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Schwachstellen im AlltagDer Trick mit den Legosteinen

Legosteine waren nicht immer das, was sie heute sind. Bei Herstellern von Elektronikgeräten und Autos scheinen sie für Inspiration gesorgt zu haben.

Auf den ersten Blick sahen sie aus wie andere Legosteine auch

D ie unbeliebtesten Legosteine in der Spielzeugkiste meiner Kindheit müssen sich direkt aus den 1950er Jahren dahingebeamt haben. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie andere Legosteine auch: Rot oder weiß oder blau lagen sie da, in charakteristischer Legosteingröße mit den kleinen Noppen oben.

Optisch fielen sie nicht auf. Ihr Problem lag mehr bei den inneren Werten: Sie waren hohl. Keine Stalaktiten, die dafür sorgen, dass die Steine nicht nur locker aufeinandersitzen, sondern sich aneinander festhalten. Wer ein Haus, ein Boot, ein Raumschiff baute und zufällig ein paar von den hohlen Steinen erwischte, hatte die Sollbruchstelle gleich mit drin. Die Hersteller heutiger Elektronikgeräte hätten ihre Freude daran.

Zum Beispiel der Druckerhersteller Brother. Berichten von Tech-Medien zufolge hat der jüngst ein Update für seine Geräte ausgerollt. Und zwar eines, dem man ebenfalls von außen nicht ansieht, was drinsteckt. Nämlich folgender Trick: Erkennt der Drucker, dass er mit Fremdpatronen bestückt wurde, also solchen, die nicht vom Druckerhersteller selbst stammen, sinkt die Druckqualität. Der Hersteller ist nicht der erste, der zu so einem zweifelhaften Kniff greift. HP sorgte schon per Update für Funktionsstörungen, wenn Patronen von einem anderen Hersteller eingelegt wurden.

Dabei müssen sich Ver­brau­che­r:in­nen vermutlich glücklich schätzen, wenn es nur ihr Drucker ist, der plötzlich unbrauchbar wird oder schlechtere Qualität liefert. Wer immer wieder feststellen muss, welche Fiesheiten Digitalisierung bereithält: Menschen mit Auto.

KI wie Deepseek in Autos

Da ist zum Beispiel der Hersteller, der seine Kun­d:in­nen extra zahlen lässt, wenn sie die volle Akku-Leistung und mehr Beschleunigung haben wollen. Und nach der Pleite eines US-Unternehmens konnten Kun­d:in­nen praktisch zusehen, wie ihre Fahrzeuge zu Elektronikschrott werden – wenn nicht in letzter Minute eine andere Firma die Cloud-Infrastuktur übernommen hätte, die für den Betrieb der Fahrzeuge nötig ist. Mögen die 1950er in Sachen Legosteinen, und na ja, auch vieler anderer Dinge, mies gewesen sein – Au­to­be­sit­ze­r:in­nen hatten es dahingehend leichter.

Noch mehr Spannung verspricht es, wenn Hersteller ihre Fahrzeuge mit künstlicher Intelligenz aufrüsten. In China bringen die Firmen schon Deepseek in die Autos. Das könnte die Navi-Verwirrung, die Fah­re­r:in­nen zum Beispiel statt ins österreichische Salzburg in den gleichnamigen rheinland-pfälzischen Ort schickt, auf ein neues Niveau heben. Jemand gibt aus Versehen Satzburg ein? Kein Problem – die KI erfindet einfach einen Ort mit diesem Namen und schickt den Fahrer dorthin.

Im Salzburger Fall hat die verirrte Familie schließlich die Polizei um Hilfe gebeten. Die hat geholfen und im Navi das richtige Ziel eingestellt. In Zukunft sollten die Be­am­t:in­nen also besser auch ein paar KI-Kenntnisse bereithalten.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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