+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Verhandlungen über neue Waffenruhe
Israel könnte laut Berichten einer Feuerpause zustimmen, wenn Geiseln freigelassen werden. Hamas-Chef Hanijeh zu Gesprächen in Ägypten eingetroffen.
Hamas-Führer zu Gesprächen in Ägypten eingetroffen
Der in Katar lebende Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanijeh, ist nach Angaben der Palästinenserorganisation zu Gesprächen über eine mögliche Feuerpause im Krieg mit Israel in Kairo eingetroffen. Das teilte die Hamas am Mittwoch mit. Demnach soll es in den Gesprächen auch über einen möglichen Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge gehen.
Zuvor war bereits aus Hamas-Kreisen verlautet, dass Hanijeh mit einer „hochrangigen“ Delegation nach Ägypten reisen werde. Geplant sind demnach unter anderem Gespräche mit dem mächtigen ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel.
Im November waren im Zuge einer einwöchigen humanitären Feuerpause 105 israelische Geiseln und 240 in Israel inhaftierte Palästinenser freigekommen. Vermittelt worden war dies von Katar mit Unterstützung Ägyptens und der USA.
Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 129 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Nach Angaben des US-Nachrichtenportals „Axios“ hat Israel über Vermittler Katar eine neue, mindestens einwöchige Feuerpause vorgeschlagen, um die Geiseln freizubekommen. (afp)
Bericht: Israel bietet einwöchige Feuerpause an
Israel hat in Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln aus dem Gazastreifen einem Medienbericht zufolge eine erneute Kampfpause von mindestens einer Woche angeboten. Wie das Nachrichtenportal „Axios“ in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie eine weitere informierte Quelle berichtete, erwarte Israel im Gegenzug von der islamistischen Hamas die Freilassung von mehr als drei Dutzend Geiseln. Israels Präsident Izchak Herzog hatte am Vortag eine neue Kampfpause in Aussicht gestellt. „Israel ist zu einer weiteren humanitären Pause und zusätzlicher humanitärer Hilfe bereit, um die Freilassung von Geiseln zu ermöglichen“, sagte er laut einem Sprecher zu Diplomaten.
Der Vorschlag Israels einer mindestens einwöchigen Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung von rund 40 Geiseln sei über den Vermittler Katar unterbreitet worden, berichtete „Axios“. Dabei gehe es um die restlichen der noch in Gaza festgehaltenen Frauen, Männer über 60 Jahre und andere Geiseln, die krank oder schwer verwundet seien und dringend medizinische Hilfe benötigten, hieß es.
Es sei Israels erster Vorschlag seit dem Verstreichen einer einwöchigen Feuerpause im vergangenen Monat, berichtete „Axios“. Dabei waren 105 Geiseln freigekommen. Im Gegenzug ließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei.
Laut der „Washington Post“ erwägen israelische Beamte eine Waffenruhe, „die vielleicht zwei Wochen dauern könnte“. Man wolle der Hamas so die Möglichkeit geben, die Geiseln zusammenzuholen und in Sicherheit zu bringen. Es sei auch möglich, dass Israel nach der Waffenruhe seine Streitkräfte vor allem im Norden des Gazastreifens auf Stellungen zurückzieht. Israel wolle die Freiheit haben, den Konflikt schrittweise zu deeskalieren, wenn es die Umstände erlauben.
Medien hatten am Montag berichtet, Mossad-Chef David Barnea berate mit CIA-Direktor William Burns und Katars Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani in Warschau über neue Verhandlungen mit der Hamas. Dabei hatte die Terrororganisation zuvor eigentlich noch gesagt, keine Verhandlungen ohne ein Ende der Kampfhandlungen Israels führen zu wollen. Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch mindestens 109 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Die Hamas gebe zudem Leichen mehrerer entführter Menschen nicht heraus. (dpa)
Rotes Kreuz: Menschen brauchen Zugang zu Hilfe
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat die Bemühungen um eine neue Kampfpause im Gaza-Krieg begrüßt. „Wir würden jede Vereinbarung begrüßen, die den im Gazastreifen leidenden Menschen eine Atempause verschafft“, sagte IKRK-Koordinator Stephen Ryan dem US-Sender CNN am Mittwoch. Dies gelte auch für jede Abmachung, die es den Menschen in Israel ermögliche, sicher in ihre Häuser zurückzukehren. Solange die Kämpfe in Gebieten andauerten, in denen sich Zivilisten befänden, sei es dem Roten Kreuz nicht möglich, die Hilfe dorthin zu bringen.
Es gehe nicht darum, einfach mehr Lastwagen mit Hilfsgütern über die Grenze zu fahren. „Es müssen auch Bedingungen geschaffen werden, die es Organisationen wie dem IKRK ermöglichen, unsere Arbeit zu tun“, sagte Ryan, der sich derzeit im südlichen Gazastreifen befindet. „Die Menschen müssen Zugang zu Hilfe haben, wo immer sie auch ist. Und wir müssen in der Lage sein, diese Menschen zu erreichen, wo immer sie sich auch im Gazastreifen befinden“. (dpa)
Bericht: Politischer Flügel der Hamas für Kriegsende
Nach mehr als zwei Monaten Krieg im Gazastreifen zeichnen sich innerhalb der Führung der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge zunehmend Differenzen über den weiteren Kurs ab. Während sich die Hamas-Führung im Gazastreifen unter Führung von Jihia Sinwar weiter Kämpfe mit Israels Armee liefert, sprechen im Exil lebende Vertreter des Hamas-Politbüros nach einem Bericht des „Wall Steet Journal“ (Mittwoch) über ein Ende des Krieges sowie – hinter dem Rücken von Sinwar – mit palästinensischen Rivalen über die Zeit danach. „Wir wollen, dass der Krieg beendet wird“, sagte Husam Badran, Mitglied des Politbüros der Hamas, der Zeitung in Doha.
„Wir kämpfen nicht nur, weil wir kämpfen wollen. Wir sind keine Anhänger eines Nullsummenspiels“, sagte Badran der Zeitung am Rande der katarischen Hauptstadt. Während die dort ansässige politische Führung der Hamas nun mit ihren palästinensischen Rivalen Gespräche darüber führe, wie der Gazastreifen und das besetzte Westjordanland nach dem Ende des Krieges regiert werden sollen, führt der militante Arm unter Sinwar in Gaza weiter Krieg. Solche Verhandlungen drohten zu einem Konflikt mit Sinwars militanten Flügel zu werden, hieß es.
„Wir wollen einen palästinensischen Staat im Gazastreifen, im Westjordanland und in Jerusalem errichten“, sagte Badran der Zeitung. Die Äußerungen des Hamas-Führers markierten eine deutliche Wende gegenüber dem 7. Oktober, als der militante Flügel ein Massaker in Israel anführte. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf bereits fast 20 000 gestiegen. (dpa)
Berichte: Wichtiger Hamas-Führer hat noch Beine
Bei israelischen Tötungsversuchen wurden dem Chef des militärischen Hamas-Arms mehrere Gliedmaßen abgerissen: Diese seit vielen Jahren in Israel weit verbreitete Vorstellung stimmt Medienberichten zufolge doch nicht. Die Armee habe ein Video gefunden, das Mohammed Deif mit beiden Beinen und Armen zeige, meldete das israelische Armeeradio am Mittwoch.
Bislang wurde angenommen, dass der Kommandeur der sogenannten Kassam-Brigaden beide Beine sowie einen Arm bei israelischen Angriffen vor mehr als einem Jahrzehnt verloren hat und dass er teilweise gelähmt ist. Derzeit sitzt er dem Bericht zufolge aber nicht im Rollstuhl, womöglich sei dies einige Jahre während seiner Genesung der Fall gewesen.
Auch die israelische Zeitung „Maariv“ berichtete von einem im Gazastreifen entdeckten Video, das zeigen soll, wie Deif, wenn auch humpelnd, läuft. „Deif kann alleine gehen und braucht keinen Rollstuhl. Er scheint auch in der Lage zu sein, beide Arme zu benutzen“, hieß es in dem Bericht. Dies stehe „im völligen Widerspruch zu den detaillierten Einschätzungen des israelischen Geheimdienstes über seine körperliche Verfassung aus den letzten Jahren“. Demnach ging man in Israel davon aus, dass Deif pflegebedürftig ist und eine Vielzahl körperlicher Behinderungen hat.
Die Zeitung sprach von „Versäumnissen der israelischen Geheimdienste“. Nach Angaben des Armeeradios war diesen aber bereits seit Jahren bekannt, dass der Hamas-Kommandeur in deutlich besserer Verfassung ist als allgemein bekannt. Israels Armee wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Berichten äußern. (dpa)
Telekommunikationsdienste erneut ausgefallen
Im umkämpften Gazastreifen sind die Telekommunikationsdienste nach Angaben des Anbieters Paltel wieder einmal ausgefallen. Alle Kommunikations- und Internetdienste seien wegen der „anhaltenden Aggression“ vollständig eingestellt worden, schrieb das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen am Mittwoch auf Facebook.
Auch die Organisation NetBlocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte am Mittwoch auf der Plattform X, den erneuten Zusammenbruch der Konnektivität im Gazastreifen. „Der Vorfall betrifft Gebiete im Süden, in denen die Telekommunikation in den letzten Tagen teilweise wiederhergestellt wurde.“ Paltel hatte am Sonntag angekündigt, die Telekommunikationsdienste in den südlichen und zentralen Gebieten des Gazastreifens nach einem mehrtägigem Ausfall wiederherzustellen. NetBlocks zufolge sind andere Gebiete seit dem vorherigen Ausfall der Dienste am vergangenen Donnerstag „weiterhin offline“. (dpa)
Unicef: Hunderttausenden im Gazastreifen fehlt Wasser
Hunderttausenden vertriebenen Menschen im Gazastreifen fehlt es nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef an Wasser. Kindern stünden im pro Tag nur 1,5 bis 2 Liter Wasser zur Verfügung, teilte Unicef am Mittwoch mit. Nach humanitären Standards liege das Minimum in solchen Notsituationen für Trinken, Waschen und Kochen bei 15 Litern. Zum Überleben seien mindestens drei Liter notwendig. Die Wasser- und Hygienesituation im Grenzort Rafah, wo Hunderttausende Menschen Zuflucht gesucht haben, sei in einem extrem kritischen Zustand, berichtete das Kinderhilfswerk. (dpa)
Israels Armee greift erneut im Gazastreifen an
Die israelische Armee setzt ihre Kämpfe gegen die islamistische Hamas im Gazasstreifen fort. Im Verlaufe des vergangenen Tages seien mehr als 300 Ziele angegriffen worden, teilte die Armee am Mittwochmorgen mit. So habe die Luftwaffe eine Raketenabschussrampe, von der aus am Dienstag auf Israel gefeuert worden sei, beschossen. Die Bodentruppen lieferten sich zugleich Nahkämpfe mit Terroristen und attackierten im Verbund mit der Luftwaffe und Marine deren Infrastruktur, hieß es. In Reaktion auf feindlichen Beschuss seien die Truppen zudem in der Gegend der heftig umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens gezielt gegen Kommando- und Kontrollzentren sowie Waffenlager vorgegangen. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf bereits fast 20 000 gestiegen. (dpa)
Bericht: Hamas-Chef Sinwar soll knapp entkommen sein
Der Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen soll einem Medienbericht zufolge der israelischen Armee knapp entkommen sein. Soldaten seien einige Male an Orte gelangt, an denen sich Jihia Sinwar bis kurz davor aufgehalten haben soll, meldete der israelische TV-Sender Channel 13 am Dienstagabend.
Dem Bericht zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der 61-Jährige nie für lange Zeit an einem Ort bleibt. Laut israelischen Medien flüchtete er zu Beginn des Krieges aus dem Norden des Gazastreifens und hält sich nun in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets auf. Diese gilt als Hochburg der Hamas. Die Armee hatte am Dienstagabend angekündigt, ihren Einsatz dort intensivieren zu wollen.
Sinwar gilt als einer der Planer des Massakers in Israel, bei dem rund 1200 Israelis getötet wurden. Er wurde 1988 wegen Mordes an vier mutmaßlichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten von Israel verurteilt. Er verbrachte danach mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. 2011 kam Sinwar als einer von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für den in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit frei. 2017 wurde Sinwar dann Hamas-Chef im Gazastreifen. (dpa)
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