Lesepat:in werden: Buchstabensuppe zum Vorlesen
Jede:r kann Kinder beim Lesenlernen unterstützen. Eine Anleitung in fünf Schritten für alle, die ihre Liebe zu Büchern und Geschichten teilen wollen.

E rinnerst du dich noch an das erste Mal, als du eine Bücherei betreten hast? Die Vorfreude, sich neuen Lesestoff auszusuchen und die Nase darin zu versenken, bis dir die Augen zufallen? Viele Kinder kennen das heute nämlich nicht mehr.
Jedes dritte Kleinkind zwischen einem und acht Jahren bekommt nicht regelmäßig von seinen Eltern vorgelesen. Wie die Pisa-Studie regelmäßig zeigt, verschlechtert sich auch die Lesefähigkeit dieser Kinder. 2022 lag die Lesekompetenz auf ihrem Tiefstwert seit Beginn der Pisa-Studien im Jahr 2000. Dabei ist Lesen eine wichtige Voraussetzung, damit Menschen ihren Alltag eigenständig bewältigen können.
Wir erklären dir, wie du das ändern und Lesepat:in werden kannst. Als Pat:in liest du Kindern vor und unterstützt sie so beim Lesenlernen und Verstehen von Texten. Das Rezept ist perfekt geeignet für alle Einsteiger:innen mit zwei bis drei Stunden Zeit pro Woche. Also: Viel Spaß beim Vorlesen!
Was du brauchst:
1 Liter Begeisterung fürs Lesen
eine große Tasse Geduld
optional:
polizeiliches Führungszeugnis
1 EL pädagogische Erfahrung
Schwierigkeitsgrad
Leicht
Zubereitungszeit
2 Stunden pro Woche
Personen
Klappt alleine, macht aber mehr Spaß in der Gruppe
Der Nährwert
10 Prozentpunkte höher liegt der Anteil von Kindern, die ein Gymnasium besuchen, wenn sie in der Kindheit täglich gelesen haben.
0,25 Notenpunkte besser schneiden Schüler:innen, die täglich lesen, im Schnitt in Fremdsprachen ab. Im Deutschunterricht sind sie 0,21 Notenpunkte besser.
Gut zu wissen
Lesen lernen geht nicht nur mit Büchern! Gerade Kindern, die noch Schwierigkeiten haben, fällt das Lernen leichter, wenn sie mit abwechslungsreichen Medien üben. Lass dein Patenkind darum unbedingt mit aussuchen, was gelesen wird.
Die Zubereitung
1 Suche nach Initiativen in deiner Nähe
Verschiedene Träger organisieren unterschiedliche Formen von Lesepatenschaften. Möchtest du nur vorlesen oder Kindern selbst das Lesen beibringen? Möchtest du langfristig mit einem Kind arbeiten oder lieber mit wechselnden Kindern in der Gruppe? Gute Anlaufpunkte, um dich über Besonderheiten zu informieren, sind städtische Bibliotheken, Stiftungen und überregionale Vereine. Die Stiftung Lesen bietet online ein Übersichtsportal, um Initiativen in deiner Nähe zu finden.
2 Informiere dich über Voraussetzungen
Manche Programme haben sehr niedrige Hürden, andere setzen etwa ein polizeiliches Führungszeugnis oder pädagogische Vorerfahrung voraus. Checke deswegen, ob du die Formalia erfüllst, und kümmere dich um nötige Nachweise.
3 Nimm Kontakt zu deiner Organisation auf
Wenn du ein geeignetes Programm gefunden hast, kontaktiere die Verantwortlichen und bewirb dich als Pat:in. Dafür gibt es mittlerweile häufig Online-Tools. Viele Programme für Lesepatenschaften sind niedrigschwellig, führen aber Auswahlgespräche mit den möglichen Pat:innen durch. Da sie die Verantwortung für die teilnehmenden Kinder tragen, ist es für die Programme wichtig, sich einen persönlichen Eindruck von dir zu machen. Wenn du dich über die Anforderungen informiert hast, sollte das allerdings kein Problem darstellen.
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4 Nimm an Vorbereitungsworkshops teil
Bevor deine Patenschaft beginnt, solltest du dich auf deine Aufgaben vorbereiten. Häufig bieten Organisationen Seminare oder Workshops für ihre Freiwilligen an, damit diese optimal vorbereitet sind. Dabei geht es allgemein um die Grundlagen der pädagogischen Arbeit mit Kindern, aber auch beispielsweise um die Sensibilisierung im Umgang mit Kindern aus benachteiligten Familien.
5 Starte die Patenschaft
Mit Kindern zu arbeiten kann herausfordernd sein, also vergiss nicht, viel Geduld mitzubringen. Die meisten Programme dauern ein ganzes Jahr. Das ist wichtig, damit dein Patenkind Vertrauen zu dir aufbauen kann. Nach deiner Zeit als Pat:in kann es hilfreich sein, deine Erfahrungen gezielt zu reflektieren. Zwar stehen bei dem Projekt die Kinder im Mittelpunkt, aber auch die Freiwilligen sollten zufrieden sein. So kann ihr Engagement nachhaltig sein und zu Veränderungen führen. Wenn du Bedenken oder Verbesserungsvorschläge hast, besprich sie mit den Koordinator:innen des Projekts.
Was kann ich tun? Die Frage erreicht die wochentaz seit Jahren immer wieder. Hier stellen wir diesen Sommer konkrete Rezepte für Engagement vor. Zum Nachkochen. Schreibt uns, wie’s schmeckt: zukunftsrezepte@taz.de
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