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Archiv-Artikel

Berliner pachten Bundeshaus

Die Stadt Bonn erhofft sich vom neuen Pächter Einsparungen von mehreren hunderttausend Euro. Sie will sich als Kongress-Stadt und UN-Sitz profilieren

KÖLN ■ taz Die Berliner Gegenbauer Gebäudemanagement GmbH will auf dem ehemaligen Areal des Deutschen Bundestages vermehrt Veranstaltungen organisieren. Mit Beginn dieses Jahres hat die Firma die Pacht des Internationalen Kongresszentrums Bundeshaus Bonn (IKBB) übernommen. „Für das kommende Jahr sind jede Menge deutsche und internationale Veranstaltungen geplant“, sagte Gegenbauer-Manager Matthias Schultze der taz. Höhepunkt soll der Weltkongress der erneuerbaren Energien Mitte Juni werden. Der Vertrag ist zunächst auf drei Jahre begrenzt.

Den Zuschlag als Pächter habe das Unternehmen bekommen, weil sein Gesamtkonzept überzeugt habe, das auf die speziellen Bedürfnisse des internationalen Kongressstandortes Bonn abziele, so Schultze. Die Marketing-Idee vereine zwei Bereiche. Die Planung und Durchführung von Veranstaltungen und die Instandhaltung der Gebäude. Damit löst die Firma Gegenbauer die Maritim-Hotelkette ab, die nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin einen Interims-Vertrag mit der Stadt Bonn abgeschlossen hatte. Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) hofft, dass die Stadt durch den Wechsel mehrere hunderttausend Euro spart.

Zum IKBB gehören der Plenarsaal, das Wasserwerk und das Pumpenhaus des ehemaligen Regierungssitzes Bonn. „Alles denkmalgeschützt“, so Schultze. Genau darin bestehe der besondere Reiz der Tagungsstätte IKBB. „Die Bestuhlung des Plenarsaals ist noch original wie bei der letzten Bundestagssitzung 1999 – mit dem einzelnen Sitz der PDS.“ Auch die Insignien der Bundesrepublik wie Bundesadler und -fahne hängen noch an ihrem Platz über dem Sitz des Bundestagspräsidenten.

Der Neubau des Plenarsaals war noch vor dem Umzugsbeschluss der Regierung nach Berlin gefällt worden. Die Abgeordneten nutzten das Gebäude nur für wenige Jahre. Nach dem Wegzug des Bundestages will die Bundesstadt Bonn das vom Architekten Günter Behnisch entworfene Haus für internationale Tagungen nutzen und sich als UNO-Stadt profilieren, um ein wenig vom alten politischen Glanz zu erhalten. Das alte Abgeordnetenhaus – im Volksmund „langer Eugen“ genannt – soll den in Bonn angesiedelten UN-Organisationen als Bürohaus dienen. KIRSTEN PIEPER