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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Rakete verletzt polnischen Luftraum

Am frühen Morgen wird Alarm im gesamten ukrainischen Luftraum ausgelöst. Ein Marschflugkörper verletzt kurzzeitig polnisches Gebiet.

Kyjiw im Morgengrauen am Sonntag – Luftalarm in der gesamten Ukraine Foto: REUTERS/Gleb Garanich

Marschflugkörper in polnischem Luftraum

Ein gegen den Westen der Ukraine gerichteter russischer Marschflugkörper hat nach polnischen Angaben den Luftraum des benachbarten Nato-Mitglieds Polen verletzt. Wie die polnische Armee am Sonntag im Onlinedienst X mitteilte, wurde für etwa 40 Sekunden „der polnische Luftraum durch einen der Marschflugkörper verletzt, die heute Nacht von der Luftwaffe (…) der Russischen Föderation abgefeuert wurden“.

Nach dem Vorfall seien „alle notwendigen Verfahren zur Gewährleistung der Sicherheit des polnischen Luftraums aktiviert“ worden. „Unter anderem wurden die polnische und die alliierte Luftwaffe aktiviert.“ „Das Objekt flog auf der Höhe des grenznahen Dorfes Oserdow im polnischen Luftraum und und blieb dort 39 Sekunden lang“, erklärte das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte (RSZ). Die Rakete sei während der gesamten Flugzeit vom Militärradar beobachtet worden. Die polnische Armee überwache „ständig die Situation auf ukrainischem Gebiet“ und sei „in ständiger Alarmbereitschaft, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu gewährleisten“.

Das RSZ hatte zuvor die Beobachtung von „intensiver Aktivität von Langstreckenflugzeugen aus der Russischen Föderation“ in Verbindung mit den Angriffen in der Ukraine gemeldet. Der an Polen grenzende Westen der Ukraine sowie die Hauptstadt Kyjiw waren in der Nacht zu Sonntag erneut von einer massiven russischen Angriffswelle überzogen worden.

Bei einem ähnlichen Vorfall im Dezember war eine russische Rakete in den polnischen Luftraum eingedrungen und hatte diesen wenige Minuten später in Richtung Ukraine wieder verlassen. Der in Artikel 5 geregelte Nato-Bündnisfall sieht bei einem „bewaffneten Angriff“ auf einen oder mehrere Mitgliedstaaten eine kollektive Antwort vor. (afp)

Raketenangriff auf Kyjiw am frühen Morgen

Die Ukraine ist nach Angaben ihres Militärs von Russland mit insgesamt 57 Raketen und Drohnen angegriffen worden. 18 von 29 Raketen sowie 25 von 28 Drohnen habe man abschießen können, teilt die Luftwaffe mit. Allein über Kyjiw und in der Umgebung der Hauptstadt sei es gelungen, etwa ein Dutzend Raketen abzufangen. Dennoch habe es am frühen Morgen mehrere Explosionen in Kyjiw gegeben. Die Schäden seien aber gering ausgefallen, teilt die Militärverwaltung Kyjiws mit.

Es habe in der Hauptstadt Explosionen gegeben, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko über die Nachrichten-App Telegram. Die Luftabwehrsysteme hätten laut der Militärverwaltung der Region den Angriff abgewehrt. Zeugen sagten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie mehrere Explosionen gehört hatten und sahen, wie einige Luftwaffen abgeschossen wurden.(rtr)

Angriffe auch auf Lwiw

Lwiws Bürgermeister Andriy Sadowyj zufolge wurden etwa 20 Raketen und sieben Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion auf die Region abgefeuert, die auf kritische Infrastruktureinrichtungen abgezielt hätten. Zuvor war in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgerufen worden, der vor dem Abschuss von Raketen durch russische Kampfflugzeuge vom Typ Tu-95MS warnte. Der Alarm wurde etwa zwei Stunden später wieder aufgehoben. Ende Dezember hatte Russland Tu-95MS-Kampfjets genutzt, um eine Angriffswelle auf Kyjiw und andere ukrainische Städte zu starten. Dabei waren damals 39 Menschen getötet worden.

Russland und die Ukraine hatten in den vergangenen Wochen ihre gegenseitigen Luftangriffe verstärkt. Die Ukraine, die seit zwei Jahren mit dem russischen Angriffskrieg und andauernden Bombenangriffen auf ukrainische Städte konfrontiert ist, hatte angekündigt, zurückzuschlagen und die Kampfhandlungen auf russischen Boden zu verlagern.

Russland reagierte darauf wiederum mit einer Eskalation seiner eigenen Angriffe. Am Freitag hatte Russland die ukrainische Energieinfrastruktur mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen unter Beschuss genommen. (afp)

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14 Kommentare

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  • Diese russischen Aggressionen sind entweder gewollt um die Reaktion zu testen oder die Russen sind unfähig.



    Beides ist kreuzgefährlich, aber Polen hat zurückhaltend reagiert und nun kommen die verhandlungswilligen wie Mützenich, was sagt er dazu?

    • @Tino Winkler:

      Die NATO verletzt andauernd den Luftraum. Was nun?

      • @Frankenjunge:

        Steile These.



        Sicher legen Sie uns umgehend Beweise vor.



        Ich bin gespannt.

      • @Frankenjunge:

        Es gibt keine Belege für ihre schräge Behauptung.



        Oder meinen Sie nur weil die Nato das täte darf das jeder andere auch?

      • @Frankenjunge:

        Wann flogen zuletzt Raketen der bösen NATO über russischen Luftraum? Bin gespannt auf ihre Quellen

      • @Frankenjunge:

        Wo verletzt die NATO russischen Luftraum? Bisher sind vor allem russische Flugzeuge wegen "Navigationsfehlern" im NATO-Luftraum gelandet.

  • Künftig besser aufpassen - warum sollte man fremde Kriegsflugkörper über dem eigenen Territorium nicht abschießen?

    • @Erfahrungssammler:

      Würde man vermutlich versuchen, wenn man davon ausgehen muss, dass der Flugkörper ohnehin auf eigenem Territorium einschlägt. Ansonsten ist es wohl zu riskant (irgendwas fällt dann ja auf jeden Fall runter) und es kostet auch Geld und Ressourcen.

    • @Erfahrungssammler:

      36 Sekunden sind extrem wenig für einen Abschuss, da müsste ein Kurzstreckenabwehrsystem wie Iris-T SL schon in voller Alarmbereitschaft und in Reichweite sein. Bei nem Patriot-System ist die Abwehrrakete am Reichweitenlimit schonmal länger als eine Minute unterwegs. Zielentdeckung, Zielerfassung, Ausrichten des Starters, Raketenstart, Raketenflug braucht alles Zeit. Russland provoziert halt wieder.

    • @Erfahrungssammler:

      Bin kein Militär, gibt bestimmt Fragen wie: wo steht die Luftabwehr, wann kann die schießen, wann trifft sie dann das Objekt und passiert das alles noch in Polen. Und die Trümmer oder eine evtl. fehlgegangene Rakete kommen ja auch noch irgendwo wieder runter, weiß nicht ob Polen was Abschießen möchte was dann evtl. Ukrainer tötet, vor allem Falls die dies selber abschießen können. Aber das ist reine Spekulation. Evtl. gibt es in einem Fall ja auch noch so was wie Abstimmungsprobleme, zwischen Polen und der Ukraine, darüber wer letztendlich Zuständig ist.

      Das ist durchaus eine andere Sache, aber mir ist es schon lieber man ist weniger Abschussfreudig, wie z.b. die Beteiligten um Igor Girkin, die 2014 den Malaysia-Airlines-Flug 17 de.wikipedia.org/w...a-Airlines-Flug_17 abgeschossen haben.

      • @serious?:

        Ich bin auch kein Fachmann, daher die Frage. Die war eher generell gemeint, für Fälle, in denen es möglich wäre.



        .

    • @Erfahrungssammler:

      Kann man. Aber 39 s sind eine sehr kurze Zeit, um zu reagieren...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Naja, der Bericht sagt ja, dass auch schon die Langstreckenflugzeuge beobachtet wurden. Die fragliche Rakete ist sicher nicht plötzlich mit dem Eintritt in den Luftraum "aufgeploppt". Da wurde aber abgewogen, wo das Ding hinfliegt und wo es bei einem Abschuss runterkommt.

        • @LeSti:

          Das natürlich auch. Nicht zu vergessen, dass so eine Abwehrrakete auch Geld kostet. Und wenn kein Schaden zu erwarten ist...