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lichtblick der wocheDie EZB führt einen Klimafaktor ein

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht ein bisschen mehr Ernst mit ihrem Versprechen, geldpolitische Instrumente einzusetzen, um den Klimaschutz voranzubringen. Bei der Vergabe von Krediten will sie demnächst einen sogenannten Klimafaktor ansetzen. Dieser soll Sicherheiten danach beurteilen, welches Risiko sie haben, durch die Erderhitzung an Wert zu verlieren.

Mit solchen „Sicherheiten“ sind in der Regel Wertpapiere wie Aktien oder ETFs gemeint: Wenn Unternehmen sich Geld von ihrer Bank leihen wollen, müssen sie solche „marktfähigen Vermögenswerte“, wie es im Finanzsprech heißt, als Pfand hinterlegen. Die Bank nutzt diese als Sicherheit, um sich Geld von der EZB zu besorgen. Wenn nun Anteile etwa von fossilen Konzernen oder Unternehmen, die viel in klimaschädliche Anlagen investiert haben, durch den neuen Faktor abgewertet werden, werden die Banken sie weniger oder gar nicht mehr als Sicherheit akzeptieren – und entsprechend weniger oder keine Kredite mehr an die Unternehmen vergeben, die nichts Besseres als Pfand anzubieten haben. Noch schöner – aber aktuell offenbar nicht angedacht – wäre der nächste Schritt: eine grüne Refinanzierungspolitik. Diese würde bedeuten, dass die EZB gezielt Kredite an Banken vergibt, wenn diese nachhaltige oder grüne Projekte finanzieren.

Immerhin: Ein paar andere Maßnahmen, um den „wirtschaftlichen Wandel hin zu Emissionsneutralität zu forcieren“, hat die EZB schon ergriffen: So ist sie dabei, ihre Analyseinstrumente dahingehend verändern, dass sie zeigen, wie sich der Klimawandel zum Beispiel auf Inflation oder Arbeitsplätze auswirkt. Außerdem will sie mehr Daten sammeln, um die Risiken durch vermehrte Naturkatastrophen besser einschätzen zu können, heißt es in ihrem „Klima- und Naturplan 2024–2025“. (bw)

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