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Archiv-Artikel

Köln rüstet sich für Frühjahrsputz

In Köln soll noch im April eine Feinstaub-Messstation aufgestellt werden: am Hohenstaufenring. Außerdem ist geplant, bis zum Sommer einen verkehrsbezogenen Luftreinhalteplan zu erarbeiten

VON PASCAL BEUCKER

Die schönen, trügerischen Zeiten Kölns als vermeintlicher Luftkurort sind bald vorbei. Noch in diesem Monat soll endlich auch die einzige Millionenstadt Nordrhein-Westfalens ihre Feinstaub-Messstation erhalten. Darüber informierte gestern die Stadt den Umweltausschuss des Rates. Aufgestellt werden soll die Station im Bereich des Hohenstaufenrings zwischen Linden- und Mozartstraße. „Die konkreten technischen Vorbereitungen laufen“, sagte ein Sprecher des städtischen Umweltamtes der taz.

Wie das Umweltamt weiter mitteilte, sollen zudem fünf Stickoxyde messende Passivsammler an viel befahrenen Straßen aufgestellt werden. Als Messpunkte für diese Sammler schlägt die Verwaltung die Bonner Straße (Nähe Großmarkt), die Neußer Straße, die Nord-Süd-Fahrt (Nähe WDR oder Turiner Straße), Justinian-/Constantinstraße sowie Wiener Platz/Clevischer Ring vor. Zudem werde das Land bis zum Sommer unter Federführung der Bezirksregierung „für Köln den ersten flächendeckenden Luftreinhalteplan aufstellen“. Die Verkehrszählungen, die die Grundlage für die Erstellung bilden sollen, haben bereits begonnen.

Während Köln noch auf seine Messstation wartet, können sich Düsseldorf und Dortmund den zweifelhaften Ruhm teilen, als erste NRW-Städte die für das gesamte Jahr zulässige Feinstaubbelastung bereits jetzt überschritten zu haben. Trotz der bereits vor Tagen angekündigten Sofortmaßnahmen der Städte lagen die Messwerte an der Brackeler Straße in Dortmund und an der Corneliusstraße in Düsseldorf auch diese Woche wieder über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft. So wurden bis Mittwoch in Dortmund an 37 Tagen und in Düsseldorf sogar an 38 Tagen der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft überschritten. Erlaubt sind nur 35 Überschreitungstage.

In NRW wird die Luftqualität mit 68 ortsfesten Messstationen des Landes ermittelt. Davon stehen 16 an innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten. Zehn Stationen seien in erster Linie auf die Messung industrieller Quellen eingerichtet. Weitere fünf verkehrsbezogene Messstationen sollen hinzukommen. Eine Messstation kostet 100.000 bis 200.000 Euro. Hinzu kommen Personal- und Betriebskosten.

Nach Angaben des Landesumweltministeriums müssen inzwischen für acht Städte Aktionspläne mit kurzfristig greifenden Maßnahmen zur Reduzierung der Luftbelastung aufgestellt werden. Betroffen seien neben Dortmund und Düsseldorf auch Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Krefeld und Neuss. Ein weiterer Aktionsplan werde im Umfeld des Tagebaus Hambach erarbeitet. Notwendig seien solche Pläne zudem für Bielefeld, Paderborn und Wuppertal.

Außerdem würden nach den neuesten Auswertungen verkehrsbezogene Luftreinhaltepläne außer für Köln auch noch für die Städte Essen und Dortmund aufgestellt. Zwei weitere, die aufgrund industrieller Belastungen notwendig seien, würden für Krefeld und Castrop-Rauxel erarbeitet. „Damit wurden und werden in Nordrhein-Westfalen mit den drei bereits Ende 2004 aufgestellten Luftreinhalteplänen in Düsseldorf, Hagen und Duisburg bisher insgesamt acht Luftreinhaltepläne aufgestellt“, so Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne).

Unterdessen warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO gestern nochmals eindringlich vor den schweren gesundheitlichen Folgen der Belastung durch Feinstaub. Durch die Luftverschmutzung verkürze sich die durchschnittliche Lebenserwartung in der Europäischen Union um 8,6 Monate – in der Bundesrepublik sogar um 10,2 Monate, teilte die WHO in Berlin mit. Mit den neuen EU-Vorgaben zur Luftverschmutzung könnte die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bis zum Jahr 2010 um 2,7 Monate verlängert werden. Das bedeute rechnerisch die Verhinderung von 17.000 vorzeitigen Todesfällen.