piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Anschlag auf Botschaft vereitelt

Über den Zaun der israelischen Botschaft in Schweden wird eine Handgranate geworfen. Die USA schießen Drohnen im Jemen und aus Iran ab.

Ein Polizist in der Straße vor der israelischen Botschaft in Stockholm am 31. Januar Foto: Henrik Montgomery/TT News Agency/reuters

US-Militär schießt Drohnen ab

Die US-Streitkräfte haben nach eigenen Angaben über dem Golf von Aden drei iranische Drohnen abgeschossen und im Jemen zehn Drohnen der von Teheran unterstützten Huthi-Rebellen zerstört. Das für den Nahen Osten zuständige US-Regionalkommando Central Command (Centcom) erklärte im Kurzbotschaftendienst X, die iranischen Drohnen seien am Mittwochabend um 21.10 Uhr Ortszeit vom US-Zerstörer „USS Carney“ abgeschossen worden. Die Drohnen hätten sich „in der Nähe“ des Kriegsschiffes befunden.

Angaben darüber, um was für Drohnen es sich handelte, machte das US-Militär nicht. Die unbemannten Fluggeräte können sowohl für Angriffe als auch zur Aufklärung eingesetzt werden.

Stunden später erklärte Centcom dann auf X, früher Twitter, das US-Militär habe bei einem nächtlichen Militäreinsatz eine Drohnen-Bodenstation der Huthi im Jemen sowie zehn Angriffsdrohnen der Miliz zerstört. Die Bodenstation und die Drohnen seien als „unmittelbare Gefahr für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine in der Region“ eingestuft und deswegen in „Selbstverteidigung“ bombardiert worden. Der Einsatz werde die internationale Handelsschifffahrt „sicherer“ machen. (afp)

Netanjahu: „UNRWA ist komplett von der Hamas infiltriert“

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat das unter massiven Druck geratene UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA scharf kritisiert. „UNRWA ist komplett von der Hamas infiltriert“, sagte Netanjahu am Mittwoch bei einem Treffen mit UN-Botschaftern in Jerusalem. „Andere UN-Organisationen und andere Hilfsorganisationen müssen UNRWA ersetzen.“

Das UN-Palästinenserhilfswerk habe der Hamas „gedient“, unter anderem in Schulen, sagte Netanjahu weiter. „Ich sage das mit großem Bedauern, weil wir gehofft hatten, dass es eine objektive und konstruktive Organisation geben würde, die Hilfe leistet. Wir brauchen heute im Gazastreifen eine solche Organisation, aber UNRWA ist nicht diese Organisation.“

Zwölf Mitarbeiter des UNRWA stehen im Verdacht, in den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober verstrickt gewesen zu sein. Einige von ihnen wurden UN-Angaben zufolge inzwischen entlassen.

Als Reaktion auf die Vorwürfe einer Beteiligung von UNRWA-Mitarbeitern am Hamas-Angriff auf Israel haben mehrere Staaten ihre Zahlungen an das Hilfswerk gestoppt, unter ihnen Deutschland und die USA. (afp)

Netanjahu: Geiseldeal „nicht um jeden Preis“

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will einem möglichen neuen Abkommen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg und der Freilassung weiterer Geiseln nach eigenen Aussagen „nicht um jeden Preis“ zustimmen. „Wir haben rote Linien“, sagte der unter Druck stehende Regierungschef am Mittwochabend in einer Video-Ansprache, wie die Times of Israel berichtete. Er bekräftigte demnach, man werde den Krieg nicht beenden, die Truppen nicht abziehen und für einen Geisel-Deal nicht „Tausende Terroristen“ aus Gefängnissen freilassen.

Ferner verlangte er ein Ende des Mandats des umstrittenen UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). „Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass die internationale Gemeinschaft und die UN verstehen, dass die Mission der UNRWA enden muss“, sagte er am Mittwochabend vor Diplomaten in Jerusalem. (dpa)

Baerbock verlangt Aufklärung der Vorwürfe gegen UNRWA

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat für eine differenzierte Debatte über die Zukunft des UN-Hilfswerks geworben und von der UN eine rasche Aufklärung der Vorwürfe gegen UNRWA-Mitarbeiter verlangt. „Die Situation in Gaza ist einfach die Hölle“, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in der Debatte über den Haushalt des Auswärtigen Amts im Bundestag in Berlin. UNRWA sei fast der alleinige Versorger in Gaza, da alle anderen Hilfsorganisationen dort „derzeit so gut wie nicht mehr aktiv sein können“, sagte sie. (dpa)

USA: „Islamischer Widerstand im Irak“ beging Anschlag

Nach dem tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf amerikanische Soldaten in Jordanien hat die US-Regierung eine Gruppe als verantwortlich identifiziert. „Wir glauben, dass der Anschlag von einer Dachorganisation namens Islamischer Widerstand im Irak geplant, finanziert und durchgeführt wurde“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Mittwoch in Washington. Die Organisation umfasse mehrere Gruppen, unter anderem die proiranische Miliz Kataib Hisbollah. Bei dem Drohnenangriff in der Nähe der syrischen Grenze waren am Sonntag drei US-Soldaten getötet worden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung hat darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern reagiert. (dpa)

Anschlag auf israelische Botschaft vereitelt

In Stockholm ist nach Angaben des dortigen israelischen Botschafters ein Anschlag auf die Vertretung seines Landes vereitelt worden. Es habe einen versuchten Angriff gegen die israelische Botschaft und ihre Mitarbeiter gegeben, erklärte Botschafter Ziv Nevo Kulman am Mittwoch im Onlinedienst X, vormals Twitter. Die schwedische Polizei sprach von einem „gefährlichen Gegenstand“, der auf dem Gelände der Botschaft gefunden worden sei.

Ein Entschärfungskommando sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich um ein „scharfes“ Objekt handelte und habe es „zerstört“, sagte Daniel Wikdahl von der Polizei Stockholm der Nachrichtenagentur AFP. Die Botschaft habe die Polizei am frühen Nachmittag über den Fund des Gegenstandes informiert. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden, sagte Wikdahl. Genauere Angaben zu dem Gegenstand machte er nicht.

Die schwedischen Zeitungen Expressen und Aftonbladet berichteten, es habe sich um eine Handgranate gehandelt. Laut Aftonbladet wurde sie über den Zaun auf das Gelände der Botschaft geworfen. (afp)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Da kann man nur hoffen, dass die Israelische Regierung nicht beschließt, als Maßnahme zur Selbstverteidigung künftig auch UNRWA-Mitarbeiter*innen im Gazastreifen zu liquidieren.



    www.berliner-zeitu...s-leute-li.2182528

    Ohne die berechtigten Sicherheitsinteressen Israels infrage stellen zu wollen fürchte ich, dass die Grenzen zwischen Kampf gegen den Terror und eigenen Terrorakten schon lange fließend sind. Egal ob es um "gezielte Tötungen" durch Israelisches Militär oder "Spezialkräfte" in Syrien, in Jordanien oder im Westjordanland geht.

    • @Bürger L.:

      "Da kann man nur hoffen, dass die Israelische Regierung nicht beschließt, als Maßnahme zur Selbstverteidigung künftig auch UNRWA-Mitarbeiter*innen im Gazastreifen zu liquidieren."



      Schwierig wird's dann, wenn diese Mitarbeiter gleichzeitig Hamas-Terroristen sind. Wie soll man mit sowas umgehen?

      • @Encantado:

        Nur um das ganze mal zahlenmäßig einzuordnen:



        Für die Hilfsoganisation UNRWA arbeiten im Gazastreifen ca. 12.000 Palästinenser*innen.

        Laut tagesschau.de hat.."die israelische Regierung dem UN-Hilfswerk Informationen vorgelegt, wonach zwölf seiner Mitarbeiter in den Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 verwickelt gewesen sein sollen….



        Von den zwölf Beschuldigten seien neun umgehend entlassen worden, einer sei nicht mehr am Leben und die Identität der beiden anderen werde derzeit ermittelt, so UN-Generalsekretär António Guterres."

        Wenn es um 12 von 12.000 Personen geht, sollte es möglich sein die zu verhaften und strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen.

        Später wurden aus den 12 mutmaßlich am Überfall Beteiligten ca. 1.200 Mitarbeiter*innen die möglicherweise Kontakt zu Hamas hatten.



        Bei FAZ.de heißt es dazu:



        „Rund zehn Prozent aller rund 12.000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeiter des Hilfswerks UNRWA hätten Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Dschihad, berichtete das „Wall Street Journal“ am Montag unter Berufung auf ein israelisches Geheimdienstdossier.“

        Mal unabhängig von der Frage, wie zuverlässig die Erkenntnisse des Israelischen Geheimdienstes sind ....



        Der Gazastreifen umfasst weniger als die Hälfte der Fläche von Hamburg. Bei der allgegenwärtigen Präsenz der Hamas in diesem Gebiet, wird es nur wenige Palästinenser*innen geben, die nicht irgendwann auch Kontakt zur Hamas hatten.

        Fazit: die pauschale Gleichsetzung der Palästinenser*innen mit Hamas-Terroristen ist schlicht und ergreifend nicht zulässig und treibt höchstens noch mehr in die Arme der Extremisten.