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Kultserie Mad MenVon Geld und Glück

„Mad Men“ ist eine der ersten Serien, die das literarische Erzählen ins Fernsehen brachte. In der Arte-Mediathek sind nun alle Staffeln zu sehen.

Don Draper mit Ehefrau Betty Foto: Courtesy LIONSGATE TELEVISION/WEINER BROS/AMC/Ronald Grant/Mary Evans

Berlin taz | Werbung beruht auf einer Sache allein – und das ist Glück“ – wem dieser Spruch nichts sagt, der hat vermutlich eine der bemerkenswertesten TV-Produktionen des 21. Jahrhunderts nicht gesehen. Schlimm ist das aber nicht, denn: Knapp 18 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung sind nun alle Staffeln der US-amerikanischen Serie „Mad Menin der Arte-Mediathek verfügbar.

Die Geschichte über den Aufstieg und Wandel der US-Werbebranche in den 1960er Jahren, die größtenteils über den fiktiven Don Draper erzählt wird, umfasst sieben Staffeln und fast 100 Folgen. Während ihrer ursprünglichen Ausstrahlungsperiode von 2007 bis 2015 wurde die Serie dabei mit Dutzenden Preisen geradezu beworfen. Nicht ohne Grund.

Die Serie zeigt zwar eindrücklich, wie die Visionäre der noch recht jungen Werbebranche anfangen, weniger Produkte, sondern in erster Linie Gefühle zu vermarkten und dabei urmenschliche Sehnsüchte zu anzusprechen („Was du Liebe nennst, wurde von Leuten wie mir erfunden, um Nylonstrümpfe zu verkaufen“). Folge für Folge zeichnet „Mad Men“ aber auch ein Sittenporträt der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft der 60er Jahre nach.

Sexismus, Rassismus und Homophobie werden daher ebenso alltäglich präsentiert wie der permanente Konsum von Alkohol und Zigaretten. Nie verfällt die Serie aber in Moralismus, lässt den Zeitgeist vielmehr durch komplex geschriebene Charaktere, feinsinnige Dialoge sowie eine authentische Wiedergabe vieler historischer Details für sich sprechen. Drehbuch, Set-Design, Kostüme – kaum ein Aspekt der Serie wurde nicht von der Kritik gewürdigt.

„Mad Men“

, 7 Staffeln, Arte-Mediathek

Damit gilt „Mad Men“ jetzt schon als zeitloser Klassiker, wie die größten Namen im Serienbusiness von „The Wire“ bis „The Sopranos“. Da die große Traumfabrik Kapitalismus und dessen sozialen Begleiterscheinungen bis heute ähnlich funktionieren, ist sie dabei interessanterweise nur aktueller geworden. Ein Glück, dass sie nun wieder zusehen ist, wobei einem gerade dieses Wort nach dem Genuss von „Mad Men“ ganz sicher eine Weile verfolgt, denn: „Glück ist der Geruch eines neuen Autos“, wie Don Draper sagen würde.

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