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Elon Musk bei TeslaNoch mehr Macht und Aussicht auf 878 Milliarden US-Dollar

Tesla-Aktionäre stimmen für ein Paket, das den CEO mit Aktien belohnen soll. Möglicher Nebeneffekt: Musk erhält noch mehr Einfluss aufs Unternehmen.

Protestaktion vor dem Kapitol gegen das von Tesla vorgeschlagene Vergütungspaket in Höhe von 1 Billion US-Dollar für CEO Elon Musk

Eine Million humanoide Roboter, eine Million Robotaxis, eine Versechsfachung des Börsenwerts – sollte Elon Musk diese Ziele erfüllen und bis 2035 bei Tesla bleiben, wird der derzeit reichste Mensch der Welt noch reicher – Schätzungen zufolge könnten dabei 878 Milliarden US-Dollar für ihn rausspringen.

Am Donnerstag stimmten die Anleger beim jährlichen Treffen des E-Autobauers für dieses Vergütungspaket, mit mehr als 75 Prozent der Stimmen. Einige Großinvestoren waren dagegen, darunter der norwegische Staatsfonds, der mehr als 1 Prozent der Tesla-Aktien im Wert von etwa 11,6 Milliarden US-Dollar hält. Neben der exorbitanten Größe des erfolgsbasierten Pakets wurde aus Norwegen das nun noch größere „Key Person Risk“ kritisiert – dass der Erfolg von Tesla nun noch stärker als zuvor an eine Person gekoppelt ist.

Rund 13 Prozent der Stimmen hatte Musk selbst. Zuletzt kaufte er im September Tesla-Aktien im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar. Davor hatte er im Februar 2020 Anteile gekauft. 2022 verkaufte er einen Teil, unter anderem, um seine Übernahme von Twitter zu finanzieren.

Was an dem Nachkauf im September 2025 deutlich wurde: Musk hat seine Machtausweitung geplant. Ebenso dafür spricht seine Drohung, er würde sich aus der Chefetage herausziehen, wenn die Anleger sein Vergütungspaket ablehnten.

Schon im Jahr 2021 stellte der Tech-Unternehmer die Weichen für mehr Einfluss bei Tesla. Denn es ist nicht das erste milliardenschwere Vergütungspaket, das Musk erhalten sollte. 2018 wurde ein gigantisches Paket für ihn beschlossen, das jedoch 2024 von einem Richter in Delaware für ungültig erklärt wurde. Dieser kritisierte, dass das Genehmigungsverfahren „mit erheblichen Mängeln behaftet“ gewesen sei.

Tesla hat gegen die Entscheidung beim Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Delaware Berufung eingelegt – und agiert nun nicht mehr aus Delaware, sondern seit Anfang 2025 aus Texas, wo Musk mit seinen Anteilen selbst mit „Ja“ für sein Vergütungspaket stimmen durfte.

Zehn Jahre weiter an der Spitze

Eine Hauptbedingung des Aktienpakets ist, dass Musk zehn Jahre in führender Rolle bei Tesla bleibt. Das US-amerikanische National Public Radio hat ausgerechnet, dass Musk 28,8 Prozent der Unternehmensanteile halten könnte, wenn er alle Ziele erfüllt.

Das könnte ihm Schätzungen zufolge bis 2035 bis zu 878 Milliarden US-Dollar einbringen. Auch wenn er nur einen Teil der festgelegten Ziele erfüllt, bekommt er Aktien. Denn das Paket besteht aus 12 Teilen. Für die Erfüllung eines jeden Meilensteins erhält der Tech-CEO Anteile – und damit mehr Macht bei Unternehmensentscheidungen in der Zukunft.

Der Tesla-Chef verkündete bei der Versammlung, in den nächsten Jahren ein „ganz neues Kapitel“ aufschlagen zu wollen, mit Robotaxis und humanoiden Robotern. Grundlage dafür sei die Entwicklung eigener KI-Chips. Dabei hat Musk große Visionen: Der Chip von Tesla soll nur 10 Prozent des Preises des derzeitigen Spitzenmodells von Marktführer* Nvidia kosten und nur 30 Prozent des Stroms verbrauchen.

Erfüllt Musk die Unternehmensziele nicht, könnte er von diesem Deal wenig zu sehen bekommen. Fällt der Aktienkurs, weil bei der Entwicklung der Taxis oder Roboter etwas schiefläuft, erhält auch Musk weniger. Sowohl für Anleger als auch für Musk ist das Paket wie ein Münzwurf, bei dem beide Seiten am Ende mit sehr viel oder mit sehr wenig dastehen.

Tesla hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Umsatz und Gewinn sind in der ersten Jahreshälfte eingebrochen. Außerdem könnte das Unternehmen Milliarden an Einnahmen verlieren, weil US-Präsident Donald Trump die Unterstützung für Elektrofahrzeuge eingedampft hat. Zeitgleich geht der Hype um Tesla weiter – ein Unternehmen, dessen Entwicklung nun noch stärker an eine Person gekoppelt ist, die gern impulsive und unberechenbare Entscheidungen trifft.

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