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Podcast über „Gruppe Reuß“Hochgefährliche Ex­tre­mis­t*in­nen

Eine neue Podcast-Reihe der ARD nimmt sich der „Gruppe Reuß“, an. Im Zentrum steht der Ex-Soldat und „Reichsbürger“ Rüdiger von Pescatore.

Prinz Reuß, mutmaßlicher Kopf der Reichsbürgergruppe „Patriotische Union“, wird bei einer Razzia im Dezember 2022 abgeführt Foto: Boris Roessler/dpa

Vor 30 Jahren verschwundene Waffen aus DDR-Beständen, Vorbereitungen zum Aufbau eigener militärischer Strukturen, mutmaßliche Pläne zum bewaffneten Umsturz: Die Journalisten Helene Fröhmcke, Antonia Märzhäuser und Martin Kaul haben rund um die Gruppe „Patriotische Union“, besser bekannt als „Gruppe Reuß“, recherchiert und ihre Ergebnisse für den Podcast „Deep State – Vom Elitesoldaten zum Reichsbürger“ zusammengetragen.

Die erste Staffel der neuen Podcast-Reihe „Hateland“ mit Gastgeber Louis Klamroth erzählt wie ein fesselnder Krimi und gewährt neue Einblicke in das größte Antiterrorverfahren der Nachkriegsgeschichte. Im Zentrum steht Rüdiger von Pescatore, ein ehemaliger Fallschirmjägerkommandeur, der wegen Unterschlagens von Waffen bereits Ende der 1990er zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden war. Neben Prinz Heinrich Reuß soll er ein Rädelsführer der Reichsbürgergruppe gewesen sein, mutmaßlich bestimmt zum Oberbefehlshaber einer „neuen deutschen Armee“.

Martin Kaul hat seine Spuren verfolgt. Von Briefkastenfirmen in Brasilien, wo von Pescatore 20 Jahre lebte, bis zum sogenannten Gefechtsstand im kleinen Dorf Nellingsheim. Dort soll die Gruppe an Plänen für ein neues Militär gearbeitet und den Umsturz vorbereitet haben. Kaul und sein Team verfolgen hier auch die Spur von Waffen aus der Nationalen Volksarmee der DDR, die in den 1990er Jahren verschwanden und bis heute nicht wieder aufgetaucht sind.

Kaul trifft einen Angeklagten im Gefängnis und liefert Audiomaterial, das die Gefahr, die von den Reichs­bür­ge­r*in­nen ausgeht, verdeutlicht. Die Podcast-Reihe zeigt eindrücklich, dass es sich nicht um eine Gruppe verschwörungsgläubiger Spinner handelt, sondern um strukturierte und ideologisch gefestigte Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen – mit Waffenbeständen, die sie am „Tag X“ einzusetzen bereit waren.

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