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Podcast von Paul RonzheimerLeider geil

Paul Ronzheimer macht in seinem Polit-Podcast guten Content. Schade nur, dass er von Springer finanziert ist. Und bei Rechten auf Selbstentzauberung setzt.

Der Podcast „Ronzheimer“ mit Paul Ronzheimer wird von „Bild“ finanziert Foto: teutopress GmbH/imago

Jeden Morgen ploppt eine neue Folge von Paul Ronzheimer auf. Im Podcast mit dem bescheidenen Namen „Ronzheimer“ spricht der Kriegsreporter und stellvertretende Chefredakteur der Bild-Zeitung mit Gästen über Politik. Der Podcast erschien zunächst wöchentlich, inzwischen täglich, und wächst laut dem Mediendienst Meedia sehr stark. Und ja, er ist wirklich gut.

Das Format ist klassisch: Ronzheimer diskutiert mit seinem Bild-Kollegen Filipp Piatov die sich überschlagende weltpolitische Lage. Oder es sind bekannte Gesprächspartner zu Gast, wie der Sicherheitsexperte Peter Neumann oder der Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD). Bei den klugen Gesprächen vergisst man schnell: „Ronzheimer“ wird von Bild produziert.

Für den Springer-Verlag ist der 39-jährige Ronzheimer ein Aushängeschild. Er ist laut Springer das „markenübergreifende journalistische Gesicht“. Das Portal „Übermedien“ sprach in diesem Zusammenhang von „Ronzwashing“, also dem Versuch, das kaputte Image von Bild durch Ronzheimers seriöse Art zu überdecken. Offenbar gelingt das: Die Marke profitiert, ohne sich grundlegend zu verändern. Kann der Mann den Laden nicht einfach verlassen?

In vielen Episoden geht es um die deutsche Innenpolitik. Etwa um das Bundesamt für Verfassungsschutz und welchen Einfluss das Bundesinnenministerium hat. Oder warum, hier wieder Bild-typisch, die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken zu Beginn der Sondierungsverhandlungen nach Lanzarote in den Urlaub geflogen ist.

Ronzheimer“

jeden Tag eine neue Folge,

bei allen Podcatchern

Schwerpunkt Ukraine

Weiterer Schwerpunkt des Podcasts ist die Ukraine, mehrfach berichtete der Kriegsreporter aus Kyjiw. Dabei folgt „Ronzheimer“ der Blattlinie: pro Waffenlieferungen und pro Israel.

Manchmal führt Ronzheimer auch Streitgespräche und lädt umstrittene Gesprächspartnerinnen ein. Etwa die AfD-nahe Influencerin Naomi Seibt, was für viel Kritik sorgte. Ronzheimer verfolgt offenbar den Ansatz, dass sich rechte Influencerinnen wie Seibt durch ihre Aussagen selbst entzaubern. Wie bei der AfD klappt das nicht. Problematische Gäste nur für die Zugriffszahlen einzuladen, ist dann doch wieder nur Bild.

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