
Ramadan in Frankfurt: Als es kurz einmal still wird in Frankfurts Bahnhofsviertel
Wo Rotlicht und Kneipentouristen das Straßenbild prägen, haben sich Anwohnende zum Fastenbrechen verabredet. Eine Initiative gegen rechten Populismus.
E s ist ein kalter, regnerischer Abend im Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Straßen sind lebendig, doch nicht von den üblichen Hektikern, die sich in die Bars und Läden stürzen. Heute, gegen 18.30 Uhr, ist die Elbestraße gesperrt. Statt der typischen Geräusche des städtischen Trubels ertönt das leise Murmeln von Gesprächen, das Lachen von Bekannten, die sich begrüßen. Rund hundert Menschen haben sich bereits versammelt, viele, die sich hier im Viertel gut kennen. Die Atmosphäre ist entspannt, fast familiär.
Es ist der Beginn eines besonderen Abends – des Fastenbrechens im Ramadan. Zum siebten Mal lädt der Gewerbeverein „Treffpunkt Bahnhofsviertel e. V.“ in Zusammenarbeit mit der Initiative „Auf ins Viertel“ zu einem gemeinsamen Iftar ein. Menschen aus verschiedenen Ecken Frankfurts kommen zusammen, um das Fasten zu brechen, das im Islam den Tag nach Sonnenuntergang abschließt. Der Ramadan – eine Zeit der spirituellen Reinigung, des Gebets, der Besinnung – ist hier mehr als nur ein religiöses Ritual. Es ist ein Moment der Gemeinschaft und der Solidarität, der in einem Viertel wie diesem, das oft von Medien und Politik als „Brennpunkt“ bezeichnet wird, auch etwas Positives bewirken kann.
Die Tische sind gedeckt mit dampfendem Reis, Gulasch, frischem Salat und warmem Fladenbrot. In einer Schlange warten die Menschen geduldig, holen sich ihre Teller und setzen sich gemeinsam an die langen Bänke. Die festliche Atmosphäre scheint mit dem Regen, der leise auf den Asphalt trommelt, eine ungewöhnliche Harmonie zu bilden. Hier, inmitten von Elend und Drogenkriminalität, wie es oft in politischen Debatten beschrieben wird, findet an diesem Abend etwas anderes statt: ein Fest der Begegnung, der Freude und des Austauschs.
In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Muslime, das entspricht etwa 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die größte Gruppe stellen Muslime türkischer Herkunft, die vor allem im Zuge der Gastarbeiteranwerbung ab den 1960er Jahren nach Deutschland kamen. Weitere große Gruppen stammen aus arabischen Ländern, dem Iran, dem Balkan sowie aus Südasien (Pakistan, Afghanistan). Die muslimische Gemeinschaft ist also sehr heterogen, sowohl ethnisch als auch in religiösen Ausprägungen. Der Großteil gehört der sunnitischen Glaubensrichtung an, gefolgt von Schiiten, Aleviten und Ahmadiyya-Muslimen.
Welche Bedeutung haben die Feierlichkeiten zum Ramadan?
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und eine der fünf Säulen des Islam. Er ist eine Zeit der spirituellen Reinigung, des Fastens und der Besinnung. Gläubige Muslime verzichten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und sexuelle Aktivitäten. Das Fastenbrechen (Iftar) am Abend ist ein zentrales gemeinschaftliches Ereignis, das oft in Familien- oder Gemeindekreisen gefeiert wird.
Der Ramadan endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr, Zuckerfest), einem der wichtigsten islamischen Feiertage, der mit Festessen, Besuchen bei Familie und Freunden sowie mit Spenden an Bedürftige verbunden ist. In diesem Jahr ist das Zuckerfest vom 30. bis 31. März. Da der islamische Kalender auf dem Mondjahr basiert, wandert der Ramadan jedes Jahr um etwa zehn Tage nach vorne.
Welche Gruppen feiern in Deutschland Ramadan?
Neben Sunniten und Schiiten begehen auch Aleviten und Ahmadiyya-Muslime den Ramadan, wenn auch in unterschiedlichen Formen. Aleviten, die sich stärker auf soziale Gerechtigkeit und Mystik konzentrieren, legen weniger Wert auf das rituelle Fasten. Die Ahmadiyya-Gemeinschaft feiert den Ramadan ebenfalls intensiv, legt aber großen Wert auf soziale Projekte und interreligiösen Dialog während dieser Zeit.
Steht die Ramadan-Beleuchtung für Anerkennung oder Parallelgesellschaften?
Die Einführung von Ramadan-Beleuchtungen in einigen deutschen Städten – darunter Frankfurt, Offenbach und Köln – soll als Zeichen der gesellschaftlichen Anerkennung und Sichtbarkeit muslimischer Traditionen dienen. Während christliche Feste wie Weihnachten oder Ostern selbstverständlich im öffentlichen Raum präsent sind, war der Ramadan bisher eher eine private oder gemeindebasierte Feierlichkeit.
Befürworter*innen sehen in der Beleuchtung ein wichtiges Signal der Teilhabe und Akzeptanz für Muslime in Deutschland. Kritiker*innen hingegen befürchten, dass solche Maßnahmen nicht zur Integration beitragen, sondern eher zur Bildung von Parallelgesellschaften, da sie religiöse Unterschiede stärker betonen. Die Debatte spiegelt eine größere gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber wider, wie viel sichtbare religiöse Vielfalt im öffentlichen Raum erwünscht ist.
Wie ausgeprägt ist antimuslimischer Rassismus in Deutschland?
Muslime in Deutschland sind immer wieder mit antimuslimischem Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Studien zeigen, dass muslimische Bewerber*innen auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden, insbesondere Frauen mit Kopftuch. Auch Übergriffe auf Moscheen und muslimische Einrichtungen sind keine Seltenheit.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.464 islamfeindliche Straftaten polizeilich erfasst, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 610 Fällen im Jahr 2022. Die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (CLAIM) dokumentierte für 2023 sogar 1.926 antimuslimische Vorfälle, darunter 88 Angriffe auf religiöse und muslimisch markierte Orte. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 42 Verletzte bei islamfeindlichen Straftaten registriert, darunter vier Schwerverletzte.
(Derya Türkmen)
Doch während hier das Fasten gebrochen wird, gibt es parallel zu dieser festlichen Stimmung eine politisch viel beachtete Diskussion um das Viertel. Anfang März stellte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieben Maßnahmen vor, um das Bahnhofsviertel „aus dem Elend zu retten“. Es sei ein Brennpunkt für Drogenkriminalität.
Sein Plan sieht vor, mit verstärkter Polizeipräsenz und zusätzlichen Beratungsangeboten gegen diese Herausforderungen vorzugehen. Der Vorschlag stieß auf kritische Stimmen innerhalb der Frankfurter Stadtpolitik, vor allem aus den Reihen der Koalition aus FDP, Grünen, SPD und Volt. Es gibt Zweifel daran, dass mehr Polizei der richtige Weg ist, um die komplexen sozialen Probleme im Viertel zu lösen.
Wer an diesem Abend, nur wenige Tage nach Rheins Beitrag, durch das Bahnhofsviertel spaziert, erlebt eine völlig andere Realität als jene, die in düsteren Bildern von Polizeirazzien, Elend und Kriminalität oft die politischen und medialen Debatten dominiert. Die Straßen sind heute Schauplatz einer Veranstaltung der Hoffnung und des Dialogs. Inmitten der Herausforderungen des Viertels zeigt sich eine aktive, solidarische Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt.

In der Elbestraße wird es auf einmal kurz still. Vor den Bars setzen sich die Menschen langsam auf ihre Plätze. Die Stimme eines Imams, der eigentlich in einer Moschee in einer Parallelstraße tätig ist, erklingt über Lautsprecher und ruft mit einem Gebet zum Fastenbrechen auf. Alle nehmen den ersten Schluck Wasser – und das gemeinsame Essen beginnt.
„Komm, nimm noch ein bisschen Reis“, ruft jemand. „Haben alle Ayran bekommen?“, fragt ein anderer. Ein Mann sagt „Afiyet olsun“ – auf Türkisch „Guten Appetit“ – lacht und erkundigt sich, ob er es richtig ausgesprochen hat. Hier sitzen nicht nur muslimische, sondern auch christliche, jüdische und nicht gläubige Freund*innen des Viertels beisammen. Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten sind an diesem Abend hier – von Wohnungslosen bis zu Künstler*innen, von Sozialarbeiter*innen bis zu Geschäftsinhaber*innen.
„Es ist für uns eine Gelegenheit, einander wiederzusehen, wie ein Familientreffen“, erzählt Gilly, die in der Straße wohnt und nur ihren Vornamen nennt. Sie erinnert sich daran, wie ihre Straße einmal von der Bild-Zeitung als „Deutschlands gefährlichste Straße“ bezeichnet wurde. „Dabei ist es hier so viel mehr als nur das, was in den Schlagzeilen steht“, sagt sie, als sie ihren Reis isst. Gekocht wird das Essen von mehreren Gastronomen sowie Gewerbetreibenden aus dem Bahnhofsviertel, die sich vor Jahren zusammengetan haben.
Gilly ist 34 Jahre alt und Sozialarbeiterin. Sie isst an diesem Abend mit ihren Freundinnen und Freunden genau dort, wo sie sonst feiert oder ein Glas Wein trinkt. „Das Lustigste ist ja: Gerade reden alle über Abschiebungen und angeblich gefährliche Muslime – und wir sitzen hier mitten auf der Straße mit unseren muslimischen Freunden und brechen gemeinsam das Fasten“, sagt Gillys Freundin schmunzelnd. „Das kannst du halt nur hier – das ist Frankfurt.“

Auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ist da. Immer wieder wird er begrüßt, viele wollen mit ihm ins Gespräch kommen. Er ist längst ein regelmäßiger Gast beim Fastenbrechen im Bahnhofsviertel. „Das sind Traditionen, die eigentlich die positive Koexistenz von vielen Menschen in dieser Stadt zeigen, die am Ende unter einem Dach, unter dem Dach der Stadt Frankfurt, friedlich und gut zusammenleben“, sagt der 42-Jährige.
Wer Josef kennt, weiß: Er sagt das nicht nur während des Ramadan oder zu Chanukka. Er betont es überall – dass Frankfurt eine Stadt ist, in der „Menschen aus über 180 Ländern mit unterschiedlichsten Weltanschauungen, Religionen, aber eben auch Atheisten“ wohnen. Und dass dies „für mich eigentlich das Wesentlichste unserer Stadt ist, das Wichtigste“.
Früher Planungs- und Sportdezernent der Stadt, hat sich Josef sehr lange in Frankfurt beliebt gemacht und wurde Anfang 2023 zum Oberbürgermeister gewählt. Neben Görlitz, Hannover und Landshut gehört Frankfurt heute zu den vier Städten in Deutschland mit einem Oberbürgermeister mit Migrationsgeschichte.
Im Alter von vier Jahren kam Josef 1987 mit seiner Familie als Flüchtlingskind aus Qamischli in Syrien nach Deutschland – auch wenn diese Geschichte für den Politiker in der Öffentlichkeit kaum ein Thema ist. Vielleicht auch, weil es in Frankfurt, wo rund 50 Prozent der Bevölkerung eine Einwanderungsgeschichte haben, nichts Außergewöhnliches ist.

„Frankfurt ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Zusammenleben der Menschen funktioniert, die kulturelle Offenheit, die Vielfalt, wie das auch als Mehrwert gesehen werden kann und was auch für eine Chance dahintersteckt, wenn man eben nicht danach fragt, wo kommt jemand her, sondern wo jemand hinmöchte “, sagt Josef.
Am letzten Donnerstagabend im Februar, einen Tag vor Beginn des Ramadans, sammelten sich in der Frankfurter Freßgass mehrere Hundert Menschen mit ihren Kindern. Einige zückten ihre Handys und machten Videoanrufe mit Familie und Bekannten, um stolz zu zeigen, wie die Ramadan-Beleuchtung jetzt erstrahlt. Die Zeremonie zur Einschaltung dieser festlichen Beleuchtung wurde von der Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg sowie der Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (beide Grüne) begleitet.
Die Straßen sind für die Zeit des Fastenmonats festlich geschmückt – zum zweiten Mal hängen Halbmonde und Sterne entlang der Straßen, ebenso schmuckvolle Fanoos-Laternen, wie sie in islamischen Ländern zu Ramadan Tradition haben. Der Schriftzug „Happy Ramadan“ leuchtet dazu in bunten Farben.
Mike Josef, Frankfurter Oberbürgermeister, SPD
Frankfurt war im vergangenen Jahr deutschlandweit die erste Stadt, die eine solche Beleuchtung installiert hatte – auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. Die Stadt übernahm die Finanzierung, wobei die Anschaffungskosten 50.000 Euro und die laufenden Betriebskosten 25.000 Euro betrugen.
Schnell löste sich ein Shitstorm aus, Tausende kritisierten die Stadt für ihre Entscheidung. „Gehört Frankfurt überhaupt noch zu Deutschland?“ lautete etwa einer der Onlinekommentare auf der Plattform X (ehemals Twitter). Die AfD-Fraktion im Hessischen Landtag sprach von einer „schrittweisen Islamisierung unseres Landes“.
Tatsächlich war Frankfurt mit der Beleuchtung Vorreiter in Deutschland. Zwar gab es im vergangenen Jahr auch in Köln eine Ramadan-Beleuchtung, diese wurde jedoch nicht von der Stadt selbst organisiert, sondern war eine Initiative des Vereins „The Ramadan Project“. Und auch in diesem Jahr folgte Berlin mit einer eigenen Beleuchtung, aber nur am Rathaus Tiergarten, wo erstmals der beleuchtete Schriftzug „Ramadan Kareem“ aufgehängt wurde, der Gruß für einen „frohen Ramadan“.
Das zweite Jahr mit Ramadan-Beleuchtung
Die Stadt Frankfurt entschied sich in diesem Jahr erneut für die Ramadan-Beleuchtung. Doch dieses Jahr gab es kaum Kritik, sagt die Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner. „Manchmal muss man auch den Rücken durchdrücken, mutig sein und zeigen, dass wir alle dazu gehören.“
„Es ist für uns ein Zeichen in einer Zeit, wo der Ton sehr rau ist, aber auch antimuslimische Stimmung sich sehr breit macht“, sagt Diversitätsdezernentin Eskandari-Grünberg. „Für uns war es wichtig zu sagen: Wir stehen zu der Vielfalt in der Stadt.“ Für Eskandari-Grünberg ist die Beleuchtung ein Symbol von Respekt, Wertschätzung und Anerkennung – genauso wie die Weihnachts- oder Chanukka-Beleuchtung.
Die 45-jährige Ayse Demir macht mit ihrem Sohn ein Selfie vor der Beleuchtung. Der Neunjährige erzählt stolz, dass er das Bild seinen Cousins in der Türkei schicken will. „Das haben sie nicht“, sagt er. „Wir leben schon lange in Deutschland, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt auch seine Mutter. „Es berührt mich sehr, dass wir auf diese Weise Anerkennung bekommen.“ Auf der Straße habe man zurzeit öfter Angst als Frau mit Kopftuch, doch „das entmutigt einen etwas“.
Laut Eskandari-Grünberg bekomme sie nicht nur von Muslimen, sondern auch von christlichen und anderen Gemeinschaften positive Rückmeldungen zur Beleuchtung. „Überall sehen wir Menschen mit muslimischem Hintergrund, die in dieser Stadt einfach friedlich leben.“ Sie brächten ihre Kultur, ihre Religion und ihre eigenen Bedürfnisse mit. „Wenn Menschen hier leben, bedeutet das auch, dass wir uns für sie einsetzen müssen“, sagt Eskandari-Grünberg.
Auch Bürgermeisterin mit Migrationsgeschichte
Dass Diversität für Eskandari-Grünberg ein Herzensthema ist, liegt auch daran, dass sie den Kampf um gesellschaftliche Teilhabe aus eigener Erfahrung kennt. Mit 20 Jahren floh sie aus dem Iran nach Frankfurt, nachdem sie wegen ihrer Beteiligung an Demokratieprotesten anderthalb Jahre im berüchtigten Evin-Gefängnis gesessen hatte, in dem auch heute noch viele politische Gefangene sitzen.
Eskandari-Grünberg promovierte in Frankfurt, wo sie seit 2001 in der Stadtpolitik aktiv ist. „Ich verstehe, was Integration heißt. Ich verstehe, was es bedeutet, eine politische oder berufliche Karriere zu machen – und wie schwer das als Migrantin ist“, sagt die 60-Jährige. „Aber ich weiß auch, was es heißt, sensibel für Menschen zu sein, die verletzt wurden, denen ihre Würde abgesprochen wird.“ Für sie reiche es nicht, dieses Verständnis persönlich zu haben – sie sieht es als ihre Aufgabe als Bürgermeisterin an, sicherzustellen, dass in der Stadt Frankfurt niemand in seiner Würde verletzt wird.
Wie Josef ist auch Eskandari-Grünberg eine Ausnahme: die einzige Bürgermeisterin Deutschlands mit Migrationsgeschichte. Ob die Stadt auch deswegen als erste auf die Idee mit der Beleuchtung kam? „Bestimmt“, sagt sie. „Die Identität von Menschen, ihre Geschichten, bringen auch eine gewisse Sensibilität mit sich.“ In Frankfurt habe man gelernt, dass man neben Brücken, Schulen, Fahrradwegen oder Sozialwohnungen auch in Integration und gesellschaftliche Zusammenarbeit investieren müsse. Seit 35 Jahren gebe es in der Stadt deshalb das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten.
„Die kulturelle Vielfalt ist in Städten wie Frankfurt selbstverständlicher, weil sie hier gelebt wird“, sagt auch Oberbürgermeister Josef. „Das ist kein theoretisches Konzept – es passiert in den Schulen, in den Universitäten, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und in der Politik.“
Als an jenem Abend beim Fastenbrechen in der Elbestraße im Bahnhofsviertel der Regen stärker wird, beginnen Gilly und ihre Freundinnen langsam aufzuräumen. Etwas Essen nehmen sie noch für zu Hause mit. „Es war sehr, sehr lecker“, sagt Gilly. Fastenbrechen im Bahnhofsviertel sei „nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern ein Zeichen des glücklichen Lebens“.
Als sich auch die Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner auf den Weg macht, läuft in einer nahegelegenen Bar gerade der Fernseher, auf dem über die beginnenden Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD berichtet wird. Migration soll nach deren Willen künftig begrenzt werden. Gerade in der aktuellen Stimmung sei es alles andere als selbstverständlich, den Ramadan gemeinsam auf der Straße zu feiern, sagt Arslaner. „Ständig heißt es ‚Ausländer raus‘ oder ‚gefährliche Muslime‘. Aber hier ist es anders, hier zählt das Miteinander.“ In Frankfurt gebe man dem Rassismus keinen Millimeter nach. „Wen sollen wir hier ausgrenzen? Diese Stadt gehört uns allen.“
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