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BasketballGeschwächt zur EM

Die Testspiele der deutschen Basketballerinnen haben gezeigt: Es wird nicht leicht bei der EM in Hamburg. Besonders, weil einige Superstars fehlen.

Auf Talente wie sie wird es ankommen: Frieda Bühner, hier im Spiel gegen die Türkei Foto: Uwe Anspach/dpa

Das Wort „durchwachsen“ beschreibt es wohl am besten. Starke junge Spielerinnen, verletzte Stars, tolle Rebounds und zu viele Fehler in der Defensive zeigte die Testspielserie der deutschen Basketballerinnen vor der Heim-Europameisterschaft. Mit lediglich einem Sieg gegen die Türkei (81:65) und drei Niederlagen gegen Tschechien (70:86) sowie Belgien (45:80 und 97:60) fährt das Nationalteam nun nach Hamburg, wo am Donnerstag die Gruppenphase der Women’s EuroBasket beginnt. Dabei fehlen der DBB-Auswahl allerdings einige Stars, die noch bei den Olympischen Spielen in Paris den Unterschied gemacht hatten.

Zum Testspielabschluss gegen Europameister Belgien schickte Bundestrainerin Lisa Thomaidis am Samstagabend Romy Bär, Alexis Peterson, Emily Bessoir, Frieda Bühner und Newcomerin Clara Bielefeld als Starting Five aufs Parkett. Die deutsche Auswahl lag zur Halbzeit gerade mal 31:37 hinten und konnte im zweiten Viertel sogar unentschieden spielen. Dann aber zog Belgien, vor allem dank einer brillanten Emma Meesseman, davon.

Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte man Belgien noch schlagen können, diesmal schien der amtierende Europameister auf einem anderen Level. Und Meessemans sind im deutschen Team derzeit Mangelware.

Denn personell musste die Mannschaft von Bundestrainerin Lisa Thomaidis in den vergangenen Wochen einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen. Angefangen mit der Absage von Satou Sabally, die sich lieber auf die WNBA-Saison mit ihrem neuen Team Phoenix Mercury konzentrieren will, setzte es schon im ersten Testspiel gegen Tschechien den großen Schock: Im ersten Viertel erlitt Kapitänin Marie Gülich bei einer Offensivaktion der Deutschen einen Riss des vorderen Kreuzbands.

Viele Absagen

Eine Woche vor Start der Europameisterschaft sagte schließlich auch WNBA-Spielerin Nyara Sabally aufgrund von Knieproblemen ab und Alina Hartmann erlitt im ersten Test gegen Belgien eine Meniskusverletzung. Damit fehlen nicht nur vier starke Spielerinnen, sondern auch diejenigen, die den deutschen Frauenbasketball schon weit über die Grenzen hinaus bekanntgemacht haben.

In Hamburg werden noch zwei WNBA-Spielerinnen zum deutschen Team stoßen: Leonie Fiebich, die wie Nyara Sabally bei New York Liberty spielt, und Luisa Geiselsöder von den Dallas Wings. Immerhin scheinen beide in Topform. Vor allem Geiselsöder macht in ihrer Rookie-Saison einen starken Eindruck. In ihrem siebten WNBA-Einsatz gelangen ihr gegen die Las Vegas Aces insgesamt 13 Punkte. Und auch Fiebich kommt auf 6,7 Punkte pro Spiel. Beide werden daher eine große Bereicherung für das deutsche Team sein.

Talente müssen es richten

Die Testspiele zeigten auch, welche Talente im deutschen Team stecken. Gerade in den Spielen gegen Tschechien und die Türkei überragte beispielsweise Frieda Bühner. Mit 30 Punkten gegen die Türkinnen erreichte sie ihren persönlichen Rekord. Bundestrainerin Thomaidis war begeistert von der 20-Jährigen. Spielerinnen wie Bühner oder die erst 17-jährige Clara Bielefeld vom Herner TC könnten es schaffen, den Enthusiasmus der Olympischen Spiele auch nach Hamburg zu bringen und von dort womöglich nach Piräus in Griechenland, wo anschließend die Hauptrunde gespielt wird.

Der Weg dorthin ist aber schwer – dem sind sich wohl alle bewusst, auch wenn die Bundestrainerin nie gerne über Probleme spricht. Auf eines kann sich das deutsche Team dabei aber verlassen: eine großartige Moral. Auch wenn man wie beim ersten Spiel gegen Belgien weit zurücklag, hatte sich die DBB-Auswahl nie aufgegeben.

Bei der anstehenden Herausforderung der Women’s EuroBasket braucht es das. Denn mit Spanien, Schweden und Großbritannien warten durchaus knifflige Gegnerinnen und die Gruppe D wird – mitunter aufgrund des deutschen Teams – auch als Todesgruppe bezeichnet. Damit in Hamburg weder der Traum von einer Medaille noch der Aufwärtstrend im deutschen Frauenbasketball beerdigt werden müssen, wird also eine gute Moral wichtig sein. Allein damit lassen sich die Spiele aber nicht gewinnen.

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