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Kinder fragen, die taz antwortetWoher wissen Forschende, welche Farben Katzen sehen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Jona, 8 Jahre alt.

Die Forschung weiß: Katzen können keine Rottöne sehen Foto: Ramon Espelt/imago

Nachts sind alle Katzen grau – das ist auch so eine Redewendung, die Erwachsene gerne sagen. Aber es stimmt: Egal wie unterschiedlich Katzen am Tag auch gefärbt sein mögen – nachts sehen sie mehr oder weniger gleich aus. Grau eben. Das geht Katzen mit uns Menschen übrigens nicht anders.

Das wissen wir, weil das Katzenauge zum Teil ganz anders aufgebaut ist als unseres, zum Teil aber sehr ähnlich. Sowohl Katzen als auch Menschen sehen etwas, wenn Licht auf die Netzhaut fällt, die sich in ihrem Auge befindet. Auf dieser Netzhaut sind lichtempfindliche Sinneszellen, sie heißen Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen nehmen den Unterschied von hell und dunkel wahr, die Zapfen dagegen Farben.

Wir Menschen haben drei grundverschiedene Sorten Zapfen. Stell sie dir vor wie Schlüssellöcher. In jedes passt nur ein ganz bestimmter Schlüssel. Diese Schlüssel sind die Farben. Blau passt nur ins Blau-Schlüsselloch. Dann meldet der Sehnerv ans Gehirn: „Achtung, Blau kommt!“ So funktioniert das bei uns Menschen auch für Rot und Grün. Aus diesen drei Grundfarben sind übrigens alle anderen Farben, die wir sehen, zusammengemischt. (Das funktioniert bei Licht anders als beim Tuschkasten, aber das führt hier zu weit.)

Die Forschenden müssen also nur die Netzhaut von Katzen ganz genau untersuchen, und schon wissen Sie, für welche Farben wie viele Schlüssellöcher da sind. Und deshalb wissen sie auch: Die Rot-Zapfen fehlen.

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Man kann aber auch einfach die Katze selbst fragen. Wenn man ihr zum Beispiel immer wieder einen blauen Ball zeigt und ihr dann etwas besonders Feines zu fressen gibt, dann hat sie irgendwann gelernt: Blau bedeutet Leckerli. Zwischendurch zeigt man ihr einen gelben Ball, bei dem gibt es aber nichts. Irgendwann kommt die Katze sofort freudig maunzend angelaufen, wenn man ihr den blauen Ball zeigt, während sie beim gelben Ball gelangweilt liegen bleibt. Dann weiß man, dass sie die beiden Farben erkennt und unterscheiden kann.

Das kann man dann in den unterschiedlichsten Varianten ausprobieren, bis man genau weiß, welche Farben eine Katze erkennt und welche nicht. Und auch auf diese Weise stellt man fest: Rottöne können Katzen nicht sehen.

So wie wir übrigens auch nicht alle Farben erkennen. Ultraviolett ist so eine Farbe, die wir nicht wahrnehmen – Katzen aber sehr wohl. Die Welt sieht für Katzen also definitiv anders aus als für uns.

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2 Kommentare

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  • Jona, 8, hat ganz bestimmt nicht nach "Forschenden" gefragt.

  • Manche Dinge erschließen sich aus der Paläontologie, also aus Funden von Fossilien und aus den Stammbäumen der Tiere.



    Kluge Fragen, wie die von Jona, haben WissenschaftlerInnen veranlasst, die Funde genauer zu studieren, vor allem die "Farbkörperchen", die Pigmente.



    "Der Sinn der Feder liegt im Auge des Betrachters



    Marie-Claire Koschowitz, Christian Fischer und Martin Sander legen nun im Fachblatt "Science" eine Studie vor , die eine seit Längerem diskutierte These stützt: Das Federkleid mancher Saurier wurde deshalb glatter, schillernder und bunter, weil Dinosaurier eine besonders gute Farbwahrnehmung hatten. Die Evolution der Feder wäre demnach ein Anpassungsprozess gewesen, der eine vorhandene Fähigkeit in optimierter Weise genutzt hätte."



    Und jetzt der Brückenschlag: Die Nachfahren der Saurier haben vier Zapfentypen, wir Menschen nur drei:



    "Stoddard und ihr Team glauben, dass ihre Ergebnisse auf alle tagaktiven Vögel mit tetrachromatischem Sehvermögen zutreffen, ebenso wie auf mehrere Fische, Reptilien und Wirbellose. Diese ausgeprägte Fähigkeit der Farbunterscheidung könnte auch ein Merkmal der Dinosaurier gewesen sein, von denen viele vermutlich ein buntes Federkleid hatten."