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Lücke für UV-Strahlung schrumpft

Das Loch in der Ozonschicht ist so klein wie lange nicht. Globale Anstrengungen haben geholfen

Das Loch in der schützenden Ozonschicht über der Erde schrumpft weiter. Das Ozonloch sei 2024 kleiner geworden, teilte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf am Dienstag zum Internationalen Tag für die Erhaltung der Ozonschicht mit. Dabei hätten sich die Abmessungen nicht nur im Vergleich mit den Jahren 2020 bis 2023 verringert, sondern auch gegenüber dem durchschnittlichen Wert der Jahre 1990 bis 2020. Dies sei eine gute Nachricht „für die Gesundheit der Menschen und des Planeten“.

„Heutzutage erholt sich die Ozonschicht“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. „Diese Errungenschaft erinnert uns daran, dass Fortschritt möglich ist, wenn Nationen die Warnungen der Wissenschaft beherzigen.“

Die WMO führt die Erholung der Ozonschicht in ihrem Bericht für 2024 teilweise auf natürliche „atmosphärische Phänomene“ zurück. Diese würden von Jahr zu Jahr zu Schwankungen führen. Der langfristige positive Trend sei aber auf „den Erfolg konzertierter internationaler Maßnahmen“ zurückzuführen.

Veröffentlicht wurde der WMO-Bericht am Weltozontag, der an das Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht von 1975 erinnert. Dieses hatte den Abbau der Ozonschicht in der Erdatmosphäre vor 40 Jahren erstmals als globales Problem eingestuft. Konkrete Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht wurden 1987 im Protokoll von Montréal vereinbart. Die Erfolge beim Schließen des Ozonlochs gelten Ex­per­t:in­nen immer wieder als Beispiel dafür, dass globale politische Anstrengungen – und Verbote! – komplexe Probleme lösen können.

Ozon ist ein Gas, dessen Moleküle aus drei Sauerstoffatomen bestehen. Trifft einfallendes Sonnenlicht auf so ein Molekül, wird es gespalten und absorbiert dabei die Strahlung. So schützt die Ozonschicht, die in einer Höhe zwischen zehn und 50 Kilometern über der Erde liegt, das Leben auf der Oberfläche vor ultravioletten Sonnenstrahlen. Gibt es jedoch ein Loch in dieser Schicht, gelangt mehr UV-Strahlung hindurch und gefährdet Menschen, Tiere und Pflanzen – beispielsweise indem sie Hautkrebs oder Grauen Star auslöst.

Ursächlich für den seit einigen Jahren beobachteten Rückgang des Ozonlochs ist dem WMO-Bericht zufolge die Tatsache, dass mehr als 99 Prozent der bislang bekannten ozonschädigenden Substanzen nicht mehr hergestellt und verwendet werden dürfen.

Zu diesen schädigenden Substanzen gehören Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die früher häufig in Haarsprays, Klimaanlagen oder Kühlschränken verwendet wurden. Mit dem Protokoll von Montréal von 1987 wurden FCKW schrittweise verboten. Mit dem Beschluss von Kigali wurde 2016 dann auch ein Verbot von bestimmten Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) durchgesetzt, die lange als FCKW-Ersatz für Kühlmittel verwendet worden waren.

„Fortschritt ist möglich, wenn Nationen die Warnungen der Wissenschaft beherzigen“

António Guterres, UN-Generalsekretär

Infolgedessen werde sich die Ozonschicht weiter erholen und bis Mitte dieses Jahrhunderts wieder das Niveau der 1980er Jahre erreichen, erklärte die WMO. Laut einer UN-Prognose von 2022 wird sich die Ozonschicht über der Arktis bis 2045 wieder schließen können und bis 2066 dann auch über der besonders stark betroffenen Antarktis.

Für den Rest der Welt wird bis 2040 mit einer Erholung gerechnet – wenn nicht neue Gefährdungen auftreten. Aktuell etwa belasten unter anderem Lachgasemissionen die schützende Schicht. Sie entstammen der Verbrennung fossiler Brennstoffe, Industrieprozessen und vor allem der Überdüngung in der Landwirtschaft. (afp/dpa/taz)

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