1. FC Köln vor der Bundesliga-Rückkehr: Österliche Wiederauferstehung

Mit beängstigender Seriosität führt der 1. FC Köln die Zweite Liga an. Die größte Sorge ist, dass die Fans beim Aufstieg zu früh den Platz stürmen.

Fast geschafft: Kölner Jubel nach dem Sieg bei Union Berlin am 30. Spieltag Bild: dpa

So ein nahender Bundesliga-Aufstieg erfordert einige taktische Überlegungen, auch abseits des Spielgeschehens. Der 1. FC Köln als geübter Fahrstuhlklub weiß, wovon die Rede ist: Bei der bislang letzten Rückkehr in die erste Liga vor sechs Jahren verwandelte die glückselige Fangemeinde das Kölner Stadion im Handumdrehen in eine Schrebergartenkolonie. Unzählige Rasenstücke wanderten aus dem Stadtteil Müngersdorf in die Trophäenschränke rheinischer Haushalte, das Stadioninnere erinnerte vorübergehend an ein – in dem Fall sonnenbeschienenes – Woodstock.

Timo Horn gestand gerade erst, einer der Grasdiebe gewesen zu sein. 2008 saß der heute 20-Jährige noch mit seinen Eltern auf der Südtribüne, nun steht er im Kölner Tor und erwartet mit seinen Teamkollegen den nächsten Arena-Sturm. Am Ostermontag (20.15 Uhr), wenn der FC sein fünftes Comeback in die Beletage des deutschen Fußballs mit einem Heimsieg über Bochum klarmachen kann.

Trainer Peter Stöger („Dann brennt bei uns die Hütte!“) stimmte sich schon beim jüngsten Auswärtssieg bei Union Berlin auf das nahende Volksfest in Rot und Weiß ein. Wichtig wird dabei vor allem das Jubel-Timing sein, gerade darüber haben alle Beteiligten (Verein, Fans, Sicherheitsdienst) vorab beraten. Denn schwappen die ersten Fanwellen zu früh – das heißt: vor dem Abpfiff, wie im Mai 2012 in Düsseldorf – über Werbebanden und Barrikaden hinweg auf den Rasen, könnte die schöne österliche Auferstehungsgeschichte einen hässlichen Beigeschmack bekommen.

Der FC-Anhang hat sich in den letzten Jahren zu viele Ausfälle geleistet, die Ordnungshüter des Deutschen Fußball-Bundes werfen auf Köln daher ein besonders scharfes Auge. Im März hatte das DFB-Sportgericht eine neunmonatige Bewährungsstrafe verhängt. Bei erneuten Fan-Eskapaden drohen Spiele unter Teilausschluss der Zuschauer – und so zerstückelt wollen die Kölner ihrer alten Bekannten, der Bundesliga, im August nicht unter die Augen treten.

Zurück auf Null

Zumal der Skandalnudel-Klub seit vergangenem Sommer ja eigentlich dabei ist, den eigenen Erfolg mit einem fast schon beängstigenden Maß an Seriosität zu verknüpfen. Wobei, das sollte man nicht vergessen, mit Trainer Stöger und dem neuen Sportdirektor Jörg Schmadtke in der sportlichen Leitung gerade erst vor dieser Runde mal wieder alles auf null gestellt wurde – nicht aber die Schuldenlast von über 30 Millionen Euro.

Umso erstaunlicher war es, wie das noch ausgesprochen junge Team seinen Platz an der Zweitligaspitze in aller Ruhe und ganz solide zementierte, es war im Verlauf dieser Saison schon eines der größeren Probleme der Kölner, dass Angreifer Patrick Helmes in den Wintermonaten statt ins Tor ständig an Pfosten und Latte schoss.

Den letzten Schritt müssen sie noch gehen – und wie es dann eine Klasse weiter oben weiterläuft, hat der Sportchef bereits verbal festgezurrt. „Der aktuelle Kader bekommt maximales Vertrauen“, betont Schmadtke, parallel dazu soll jedoch der Leistungsdruck innerhalb der Mannschaft erhöht werden. Zu diesem Zweck suchen Stöger und Schmadtke nach einem Innenverteidiger, einen defensiven Mittelfeldspieler und einem Stürmer. Wobei klar ist: Die Platzhirsche dürfen erst einmal röhren.

Oder, wie es der Sportdirektor ausdrückt: „Die Aufsteiger haben sich einen Bonus verdient.“

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