+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Kiew meldet Erfolge in Ostukraine
Das ukrainische Militär ist bei der strategisch wichtigsten Stadt Kreminna im Gebiet Luhansk vorgerückt. 40 Prozent der Kiewer Haushalte sind ohne Strom.
Kiew meldet Vorankommen vor strategisch wichtiger Stadt in Ostukraine
Das ukrainische Militär ist nach eigenen Angaben bei der strategisch wichtigsten Stadt Kreminna im Gebiet Luhansk vorgerückt. „Unsere Soldaten setzen ihre Angriffshandlungen im Gebiet der Stadt Kreminna fort. Im Laufe der Woche sind die Verteidiger der Ukraine bis zu 2,5 Kilometer in Richtung der genannten Ortschaft vorgedrungen“, sagte General Olexij Hromow bei einem Briefing des Generalstabs am Donnerstag. Kreminna gilt als mögliches Einfallstor, um im Osten der Ukraine weiter vordringen zu können.
Zuvor hatte die amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of the War (ISW) mitgeteilt, dass die russische Armee im Gebiet Luhansk Truppen sammle und sich für eine Entscheidungsschlacht rüste. Auch der ukrainische Militärgouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, berichtete am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal von einer russischen Truppenkonzentration und schweren Kämpfen vor Kreminna.
Das russische Militär hatte Kreminna Mitte April nach schweren Kämpfen besetzt und von dort auch den weiteren Vormarsch auf den Ballungsraum zwischen Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vorbereitet. Im Gegenzug könnte Kreminna nun den Ukrainern nach der Einnahme als Aufmarschgebiet für die Rückeroberung der beiden Großstädte dienen. Zudem ermöglicht die Eroberung von Kreminna den weiteren Vormarsch auf Starobilsk, einen Verkehrsknotenpunkt, über den die russische Armee im Nordosten der Ukraine ihre Einheiten versorgt. (dpa)
Belarus meldet Absturz ukrainischer Luftabwehrrakete auf seinem Gebiet
In Belarus ist am Donnerstag nach Angaben der dortigen Behörden eine ukrainische Flugabwehrrakete abgestürzt. Die von einem Luftabwehrsystem vom Typ S300 „von ukrainischem Territorium aus“ abgefeuerte Rakete sei am Morgen auf belarussischem Gebiet niedergegangen, erklärte das Verteidigungsministerium in Minsk.
Präsident Alexander Lukaschenko sei umgehend informiert worden, hieß es weiter. Es gebe zwei mögliche Erklärungen für den Vorfall: Entweder sei die Rakete vom Kurs abgekommen und versehentlich auf dem Gebiet von Belarus eingeschlagen – oder sie sei von der belarussischen Luftabwehr abgeschossen worden.
Ein den Behörden nahestehender Telegram-Account verbreitete Fotos von Raketentrümmern in einem Feld. Angaben zu Verletzten oder Schäden gab es zunächst nicht. Die ehemalige Sowjetrepublik Belarus steht an der Seite Russlands und unterstützt dessen Offensive in der Ukraine.
Im November hatte der Absturz einer Rakete auf ein Dorf in Polen mit zwei Toten die Befürchtung ausgelöst, dass der Bündnisfall eintreten und die Nato in den Konflikt hineingezogen werden könnte. Die Ukraine macht Russland für den Vorfall verantwortlich. Nach Ansicht des Westens und Moskaus handelte es sich jedoch um eine vom Kurs abgekommene ukrainische Abwehrrakete. (afp)
Klitschko: 40 Prozent der Haushalte in Kiew ohne Strom
Nach den neuen russischen Raketenangriffen sind 40 Prozent der Verbraucher in der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko ohne Strom. Die Energieversorger hätten wegen des Luftalarms Sicherheitsvorkehrungen getroffen, sie arbeiteten nun daran, die Stromversorgung wieder herzustellen, teilte Klitschko am Donnerstag mit. Die Wärme- und Wasserversorgung funktioniere normal.
Nach Behördenangaben wurden am Morgen 16 Raketen abgeschossen. Drei Menschen wurden demnach verletzt, darunter ein 14-jähriges Mädchen.
Insgesamt feuerte Russland nach ukrainischen Angaben am Donnerstagmorgen nach nächtlichen Drohnenangriffen mehr als 120 Raketen gegen Ziele in verschiedenen Regionen des Landes ab. Vielerorts gab es schwere Zerstörungen, wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen war. Die Angriffe richteten sich vor allem gegen die Energieinfrastruktur. Diese inzwischen zehnte Welle seit Oktober war noch vor Jahresende erwartet worden. Die Behörden forderten die Menschen auf, dringend Schutz zu suchen in Bunkern.
Wegen der massiven Zerstörungen der Energieinfrastruktur im ganzen Land gibt es vielerorts Stromausfälle, von denen Millionen Menschen betroffen sind. Die ukrainische Regierung wirft Russland „Terror“ vor – mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Masseneinwanderung zu destabilisieren. (dpa)
Ukraine: Mehr als 120 russische Raketen gegen Infrastruktur
Russland hat die Ukraine am Donnerstag nach Angaben der Regierung in Kiew landesweit mit mehr als 120 Raketen angegriffen. Sie seien von der „bösen russischen Welt“ abgeschossen worden, um die wichtige Infrastruktur zu zerstören und massenhaft Zivilisten zu töten, schrieb der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, im Kurznachrichtendienst Twitter. Zuvor hatte es in der Hauptstadt Kiew und anderen Städten schwere Explosionen gegeben. Im ganzen Land wurde Luftalarm ausgelöst.
Es handelte sich um die schwersten Raketenangriffe seit dem 16. Dezember, als Russland das Land massiv von Bombern aus der Luft und von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer beschossen hatte. Es war die zehnte Welle dieser Art seit Oktober. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Tagen von drohenden neuen Attacken gewarnt.
Der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Olexij Arestowytsch, forderte die Menschen auf, dringend Schutz suchen. Und er warnte davor, Bilder von den Explosionen und Einschlägen in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, weil das Rückschlüsse auf die Arbeit der ukrainischen Luftabwehr zulasse und deren Position verraten könne. „Wenn Sie das tun, dann korrigieren sie das Feuer des Gegners.“
Die russischen Militärs haben in den vergangenen Wochen wiederholt das Energieversorgungsnetz der Ukraine mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Trotz hoher Abschusszahlen der ukrainischen Luftabwehr richteten die Angriffe große Schäden an, massive Ausfälle in der Strom- und Wasserversorgung waren die Folge. Russland will damit die ukrainische Bevölkerung im Winter unter Druck setzen. (dpa)
Habeck sieht Russland auf Weg zur Niederlage in der Ukraine
Im Krieg gegen die Ukraine steuert Russland nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf eine militärische Niederlage zu. „Niemand hätte gedacht, dass das Jahr 2022 so endet“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Putin verliert diesen Krieg auf dem Schlachtfeld“, sagte er mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das liege daran, dass die ukrainische Armee Waffen von Europa, den Nato-Ländern und den USA bekommt und sie diese Waffen „geschickt und strategisch, klug und heldenhaft“ einsetze.
„Ich bin dafür, dass Deutschland zusammen mit den Alliierten die Ukraine so unterstützt, dass sie diesen Krieg gewinnen kann“, sagte Habeck, der sich schon vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine für Waffenlieferungen an das Land eingesetzt hatte. „Es wird sicherlich immer wieder neue Systeme, weitere Unterstützung geben, aber sie müssen immer im Verbund mit den Alliierten abgesprochen werden.“ So sei man weit gekommen, die nächsten Schritte würden sicherlich weitere Erfolge für die Ukraine ermöglichen.
Die USA haben angekündigt, der Ukraine auch das Luftverteidigungssystem Patriot zu liefern, das Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur erschweren dürfte. Die Bundeswehr verfügt auch über diese Abwehrwaffen und hat Polen erst kürzlich die Verlegung dreier Systeme zugesichert. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hat aber bereits klargemacht, dass nun keine mehr für die Ukraine zur Verfügung stünden.
Auf die Frage, ob auch Deutschland der Ukraine Patriots zur Verfügung stellen sollte, antwortete Habeck: „Es ist gut, dass die USA die Patriots liefern. Für Deutschland gilt: Wir unterstützen die Ukraine auch mit schweren Waffen, seit Monaten, und wir werden das weiter tun.“ (dpa)
Selenski: Appell an die Menschlichkeit der Ukrainer
Der ukrainische Präsident Selenski appelliert an die Menschlichkeit seiner Mitbürger und spricht der Bevölkerung Mut zu. In seiner nächtlichen Videobotschaft fordert Selenski zudem die Ukrainer zur gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung auf. „Wir haben unsere Menschlichkeit nicht verloren, obwohl wir schreckliche Monate durchgestanden haben. Und wir werden sie nicht verlieren, obwohl wir ein schwieriges Jahr vor uns haben“, sagte Selenski.
Der ukrainische Widerstand gegen Russland hat nach Darstellung von Präsident Selenski Auswirkungen auf die ganze Welt. Im Laufe von zehn Monaten „haben wir allen geholfen“, sagt er in einer Rede vor dem Parlament in Kiew. Die Einigkeit der EU sei gestärkt worden. „Wir haben dem Westen geholfen, wieder zu sich zu finden, in die globale Arena zurückzukehren und zu merken, wie sehr sich der Westen durchsetzt“, erklärt Selenski in einer jährlichen Rede, die er hinter verschlossenen Türen hält. „Niemand im Westen hat Angst vor Russland, noch werden sie Angst haben.“ (rtr)
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