Meduza-Auswahl 15. – 21. Mai: Wie Russland Ukrainer:innen auf der Krim bestiehlt
Auf der besetzten Halbinsel übertragen korrupte Notare ukrainisches Eigentum auf russisches Militärpersonal. Wie das kriminelle System funktioniert.
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 15. – 21. Mai 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Was aus dem Gespräch zwischen Trump und Putin folgt
Das Gespräch zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin hat keinen Frieden bringen können. Wie geht es nun weiter: Werden die USA die Ukraine weiterhin unterstützen? Und wie lange könnte der Krieg noch andauern? Meduza zieht eine Zwischenbilanz des Verhandlungsprozesses (russischer Text).
In den letzten Monaten gab es verschiedene Erklärungen für den seltsamen Verlauf der Verhandlungen – bis hin zu Verschwörungstheorien. Die aber wohl geläufigste Vermutung: Beide Konfliktparteien teilen Trumps Bestreben, den Krieg um jeden Preis und zu beliebigen Bedingungen zu beenden, nicht. Indem sie weiterhin an den Verhandlungen teilnehmen, wollen sie lediglich Vorteile für sich herausholen – oder zumindest verhindern, dass der Gegner Vorteile erzielt. Ein Erfolg für die Ukraine könnten etwa eine Ausweitung der militärischen Unterstützung durch die USA sowie neue Sanktionen gegen Russland sein.
Wer lebt da in meiner Wohnung?
Olena Kolisnichenko und ihre Mutter Svitlana besitzen eine Wohnung auf der Krim – eigentlich. Denn dass dort mittlerweile jemand anderes lebt, erfuhren sie, nachdem sie eine Stromrechnung mit dem Namen dieser Person erhalten hatten.
Das hat Methode: Auf der von Russland besetzten Krim helfen korrupte Notare dabei, die Eigentumsrechte an Wohnungen von Ukrainern an russisches Militärpersonal zu übertragen. So berauben die vom Kreml eingesetzten Behörden Ukrainer:innen – insbesondere diejenigen, die die russische Staatsbürgerschaft auf der besetzten Halbinsel abgelehnt haben – ihres Hab und Guts. Der Krim-Ableger von RFE/RL, Krym.Realii, hat recherchiert, wie Russland diese Beschlagnahmungen systematisiert. Meduza veröffentlicht eine gekürzte englische Fassung.
„Ausländische Agenten“ und Abiprüfungen
Wer die Prüfung für den Schulabschluss und die Zulassung zu Hochschulen in Russland bestehen will, darf künftig keine Werke von „ausländischen Agenten“ mehr zitieren oder „zur Verbreitung verbotene Materialien“ nutzen. Doch nach Recherchen von Meduza wurde den Lehrern bislang gar nicht mitgeteilt, welche Materialien genau von dem Verbot betroffen sind.
Vor dem Hintergrund der seit Beginn des Ukrainekriegs verschärften Zensur erhielten Dutzende russischer Literaten den Status „Auslandsagenten“. Darunter sind etwa der beliebte Schriftsteller Boris Akunin (der auch auf der Liste der „Extremisten und Terroristen“ steht), Dmitri Gluchowski (in Abwesenheit zu acht Jahren Haft in einer Kolonie wegen „Fälschungen“) sowie die Autorin Ljudmila Ulizkaja ebenso wie der Literaturwissenschaftler Alexander Archangelski.
Russland Wirtschaft schrumpft – beeinflusst das den Krieg?
Der allumfassende Krieg in der Ukraine geht ins vierte Jahr. Und Moskaus Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben bleiben auf einem seit der Sowjetzeit nicht mehr gesehenen Niveau. Doch das Wachstum der russischen Wirtschaft ist von seinem Höchststand von 4,5 Prozent des BIP Ende 2024 abgekühlt. Was steckt hinter dieser plötzlichen Konjunkturabschwächung? Und gefährdet sie die Fähigkeit des Kremls, seine Invasion fortzusetzen? Meduza beantwortet diese und andere Fragen auf Englisch.
So bescherte der Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 Russland trotz Sanktionen enorme Gewinne: Die Einnahmen lagen um 42 Prozent oder 175 Milliarden Dollar über dem durchschnittlichen Jahreseinkommen aus Energieexporten in den letzten 13 Jahren. Aber 2025 sieht die Lage anders aus: Donald Trumps Zollkriege und das so entstandene globale Handelschaos haben in Verbindung mit der Änderung der Preisstrategie der OPEC+ zu einem Preisverfall geführt.
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