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17.04.2016 , 13:20 Uhr
Man sieht die Wirklichkeit immer mit den Augen der Theorie, d.h. es gibt in der Wissenschaft keine Wirklichkeit, die der Theorie vorangeht und die sich sozusagen vorurteilsfrei befragen lässt. Es gibt keine gemeinsame Grundlage, weshalb der Austausch über die Grenzen der jeweiligen Theorie hinweg so schwierig ist.
Es gibt wenige Möglichkeiten, die Gegenseite zu überzeugen: Man kann sie auf Widersprüche hinweisen, die sich durch ihre eigene Theorie ergeben und die sich im Verhältnis zu der Wirklichkeit zeigen, die durch ihre Theorie konstituiert ist. Man kann auch zeigen, dass ihre Theorie "blinde Flecken" hat, die durch Ad-hoc-Annahmen beseitigt werden müssen, dass aber eine andere Theorie hier den größeren Erklärungswert besitzt, indem sie nicht auf solche Annahmen angewiesen ist.
Das größte Problem der VWL ist aber, dass sie keine Experimente durchführen kann. In der Physik können hundert Physiker unter denselben Bedingungen dieselben Ereignisklassen untersuchen. Da ist es einigermaßen leicht, einen Konsens über Unzulänglichkeiten von Theorien zu bilden. Man kann sich jederzeit auf den Standpunkt zurückziehen, dass z.B. Irland eine Ausnahme ist - oder aber die Regel.
Zuletzt gelingt es kaum einem Vertreter der VWL, seine Rolle als Wissenschaftler von seiner Rolle als Politiker zu trennen. Sie glauben, aus ihren Theorien gute Handlungsanweisungen ableiten zu können; aber sie vergessen, dass keineswegs Konsens darüber besteht, was gute Handlungsziele sind.
Dadurch entsteht eine sekundäre Ebene, auf der sich eine Theorie der VWL nicht mehr im Geflecht von empirischen Aussagen rechtfertigen muss, sondern dadurch eine gute Theorie ist, dass sie sich als Bezugspunkt für Werturteile bewährt.
Ungefähr aus diesen Gründen sieht es so schlecht um die VWL.
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