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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++„Gestärkt ins neue Kriegsjahr“

Der ukrainische Präsident betont in seiner Neujahrsansprache die Stärke der Ukraine. Russische Angriffe an Silvester forderten mehrere Tote.

Nach einem Bombenangriff Russlands auf Donezk Foto: Alexander Ermochenko/Reuters

Nach Belgorod-Beschuss: Putin kündigt neue Angriffe gegen Ukraine an

Wenige Tage nach dem Beschuss der russischen Grenzregion Belgorod mit mehr als 20 Toten hat Kremlchef Wladimir Putin weitere Angriffe gegen das Nachbarland Ukraine angekündigt. „Sicher haben Sie bemerkt, dass buchstäblich am darauffolgenden Tag solche Angriffe ausgeführt wurden“, sagte er am Neujahrstag bei einem Treffen mit verletzten russischen Soldaten in einem Moskauer Militärkrankenhaus. „Und heute werden meines Wissens nach welche ausgeführt und auch morgen werden wir das tun.“ In seiner ersten Reaktion auf den Beschuss von Belgorod am vergangenen Samstag sprach Putin nun zudem von einem „Terrorakt“ durch die ukrainische Armee.

In seinem von Staatsmedien verbreiteten Auftritt erwähnte Putin allerdings nicht, dass dieser Attacke wiederum die schwerste russische Angriffswelle gegen die Ukraine seit Kriegsbeginn vorausgegangen war. Dabei waren am vergangenen Freitag ukrainischen Angaben zufolge mehr als 45 Menschen ums Leben gekommen – auch, weil vielerorts Wohngebiete unter Beschuss gerieten. Dennoch wiederholte Putin bei seinem Treffen mit den Soldaten die gängige russische Propagandabehauptung, die eigene Armee ziele in der Ukraine angeblich nur auf militärische Objekte.

Die Hintergründe des Beschusses auf Belgorod sind zudem weiter unklar. Aus Kiew gab es keine offizielle Reaktion. Einige ukrainische Medien schrieben unter Berufung auf Geheimdienstquellen, dass möglicherweise die russische Luftverteidigung nicht präzise gearbeitet habe. Zudem gab es zahlreiche Beschwerden von Belgoroder Bürgern, dass Bombenschutzkeller während des Angriffs zugesperrt und somit nicht zugänglich gewesen seien. (dpa)

DJV verurteilt Angriff auf Journalisten-Hotel in Ukraine

Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Hotel in der ostukrainischen Stadt Charkiw sind am Samstag Mitarbeiter des ZDF verletzt worden. Medienvertreter werteten den Vorfall als Anschlag auf die Freiheit der Berichterstattung.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat das russische Bombardement des Hotels als Angriff auf den Journalismus verurteilt. Bei dem Überfall am Samstag auf das Hotel „Kharkiv Palace“ wurden ZDF-Mitarbeiter dem Sender zufolge verletzt. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster nannte die Begründung des russischen Verteidigungsministeriums für den Angriff auf das Hotel „menschenverachtend und zynisch“.

Nach dem Anschlag teilte das Ministerium den Angaben zufolge mit, der Angriff habe „Vertreter des Hauptnachrichtendienstes und der ukrainischen Streitkräfte“ ausgeschaltet. Beuster: „Wir Journalisten sind kein Nachrichtendienst und auch keine Kriegspartei, sondern unabhängige Beobachter des Geschehens.“ Kriegsberichterstatter stünden unter dem Schutz der Genfer Konvention. „Das gilt auch für den Ukraine-Krieg.“

Das „Kharkiv Palace“ ist nach ZDF-Angaben ein Hotel, das vorwiegend von Journalisten genutzt wird, weil es über einen Bunker verfügt. Bereits zuvor seien Hotels, in denen Journalisten und NGO-Mitarbeiter übernachteten, von russischen Angriffen betroffen gewesen. Ähnliches gilt für Restaurants und Cafés. (epd)

Nato-Generalsekretär erwartet im neuen Jahr Bündnisbeitritt Schwedens

Die Nato wird nach Einschätzung von Generalsekretär Jens Stoltenberg im neuen Jahr die seit langem geplante Aufnahme Schwedens abschließen. Er sei zuversichtlich, dass das Land im Juli beim Bündnisgipfel als 32. Bündnismitglied mit dabei sein werde, sagte Stoltenberg der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview zum Jahreswechsel. Schweden habe seine Versprechen an die Türkei erfüllt. Zu dem zusätzlich von der Regierung in Ankara geforderten F-16-Kampfjetdeal liefen derzeit Gespräche zwischen den USA und der Türkei.

Schweden hatte bereits im Mai 2022 unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Mitgliedschaft in der Nato beantragt und damals noch gehofft, bereits im Sommer 2022 beitreten zu können. Die Türkei warf der schwedischen Politik dann allerdings mangelnden Einsatz gegen „Terrororganisationen“ wie die kurdische Arbeiterpartei PKK vor und verweigerte ihre Zustimmung. (dpa)

Ukraine meldet 90 Drohnenangriffe in Silvesternacht – 87 abgewehrt

Russland hat die Ukraine in der Silvesternacht laut Kiewer Angaben mit einer Rekordzahl von 90 Kampfdrohnen beschossen. Landesweit hätten davon 87 abgewehrt werden können, teilte der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk am Montagmorgen auf Telegram mit. Das seien fast doppelt so viele unbemannte Flugkörper wie in der Silvesternacht vor einem Jahr, als insgesamt 45 abgeschossen worden seien.

In der Schwarzmeerregion Odessa im Süden wurden laut Militärgouverneur Oleh Kiper durch einen Angriff auf ein Wohngebiet mindestens ein Mensch getötet und drei weitere verletzt. Zudem soll es Schäden am Hafen gegeben haben. In Lwiw im Westen der Ukraine soll ein Museum zerstört worden sein. Laut der ukrainischen Luftwaffe griff die russische Armee darüber hinaus die Regionen Cherson und Saporischschja im Süden sowie Charkiw im Osten mit Raketen an.

Es ist bereits der zweite Jahreswechsel, den die gesamte Ukraine im Krieg erlebt, nachdem Russland das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen hat. Erst vor wenigen Tagen erlebten die Ukrainer die schwersten Bombardierungen seit Kriegsbeginn, infolge derer alleine in der Hauptstadt Kiew offiziellen Angaben zufolge mindestens 27 Menschen getötet wurden. (dpa)

Selenski: Ukraine geht gestärkt ins neue Kriegsjahr

Der ukrainische Präsident Wolodimirr Selenski hat in seiner Neujahrsansprache die Stärke der Ukraine hervorgehoben. „Das wichtigste Ergebnis des Jahres, seine größte Errungenschaft: Die Ukraine ist stärker geworden. Die Ukrainer sind stärker geworden“, sagte Selenski am Sonntag in einer 20-minütigen Videobotschaft aus seinem Büro in Kiew. „Als wir Anfang 2023 … ohne Übertreibung den härtesten Winter der Geschichte überstanden haben. Als wir bewiesen haben, dass die Ukrainer zäher sind als Kälte und Dunkelheit. Stärker als Stromausfälle und drohende Blackouts.“ Die Ukrainer seien stärker „als alle Blockaden und Vetos, als alle Ungläubigkeit und Skepsis“.

In Bezug auf die Frage, ob die ukrainische Armee über eine ausreichende Truppenstärke verfüge, rief er diejenigen auf, die „noch zögern, im nächsten Jahr eine mutige Entscheidung zu treffen, um ihr eigenes Land zu verteidigen, für es zu arbeiten und ihm zu helfen“.

Seine Botschaft enthielt kaum einen direkten Hinweis auf die Lage an der 1000 Kilometer langen Frontlinie oder auf die im Juni begonnene Gegenoffensive. Er erwähnte auch nicht die politischen und diplomatischen Schwierigkeiten, weitere militärische und andere Hilfe sowohl vom US-Kongress als auch von der Europäischen Union zu erhalten. (rtr)

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