen gegen das Bündnis ist nichts bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste