+++ Nachrichten zur Türkei-Wahl +++: Erdoğan gewinnt mit 52 Prozent
Die Wahlbehörde bestätigt Erdoğans Sieg. Zuvor hatten Staats- wie Oppositionsmedien gleiche Ergebnisse genannt. Kılıçdaroğlu kündigt an, weiterzukämpfen.
23.00 Uhr: Balkonrede von Erdoğan
Länger als eine halbe Stunde heizt ein Antreiber mit heiserer Stimme die Menge vor dem Präsidentenpalast an und preiste mit blumigen Versen den Wahlsieger Recep Tayyip Erdoğan. Der ließ lange auf sich warten, bis er wenige Sekunden vor Mitternacht (Ortszeit) die Bühne betritt und erst einmal ein Lied auf sich selbst singt. „Dies ist ein Bild von Geliebten“, hallt es von seinem Mikro. „Seid ihr bereit?“, fragt Erdoğan die Menge. (cin/taz)
Empfohlener externer Inhalt
22.00 Uhr: Flaggenmeer vor dem Präsidentenpalast
Tausende AKP-Anhänger:innen erwarten vor dem Präsidentenpalast in Ankara die Ankunft von Recep Tayyip Erdoğan. Im AKP-Livestream auf YouTube ist ein Meer aus türkischen Fahnen zu sehen. Es spielen eigens für Erdoğan komponierte Lieder oder Cover-Versionen von patriotischen Volksliedern. Die Menge skandiert „Ya Allah, Bismillah, Allahu Ekber.“ (cin/taz)
Empfohlener externer Inhalt
21.40 Uhr: Wahlbehörde bestätigt Erdoğans Sieg
Bei der Präsidentenwahl in der Türkei hat Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan in der zweiten Runde gewonnen. Erdoğan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener am Sonntag in Ankara. (dpa)
21.15 Uhr: Solidarische Unterstützung von der Opposition
Selahattin Demirtaş, der inhaftierte ehemalige CO-Vorsitzende der HDP, twitterte seinen Dank an alle Wähler:innen, die bis zum Schluss gekämpft haben. Das knappe Wahlergebnis sei in Anbetracht der ungleichen Wahlkampfsituation „nahezu ein Wunder“. Die Wahl sei in Wirklichkeit keine Wahl, sondern eine Art Operation der Regierung, der Wahlprozess geprägt von Ungleichheiten, Unterdrückung und Verleumdung. „Wir haben nicht verloren. Niemand soll hoffnungslos sein, denn wir wurden nicht besiegt. Niemals aufgeben, der Kampf geht weiter“, so Demirtaş.
Auch der Vorsitzende der Arbeiterpartei TİP, Erkan Baş, verkündet über seinen Twitter-Account, dass ihre Mühen nicht umsonst waren. Kämpferisch verkündet er weiterzumachen und das Land nicht den „Sultanliebhabern und Geldmacher“ zu überlassen. „Wir werden unsere organisierte Kraft und die Arbeiter stärken und das System der Ausbeutung und Korruption zerstören“, so Baş.
Die Vorsitzende der nationalistischen Iyi-Parti Meral Akşener erklärt wiederum in ihrer Presseansprache, dass die Zukunft ungewiss sei. Sie müssen aber das Ergebnis des Volkes respektieren und alle Seiten das Ergebnis nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern auch die Botschaft dahinter verstehen. Es sei zu hoffen, dass der Wahlsieger Recep Tayyip Erdoğan sich Präsident des ganzen Volkes versteht und verhält.
Akşener ist ein Schwergewicht im Oppositionsbündnis, sie hätte fast mit einem Veto die Kandidatur von Kemal Kılıçdaroğlu verhindert, da sie in dieser Rolle lieber die Bürgermeister von Istanbul bzw. Ankara, also Ekrem İmamoğlu oder Mansur Yavaş, gesehen hätte.(cin/taz)
21.10 Uhr: Kılıçdaroğlu räumt Niederlage indirekt ein
Der Präsidentschaftskandidat Kılıçdaroğlu ist am Sonntagabend vor die Presse getreten. Zu Beginn seiner Rede betonte er, dass er nicht wegsehen konnte im Angesichts der Ungerechtigkeiten. Dabei nahm er auch vor allem Bezug auf die Sorgen der Bevölkerung, die sich angesichts der steigenden Zahlen von Geflüchteten und der schlechten wirtschaftlichen Situation als „Bürger zweiter Klasse“ empfinden.
Ferner rief er die Bevölkerung dazu auf, nicht aufzugeben und den Kampf für die Demokratie, für sich und ihre Familien weiterzuführen. „Wir haben den unfairsten Wahlprozess der letzten Jahre erlebt“, so Kılıçdaroğlu. Er bedankte sich bei allen Menschen, die abgestimmt haben und bis zum letzten Moment die Wahlurnen beschützt haben. „Ein besonderer Dank gilt den Frauen und Jugendlichen. Sie sind die wahren Helden unseres Kampfes für Demokratie. Ich umarme sie mit Liebe und Respekt.“
Empfohlener externer Inhalt
Trotz all der Widrigkeiten hätten die Menschen gezeigt, dass sie gegen ein autoritäres Regime sind. Mit Blick auf die Zukunft zeigte er sich kämpferisch und kündigte an weiter gegen die bestehende Probleme, die ihm große Sorge bereiten, zu kämpfen. Damit deutete er an, dass Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan die Stichwahl gewonnen hat, sagte dies aber nicht direkt.
Abschließend sagte er: „Ich möchte, dass die 25 Millionen Bürger, die für mich gestimmt haben, aufrecht stehen. Unser Marsch geht weiter und wir sind hier.“ (cin/taz)
20.55 Uhr: Deutsch-Türken mit großer Mehrheit für Erdoğan
Wie beim ersten Wahlgang zeichnet sich auch bei der Stichwahl um das türkische Präsidentenamt bei den Wahlberechtigten in Deutschland eine deutliche Mehrheit für Recep Tayyip Erdoğan ab. Beim Stand von rund 78,5 Prozent der ausgezählten Wahlurnen aus Deutschland kam der Amtsinhaber bei dieser Gruppe auf 67,6 Prozent der Stimmen, wie aus Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntagabend hervorging.
Im ersten Wahlgang hatte er bei den Deutsch-Türken 65,5 Prozent der Stimmen bekommen. Offizielle Zahlen der Wahlbehörde zum Ergebnis der Stichwahl in Deutschland liegen noch nicht vor. (dpa)
20.35 Uhr: Opposition klagt über Hetze von Erdoğan
Während die AKP-Anhänger:innen landesweit den Sieg feiert, diskutiert nun die Opposition, wie es Frieden in einer so tief gespaltenen Gesellschaft geben kann. Bei seiner Rede im Istanbuler Stadtteil Kısıklı hat Recep Tayyip Erdoğan einmal mehr gezeigt, dass er kein einender Präsident ist. In oppositionellen Medien wird vor allem kritisiert, dass er in seiner Vorsiegesrede offen gegen die LGBTIQ- Community gehetzt hat. (cin/taz)
20.30 Uhr: Wahlbeteiligung leicht gesunken
Die Wahlbeteiligung ist gegenüber dem ersten Wahlgang vor 14 Tagen um wenige Prozentpunkte gesunken. Jeden Moment verkündet die Hohe Wahlbehörde das offizielle Wahlergebnis. (cin/taz)
20.15 Uhr: Wie geht es weiter für Kılıçdaroğlu?
Während sich Recep Tayyip Erdoğan noch vor der Verkündung des offiziellen Wahlergebnisses in Istanbul vom Dach eines Busses zum Sieger erklärt hat, gibt es noch kein Statement vom Oppositionskandidaten Kemal Kılıçdaroğlu. Seine Rede vor der CHP-Parteizentrale in Ankara wird um 21.30 Uhr (Ortszeit) erwartet. In den Medien wird darüber spekuliert, wie es nun für den CHP-Vorsitzenden weitergeht. Wird er nach seiner der Wahlniederlage seinen Rücktritt erklären? (cin/taz)
20.10 Uhr: YSP-Aktivistin beklagt ungleiche Mittel
„Wir hatten die Hoffnung, Erdoğan auf demokratischem Weg loszuwerden. Aber das war keine faire, demokratische Wahl.“, kommentiert Mehtap Erol von der Berliner Yeşil Sol Parti das Ergebnis gegenüber der taz. Besonders problematisch seien die Repressionen im Vorfeld der Wahlen sowie die ungleichen Mittel, über die die Kandidaten im Wahlkampf verfügten. „Erdoğan hat den Staat, die Polizei, einen Großteil der Medien. Wir und auch auch die CHP haben fast alles ehrenamtlich und spendenfinanziert auf die Beine gestellt“, erklärt sie und ergänzt: „Vor der Leistung von Kılıçdaroğlu habe ich großen Respekt, auch als YSP-Wählerin“. Sein einziger Fehler sei jedoch gewesen, „sich an den Rechtsextremisten Özdag anzunähern.“
Die Konsequenzen der Wahl dürften sich laut Erol wohl schon in wenigen Tagen oder Wochen zeigen: „Viele Oppositionelle in der Türkei haben sich schon auf dieses Ergebnis vorbereitet. Die Regierung wird jetzt versuchen herauszufinden, wer gegen sie gearbeitet hat. Viele gehen von erneuter Repression aus und planen, die Türkei kurzfristig zu verlassen.“ Für sie, wie für die vielen Kurd*innen in der Türkei, die auf einen politischen Machtwechsel gehofft hatten, sei jedoch klar: „Der Kampf geht weiter.“ (tb/taz)
19.50 Uhr: Wenig los in Berlin
Anders als erwartet feierte am Abend nur wenige Deutsch-Türken in Berlin den Wahlausgang. Ein auf Twitter verbreitetes Video zeigt eine kleine Gruppe mit Fahnen am Südende des Kreuzberger Mariannenplatzes. (cin/ga/taz)
19.45 Uhr: Gratulation von den Taliban
Die militant-islamistischen Taliban haben Recep Tayyip Erdoğan bereits zum Sieg gratuliert. Der Regierungschef der Taliban, Mullah Mohammed Hassan Achund, hoffe auf eine Fortsetzung „freundlicher Beziehungen“ mit der Türkei, wie der Sender Tolonews am Sonntag berichtete. Die islamistische Gruppe ist seit dem Sommer 2021 wieder an der Macht, wird seitdem aber international von keinem Staat als legitime Regierung Afghanistans anerkannt. (dpa)
19.30 Uhr: Unterschiede nur noch bei Nachkommastellen
Die Ergebniszahlen von regierungsnahen wie oppositiosnahen Medien unterscheiden sich mittlerweile nur noch bei den Nachkommestellen.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu kommt Erdoğan auf 52,09 Prozent. Ihre oppositionsnahe Konkurrenz Anka sieht ihn bei 52,02 Prozent. (ga/taz)
19.27 Uhr: Orban gratuliert Erdoğan
Auch Viktor Orban hat dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan bereits vor Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse zum Sieg gratuliert. Der ungarische Ministerpräsident schrieb auf Twitter am Sonntag von einem „unbestrittenen Wahlsieg“. (dpa)
19.25 Uhr: Erdoğan erklärt sich zum Sieger
Bei einem kurzem Auftritt vor Anhängern in Istanbul hat Recep Tayyip Erdoğan sich zum Sieger der Wahl erklärt. Er spricht vom Dach eines Busses im Istanbuler Stadtteil Kısıklı zu seinen Anhänger*innen und zählt gerade auf, welche Regierungschefs ihm bereits zum Sieg gratuliert haben, darunter die aus Katar, Usbekistan und Nigeria.
Empfohlener externer Inhalt
„Wir werden das Land in den kommenden fünf Jahren regieren“, rief Erdoğan. (cin/ga/taz)
Empfohlener externer Inhalt
19.20 Uhr: Siegesrede vor dem Präsidentenpalast geplant
Laut türkischen Medienberichten zufolge will Recep Tayyip Erdoğan im Falle eines Wahlsieges, der zu diesem Zeitpunkt gesichert scheint, eine neue Tradition etablieren. Für gewöhnlich hielt er seine Siegesreden vor der AKP-Zentrale in Ankara, heute Abend will er diese vor dem Präsidentenpalast halten. Zu diesem Ereignis wurden bereits, erstmals, die Tore des Präsidentenpalastes für die Bevölkerung geöffnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt strömen Menschenmengen vor den Palast.
In einem Video auf der Website des regierungsnahen Tageszeitung Yeni Şafak war zu sehen, wie Menschen Richtung Palast mit den Rufen „Wir haben gesiegt“ stürmen. Sie zeigen den sogenannten Rabia bzw. 4-Finger-Gruß, den Präsident Erdoğan verwendet. Er bedeutet: „Eine Nation, eine Flagge, ein Heimatland, ein Staat“.
Das Symbol ist entlehnt von der Protestbewegung in Ägypten gegen die Machtübernahme durch das Militär 2013, in der auch vor allem die Muslimbrüder aktiv waren. (cin/taz)
19.20 Uhr: „Wir haben die Wahl verloren“
„Die Wahl ist gelaufen, wir sind wieder auf dem Weg zurück zum Hotel“, sagt Kenan Kolat im Telefonat der taz. Der Berlin Vorsitzende der CHP hatte die Wahl mit Parteigenoss*innen in Antalya verfolgt.
Wäre die Differenz kleiner gewesen, hätte man bis in die Nacht versucht, die Wahl anzufechten und Urnen neu auszuzählen. Bei dem derzeitigen Abstand von rund 4 Prozentpunkten mache das „keinen Sinn“, sagt Kolat. Er sei aktuell „wie alle sehr bedrückt. Wir haben die Wahl verloren.“ (tb/taz)
19.15 Uhr: Katars Emir gratuliert Erdoğan
Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Libyens Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba haben dem türkischen Staatschef Erdoğan bereits vor Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse zum Sieg gratuliert. „Mein lieber Bruder Recep Tayyip Erdoğan, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg“, schrieb das Staatsoberhaupt Katars am Sonntag auf Twitter. Erdoğan Sieg sei ein neuerlicher Vertrauensbeweis des türkischen Volkes in dessen erfolgreiche Politik, ließ Dbaiba in einem Tweet verlauten. (dpa)
18.55 Uhr: Erdoğan mit 52,48 vor Kılıçdaroğlu
Drei Stunden nach Schließung der Wahllokale sind sich die widerstreitenden Agenturen nahezu einig. Sowohl die regierungsnahe Anadolu, als auch die oppositionsnahe Anka sehen rund 52 Prozent der Stimmen für den Amtsinhaber. Laut Anadolu kommt Erdoğan auf 52,15 Prozent, laut Anka auf 51,83.
Für den Herausforderer Kılıçdaroğlu stimmten laut Anadolu 47,85 Prozent, laut Anka 48,17.
Da nur noch weniger als 3 Prozent aller Wahlurnen nicht in diese Berechnungen eingeflossen sind, dürfte sich am Wahlausgang nichts mehr ändern. Erdoğan bleibt im Amt. (ga/taz)
18.50 Uhr: Wenig Emotionen in Berlin-Kreuzberg
Im Südblock am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg, wo vor zwei Wochen noch hunderte Menschen aus der links grünen Szene (vor allem der türkischen, darunter auch Journalist*innen und hochrangige Exil-Politiker*innen) gespannt die Wahlergebnisse verfolgt haben, herrscht diesmal normaler Biergartenbetrieb.
Und auch in den Straßen rund um das Kottbusser Tor deutet momentan nichts auf die wegweisende Stichwahl und die aktuellen Zwischenergebnisse in der Türkei hin. Viele Menschen sind auf den Straßen, trinken, lachen, diskutieren, allerdings liegt das wohl eher an dem parallel nur wenige hundert Meter stattfindenden Karneval der Kulturen – nicht an der Wahl in der Türkei. (tb/taz)
18.40 Uhr: Gespalten wie eine gefüllte Aubergine
Laut Halk TV fehlen Erdoğan noch 1.751.389 Stimmen für den Sieg, Kılıçdaroğlu mehr als doppelt so viele. Die Stimmen sind fast ausgezählt. Obwohl der Sieg für Erdoğan sicher scheint, geben sich die oppositionellen Medien zuversichtlich. Nicht, weil ein Sieg Kılıçdaroğlus noch wahrscheinlich scheint, sondern weil der Oppositionskandidat trotz der ungleichen Wahlkampfbedingungen es geschafft fast genau so viele Stimmen auf sich zu vereinen.
Es reicht nicht für den Sieg, aber das Ergebnis zeigt, dass fast die Hälfte zwar für den amtierenden Präsidenten, aber die andere Hälfte eben gegen ihn und das bestehende Regime ist. (cin/taz)
18.30 Uhr: Erdoğan kurz vor dem Wahlsieg
Amtsinhaber Erdoğan scheint kurz vor einem erneuten Wahlsieg zu stehen. Nach Auszählung von 95 Prozent aller Wahlurnen sieht ihn die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mit 52,34 Prozent klar vor Kılıçdaroğlu mit 47,66 Prozent.
Auch die Oppositionsmedien sehen Erdoğan vorn, wenn auch knapper. Hier kommt der Amtsinhaber auf 51,52 Prozent, der Herausforderer auf 48,48 Prozent. (ga/taz)
18.30 Uhr: Ergebnisse in der Erdbebenregion
Dem regierungsnahen Sender NTV zufolge liegt der Oppositionskandidat Kemal Kılıçdaroğlu lediglich in drei von 11 Städten – Diyarbakır, Adana und Hatay – die sich in der Erdbebenregion befinden, vorne. Beim ersten Durchgang hatte Hatay mehrheitlich für Erdoğan gewählt.
Trotz der großen Kritik an dem Krisenmanagement der AKP-Regierung nach dem verheerenden Erdbeben am 6. Februar diesen Jahres, hat die Regierung mehrheitlich erneut für den amtierenden Präsidenten gestimmt. (cin/taz)
18.25 Uhr: Gedrückte Stimmung bei der CHP
Der Vorsitzene der CHP Berlin, Kenan Kolat, ist nach Antalya gereist, um dort gemeinsam mit Parteigenoss*innen die Verkünung der Ergebnisse zu verfolgen. „Die Stimmung ist im Moment gedrückt“, sagt er am Telefon, kurz nach Bekanntgabe der aktuellen Auszählungsstände, die Erdogan vorn sehen. (tb/taz)
18.25 Uhr: Erdoğans Vorsprung wächst laut Oppositionsmedien
Recep Tayyip Erdoğan scheint sein Amt verteidigen zu können. Auch die Oppositionsmedien sehen ihn nun in wachsendem Maße vorn. Aktuell kommt er hier auf 52,4 Prozent, Kılıçdaroğlu nur noch bei 48,6 Prozent. (ga/taz)
18.15 Uhr: Auslandsstimmen werden interessant
Die Stimmen der im Ausland lebenen Türk:innen sind noch nicht ausgezählt, im Moment liegt Erdoğan vorne. Bei einem knappen Kopf-an-Kopf Ergebnis könnte das entscheidend werden. Das ist vor allem problematisch für Türkei-Türken, wenn die Auslandsstimmen das Rennen für Erdoğan entscheiden sollten. (cin/taz)
18.10 Uhr: Erdoğans Vorsprung schrumpft weiter
Laut der staatlichen Agentur Anadolu schmilzt der Vorspung von Erdoğan. Er liegt nur noch bei 52,6 Prozent. Anfangs hatte Anadolu ihn noch bei 57 Prozent gesehen. Allerdings sind bereist fast 90 Prozent aller Wahlurnen geöffnet. (ga/taz)
18.10 Uhr: Halk TV erwartet eine lange Nacht
Laut Kommentar des oppositionsnahen Senders Halk TV wird es vermutlich eine lange Nacht, es werden viele Einsprüche durch die Opposition erwartet. (cin/taz)
18.10 Uhr: Wahlbehörde bittet um Geduld
Die Wahlbehörde in der Türkei hat bei der Präsidentenwahl zu Geduld aufgerufen. Es seien bislang rund 25 Prozent der Daten eingegeben, sagte der Chef der Behörde, Ahmet Yener, am Sonntag in Ankara. Er bitte darum, auf das endgültige Ergebnis zu warten.
Zuvor hatten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und die oppositionsnahe Agentur Anka unterschiedliche Teilergebnisse gemeldet. Laut Anadolu liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan deutlich vor seinem Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu. Bei Anka zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. (dpa)
18.05 Uhr: Erdoğan auch laut Oppositionsmedien vorn
Erstmals sehen nun auch die Oppositionsmedien den Amtsinhaber vorn. Laut Zahlen von Birgün und Halk TV kommt Erdoğan nun auf 50,6 Prozent, Kılıçdaroğlu sackt unter die 50-Prozent-Marke und liegt bei 49,5 Prozent. (ga/taz)
18.00 Uhr: Staatsmedien sehen Erdoğan weiter klar vorn
Laut Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu kommt Erdoğan mittlerweile nur noch auf 53,4 Prozent. Er liegt aber weiter klar vor Kılıçdaroğlu, der auf 46,6 Prozent kommt. (ga/taz)
17.55 Uhr: Oppositionsmedien sehen beide gleichauf
Laut den Zahlen der oppositionsnahen Medien hat Herausforderer Kılıçdaroğlu seinen kleinen Vorsprung fast ganz verloren. Laut Birgün führt er nur noch mit 50,06 Prozent vor Erdoğan, der nun auf 49,94 Prozent kommt. (ga/taz)
17.50 Uhr: Kılıçdaroğlu könnte von Nationalisten profitiert haben
Im oppositionsnahen HALK TV sagen Kommentatoren: Im Südosten sind die Stimmen für Kılıçdaroğlu vermutlich weniger über die linke YSP (also HDP) reingekommen, sondern mehr über die nationalistische Wählerschaft. Kılıçdaroğlu hat vermutlich den Vorwürfen die PKK zu unterstützen entgegengewirkt, in dem er Themen aufgegriffen hat, die vor allem Nationalisten beschäftigen, nämlich die Geflüchteten zurückzuschicken. Der Vorwurf die PKK zu unterstützen wurde propagiert, nachdem Selahattin Demirtaş, ehemaliger Co-Vorsitzende der HDP, aus dem Gefängnis heraus seine Unterstützung für Kılıçdaroğlu verkündet hat. (cin/taz)
17.45 Uhr: Erdoğans Vorsprung schmilzt laut Staatsmedien
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu führt Erdoğan auch nach Auszählung von 75 Prozent der Wahlurnen. Sein Vorsprung sinkt aber leicht auf nur noch 54 Prozent. Kılıçdaroğlu kommt demnach auf 46 Prozent.
Die oppositionsnahen Medien sehen den Herausforderer weiter hauchdünn vorn. Demnach kommt Kılıçdaroğlu auf 50,8, Erdoğan auf 49,2 Prozent der Stimmen. (ga/taz)
17.40 Uhr: Erdoğan profitiert offenbar von Nationalisten
Laut CNN Türk sind die mittlerweile 8 Prozent der Auslandswahlstimmen ausgezählt. Demnach kommt Erdoğan auf 61,4 Prozent, das wäre 0,1 Prozentpunkt mehr als bei der ersten Runde.
Kemal Kılıçdaroğlu liegt vorn in Izmir.
Recep Tayyip Erdoğan liegt in der Stadt Bayburt vorne. Das ist eine Hochburg der Nationalisten, Kommentatoren sehen hier einen Einfluss der Unterstützung von Sinan Oğan, der in der ersten Wahlrunde auf Platz 3 gekommen war. (cin/taz)
17.35 Uhr: Opposition sieht Kılıçdaroğlu weiter vorn
Laut Zahlen oppositiionsnaher Medien liegt Kılıçdaroğlu weiter mit rund 51 Prozent knapp vor Erdoğan mit rund 49 Prozent nachdem hier 65 Prozent aller Wahlurnen eingerechnet sind. (ga/taz)
17.30 Uhr: Erdoğan Vorsprung schrumpft
Wie erwartet schmiltz der Vorsprung von Erdoğan auch laut den Staatsmedien. Laut Anadolu kommt er nach 60 Prozent geöffneter Wahlurnen nun auf nich gut 55 Prozent. Kılıçdaroğlu verbessert sich demnach auf fast 43,5 Prozent. (ga/taz)
17.25 Uhr: Hoffnung bis zum Schluss
Die Wahlen sind seit Wochen das Gesprächsthema Nummer eins in der Türkei. Es gab kaum einen Ort, an dem Menschen mit Türkeibezug nicht über die heutige Wahl gesprochen haben. Spätestens seit der Ultranationalist Sinan Oğan, der in der ersten Runde selbst für die Präsidentschaft kandidierte, seine Unterstützung für Erdoğan verkündet hat, sieht es schlecht für die Opposition aus. Das hielt viele Oppositionelle nicht davon ab bis zum letzten Moment die Hoffnung zu wahren. Die Arbeiterpartei TİP hat sich gefragt, wie wohl eine Türkei aussehen könnte, wenn Erdoğan die Wahl verliert: Der Präsidentenpalast wird zu einem Museum der Schande, die Wiedereintritt in die Istanbul- Konvention, die Rückkehr aller politischen Migranten, die das Land verlassen haben. (cin/taz)
Empfohlener externer Inhalt
17.20 Uhr: Oppositionsmedien sehen Kılıçdaroğlu vorn
Anders als die regierungsnahe Anadolu sehen oppositionsnahe Medien jedoch ein Kopf an Kopf Rennen. So sieht die Zeitung Birgün Kılıçdaroğlu knapp mit 51 zu 49 Prozent vor Erdoğan. (ga/taz)
17.15 Uhr: Erste Zahlen sehen Erdoğan vorn.
Laut ersten Zahlen der Nachrichtenagentur Anadulo kommt Amtsinhaber Erdoğan nach Auszählung vom 43 Prozent aller Wahlurnen auf 57 Prozent der Stimmen. Herausforderer Kılıçdaroğlu nur auf 42 Prozent. (ga/taz)
17.05 Uhr: Jede Stimme zählt
Alle Parteien rufen dazu auf, die Wahllokale zu schützen. Die oppositionellen Parteien, von CHP über die YSP bis zur TIP, kommunizieren allerdings mit mehr Nachdruck, dass jede Stimme zählt.
Der Twitter Account von Recep Tayyip Erdoğan ist betont gelassen. Es sind lediglich zwei Beiträge vom Wahltag – im aktuellen bedankt er sich bei allen Beteiligten, die die Wahl ermöglicht haben und lädt „alle seine Geschwister dazu auf, sich zum Schutz der Stimmen an die Wahlurnen zu begeben“. Im Beitrag von heute früh gratuliert er Aserbaidschan zum Unabhängigkeitstag. (cin/taz)
16.50 Uhr: Zwei verschiedene Ergebnisse erwartet
Da es in der Türkei keine exakten Hochrechnungen gibt, werden im Laufe des Abends wieder sehr unterschiedliche Zahlen im Umlauf sein.
Die einen stammen von der regierungsnahen Nachrichtenagentur Anadolu, die erwartungsgemäß den Amtsinhaber Erdoğan zunächst deutlich höher einschätzen wird. Dies Zahlen werden von regierungsnahen Medien wie etwa CNN Türk übernommen.
Die anderen Zahlen stammen von der Nachrichtenagentur Anka. Sie wird Kılıçdaroğlu besser sehen. Ihre Zahlen werden von oppositionsnahen Medien wie der Tageszeitung Birgün übernommen.
Bei der ersten Wahlrunde vor 14 Tagen lagen die Zahlen der beiden Agenturen teils um mehr als 10 Prozentpunkte auseinander und näherten sich erst im Laufe es Abends aneinander an.
Beide Seiten stützen ihre Zahlen vor allem auf Angaben der Auszählungsbeobachter:innen der jeweiligen Parteien in den Wahllokalen. (ga/taz)
16.30 Uhr: Wahlbehörde sieht keine Unregelmäßigkeiten
Ahmet Yener, Vorsitzender der Hohen Wahlbehörde YSK, verkündet eine Viertelstunde nach Schließung der Wahllokale vor der türkischen Presse, dass es zu keinerlei Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen gekommen sei. Er bedankt sich bei allen beteiligten Personen. Die Verkündung dauert nur 2 Minuten.
Ein nahezu identisches Statement hatte er nach der ersten Wahlrunde vor 14 Tagen abgegeben. (cin/ga/taz)
16.25 Uhr: Kreative Wahlbetrugsversuche
Landesweit gibt es Berichte über Wahlbetrugsversuche, die aufgeflogen sind. Gazeteduvar berichtet, dass in der ägaischen Stadt Afyon ein Mann dabei erwischt wurde, wie er versucht, für ein Familienmitglied zu wählen (unklar, ob Bruder oder Schwester). In dem Video sieht man, wie die entsprechende Person mit Wahlbeobachtern darüber diskutiert, dass er eine Unterschrift und damit eine Vollmacht dazu habe.
In der südosttürkischen Stadt Hatay hat ein Mann versucht, gleich für mehrere Menschen zu wählen. Die Tageszeitung Birgün berichtet, dass der CHP-Abgeordnete Servet Mullaoğlu das ganze verhindert bemerkt und verhindert hat. In dem dazugehörigen Video ist ein Mann in schwarzem Hemd zu sehen. Offenbar wollte er einen Umschlag einwerfen, indem gleich mehrere Stimmzettel enthalten waren. (cin/taz)
16.05 Uhr: Erdoğan bedankt sich bei Wahlhelfern
Amtsinhaber Erdoğan hat sich per Twitter bei den Wahlhelfern bedankt und seine Unterstützer aufgefordert, sich um die Wahlurnen zu kümmern, um „den Willen der Nation“ zu schützen.
Beide Seiten hatten schon bei der ersten Wahlrunde vor 14 Tagen ihre Anhänger:innen aufgefordert, die Auszählung der Stimmen im Auge zu behalten. (ga/taz)
16.00 Uhr: Wahllokale schließen
Es ist 17 Uhr in der Türkei. Die Wahllokale schließen. Es haben laut Birgün 53.993.683 von 60.721.745 registrierten Wählern im Land abgestimmt. 52.972.934 der Stimmen waren gültig und 1.200.749 ungültig. Die Wahlbeteiligung lag bei 88,92 Prozent.
Politikerinnen rufen Wählerinnen im ganzen Land dazu auf, die Wahlen nicht übers TV zu verfolgen, sondern vor Ort an den Wahllokalen. Die Angst vor Wahlbetrug sitzt tief.
Bis kurz vor Schließung der Wahllokale haben Politiker:innen die Bürger:innen dazu aufgerufen zur Wahl zu gehen und darüber hinaus im Anschluss die Wahllokale zu beschützen. Canan Kaftancıoğlu, Istanbuler Vorsitzende der CHP, sagte in ihrer Presseansprache: „Es ist Zeit, Verantwortung für jede Stimme zu übernehmen“. (cin/taz)
Erste Ergebnisse werden am frühen Abend erwartet. Anders als in Deutschland gibt es in der Türkei keine klassischen Hochrechnungen. Die Ergebnisse werden im wesentlichen nach Stand der Auszählung veröffentlicht. Das führt in der Regel dazu, dass zunächst konservative Kandidaten weiter vorn liegen als am Ende.
Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen vor 14 Tagen hatte Erdoğan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur anfangs bei 57 Prozent gesehen, am Ende landete er knapp unter 50 Prozent. (ga/taz)
15.55 Uhr: Angriff auf CHP-Politiker in Şanlıurfa
Das oppositionelle Onlinemedium gazeteduvar berichtet von einem Angriff auf den Istanbuler CHP-Abgeordneten Ali Şeker. Der Politiker wurde in einem Vorort der südosttürkischen Stadt Şanlıurfa angegriffen, nachdem er auf Unregelmäßigkeiten an den Wahlurnen hingewiesen hat, darunter, dass offenbar Männer versuchten, die Wahlzettel von Frauen auszufüllen.
Özgür Özel, stellvertretender Vorsitzender der CHP-Fraktion, rief über Twitter dazu auf, die Wahlurnen zu sichern. Mahmut Tanal von CHP gab bekannt, dass es sich bei den Angreifern um 40 Personen handelte, und reichte Strafanzeige ein. (cin/taz)
15.45 Uhr: Behinderung von Wahlbeobachtern in Ankara
Die linke Partei SOL-Parti berichtet über Twitter, dass Polizisten versucht hätten, Wahlbeobachter ihrer Partei zu behindern bzw. aus dem Wahllokal zu entfernen. Unter großem Protest haben es die Wahlbeobachter geschafft, ihre Posten zu behalten. Der Vorfall hat sich laut der Partei im Stadtteil Seyranbağları in der Hauptstadt Ankara ereignet. (cin/taz)
15.30 Uhr: Tumulte an Wahlurnen in Istanbul
Noch knapp eine Stunde haben die Wahllokale in der Türkei geöffnet. In sozialen Netzwerken und oppositionellen Medien gibt es Berichte von Tumulten an Wahlurnen. Der linken Tageszeitung Birgün zufolge kam es zum Beispiel im Istanbuler Stadtteil Bostancı vor einem Wahllokal zu Angriffen von AKP Anhängern auf Wähler:innen. In dem Video, dass eine Augenzeugin gemacht hat, ist zu sehen, wie eine Gruppe von Männern handgreiflich werden. Laut Augenzeugin handelt es sich bei den Angreifern um Mitglieder der AKP-Jugendorganisation. (cin/taz)
13.30 Uhr: Özil postet Pro-Erdoğan-Video
Der ehemalige Fußball-Weltmeister Mesut Özil hat am Tag der Präsidentschaftswahl in der Türkei einen Wahlaufruf für Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan gepostet. „Zu dir immer ja“, hieß es in dem Video unter Bezug auf den türkischen Präsidenten, das Özil am Sonntag via Twitter teilte.
Vor der WM 2018 war der gebürtige Gelsenkirchener Özil wegen kritisiert worden, weil er mehrfach Fotos von sich mit dem türkischen Staatschef Erdoğan gepostet hatte. Der 92-malige deutsche Nationalspieler, der zuletzt in der Türkei bei Basaksehir Istanbul aktiv war, hatte seine Karriere vor knapp zwei Monaten offiziell beendet. (dpa)
🐾 Opposition im Dilemma
Der türkische Präsidentschaftskandidat Kılıçdaroğlu buhlt für die Stichwahl um Stimmen von weit rechts. Für seine linken Wähler ist das deprimierend. Eine Analyse von taz-Autor Ali Çelikkan.
12.30 Uhr: Kılıçdaroğlu fordert Ende der „autoritären Herrschaft“
Der oppositionelle türkische Präsidentschaftskandidat Kemal Kılıçdaroğlu hat seine Mitbürgerinnen und Mitbürger bei der Stichwahl aufgefordert, die „autoritäre“ Herrschaft von Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan zu beenden. „Damit echte Demokratie und Freiheit hier Einzug halten, damit wir uns von einer autoritären Regierung befreien, rufe ich die Bürger zur Wahl auf“, sagte Kılıçdaroğlu am Sonntag, als er in Ankara seine Stimme bei der Stichwahl um das Präsidentenamt abgab.
Der 74-Jährige rief außerdem dazu auf, die Wahlurnen auch nach der Schließung der Wahllokale gut im Auge zu behalten. Schließlich sei die Präsidentschaftswahl „unter schwierigen Bedingungen abgehalten“ worden. „An die Wahlurne kommen diejenigen, die ihr Land lieben“, schrieb Kılıçdaroğlu auf Twitter. (afp/taz)
11.00 Uhr: Wahlbehörde erwartet Ergebnis früher als in erster Runde
Die Ergebnisse der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei sollen früher verfügbar sein als die Ergebnisse der ersten Runde. Weil es nur eine Abstimmung mit zwei Kandidaten sei, werde die Auszählung voraussichtlich schneller gehen, erklärte der Leiter der türkischen Wahlbehörde, Ahmet Yener, am Sonntag. Eine Zeit nannte er nicht. Die Wahllokale schließen um 16.00 Uhr (MESZ). Die Abstimmung laufe bisher störungsfrei ab, so Yener am Sonntagmorgen.
Nach der ersten Abstimmung am 14. Mai hatten sowohl die Staatsagentur Anadolu als auch die oppositionsnahe Agentur Anka bereits am Abend gemeldet, dass es in eine zweite Runde gehen würde. Die Wahlbehörde verkündete ihr vorläufiges Endergebnis allerdings erst gegen Mittag am Folgetag. (dpa)
🐾 Türkischer Wahlkampf in Deutschland: (K)ein radikaler Wunsch
Sibel Yiğitalp und Gülizar Karagöz leben in Berlin. Aus dem Exil machen sie Wahlkampf gegen Erdoğan – für Menschenrechte und Demokratie. Ein taz-Bericht von Tobias Bachmann.
Stichwahl zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu hat begonnen
In der Türkei hat die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen. Die Wahllokale öffneten am Sonntagmorgen. Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan, der seit 20 Jahren an der Spitze der Türkei steht, gilt als Favorit für eine weitere fünfjährige Amtszeit, nachdem der 69-Jährige in der ersten Wahlrunde am 14. Mai nur knapp an einem Sieg vorbeigeschrammt war. Der Populist, der sein Land zu einem geopolitischen Akteur gemacht hat, lag vier Prozentpunkte vor Kemal Kılıçdaroğlu, dem 74-jährigen Kandidaten eines Sechs-Parteien-Bündnisses und Führer der größten türkischen Mitte-Links-Oppositionspartei.
Mehr als 64 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet. Bei der Wahl am 14. Mai hatte die Wahlbeteiligung bei 87 Prozent gelegen, und auch am Sonntag wurde mit einer hohen Beteiligung gerechnet. Beobachtern zufolge zeigte dies, dass die Wähler der Abstimmung in einem Land, in dem die Meinungs- und Versammlungsfreiheit unterdrückt wird, große Bedeutung beimessen.
Im Falle eines Sieges könnte Erdoğan bis 2028 an der Macht bleiben. Nach drei Amtszeiten als Ministerpräsident und zwei als Staatspräsident ist der gläubige Muslim, der der islamisch-konservativen Partei AKP vorsteht, bereits der dienstälteste Regierungschef der türkischen Geschichte. Erdoğan hatte die Präsidentschaft durch ein knapp gewonnenes Referendum 2017 von einer weitgehend zeremoniellen Rolle in ein mächtiges Amt verwandelt.
Kılıçdaroğlu ist ein ehemaliger Beamter, der seit 2010 die pro-säkulare Republikanische Volkspartei CHP führt. Im Wahlkampf hatte er versprochen, demokratische Rückschritte unter Erdoğan rückgängig zu machen, die Wirtschaft zu sanieren und die Beziehungen zum Westen zu verbessern. (ap)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen