: „Romane schreibe ich ehrlich gesagt nicht gerne“
Die Autorin Annett Gröschner hat vor vielen Jahren festgelegt, was für Geschichten sie erzählen möchte. Die Umsetzung, sagt sie, sei mühsamer als sie dachte. Ihr neues Buch handelt vom Leben einer Magdeburger Blumenbinderin und Kranfahrerin

Von Katrin Gottschalk (Gespräch) und Sebastian Wells (Foto)
Der Blick aus dem Fenster auf die Spree ist an diesem sonnigen Februarmorgen klar, die Bäume tragen noch keine Blätter. Annett Gröschner teilt sich hier in Berlin-Schöneweide mit einer Kollegin ein Arbeitszimmer zum Schreiben. Wir kennen uns schon länger, als ostsozialisierte Publizistinnen läuft man sich über den Weg in dieser Stadt. Duzen oder siezen wir uns? Seit Kurzem sei sie taz-Genossin, also duzen, meint Annett. Passt.
taz: Annett, hattest du schon einmal einen Unfall beim Lesen?
Annett Gröschner: Weil ich beim Laufen lese? Beinahe hätte ich das eben geschafft, weil es so glatt draußen ist. Allerdings habe ich nur auf dem Handy gelesen, sonst gerne in einem Buch. Das habe ich schon als Kind gemacht, meine Eltern hat das konsterniert.
taz: Weißt du noch, mit welchem Buch das anfing?
Gröschner: Das kann ich nicht sagen, ich habe einfach sehr viel gelesen. Aber ich habe ein Lieblingsbuch aus meiner Kindheit: „Paul allein auf der Welt“. Es ist aus den Fünfzigern, sowohl Thomas Brasch als auch Heiner Müller haben das Buch geliebt, Inge Müller wollte sogar ein Stück fürs Deutsche Theater draus machen. Es ist ein Buch über Einsamkeit. Ein Kind wacht früh morgens auf und niemand ist mehr da, die Eltern nicht, draußen ist auch niemand. Es probiert alles aus, fährt Straßenbahn, aber alles ist schrecklich, weil keiner da ist. Irgendwann wird es wach und alles war nur ein Traum.
taz: Hat dich das so gefesselt, weil du dich selbst als Kind einsam gefühlt hast?
Gröschner: Ja, ich habe mich oft einsam gefühlt, obwohl immer sehr viele Leute um mich herum waren. Für mich ist Einsamkeit aber bis heute ein angenehmes Gefühl.
taz: Ich habe gelesen, dass deine Wohnung mit Büchern vollgestellt ist. Treffen wir uns deshalb in deinem Arbeitsraum?
Gröschner: Ja, ich musste vor zehn Jahren umziehen, aus einer sehr schönen, großen Wohnung mit Arbeitsraum in eine kleinere. Ich wollte nicht, dass die Bücher darunter leiden und habe alle mitgenommen. Das war ein bisschen fatal.
taz: Weißt du aber, wo welche Bücher liegen?
Gröschner: Immer! Ich habe ein fotografisches Gedächtnis. Deswegen kann ich ganz schlecht E-Books lesen, weil man keine linke und keine rechte Seite hat, und ich weiß immer, ob was links oben steht oder rechts unten.
taz: Findest du in deinen vielen Büchern Geschichten, die dir helfen, die aktuelle Gegenwart zu verstehen?
Gröschner: Ja, neben Belletristik habe ich viele Sachbücher, die man zum Teil nirgendwo mehr kriegt. Darin findet sich alles, trotzdem überwältigt die Gegenwart einen dann immer wieder. Gerade im Moment denke ich: Ja, genau so muss sich Faschismus anfühlen! In den USA kommen die Leute von einem Moment auf den anderen nicht mehr in ihre Büros rein. Noch können sie klagen, aber wer weiß, wann die Klage durchkommt.
taz: Wo findest du so etwas in den Büchern?
Gröschner: Da denke ich an Margaret Atwood, „Der Report der Magd“. Da funktioniert die Kreditkarte plötzlich nicht mehr, heute eben die Bürotür. Dystopien, von denen ich jahrzehntelang gelesen habe, passieren in einer ungeheuren Schnelligkeit. Dabei wurde alles ja vorbereitet, wir hätten es wissen müssen.
taz: Was kann Literatur in diesen Zeiten?
Gröschner: Sie kann aufklären, aber auch im besten Sinne ablenken, einen eintauchen lassen in andere Welten, um so für einen Moment der Gegenwart zu entkommen. Direkte Handlungsanweisungen für sich selbst findet man eher nicht. Wir sollten Literatur nicht überfrachten. Ich plädiere immer auch für die Künste, die einfach nur Kunst sind und keine politische Botschaft transportieren. Wenn „L’art pour l’art“ nicht mehr erlaubt ist, dann ist das diktatorisch.
taz: Du warst als junge Frau politisch aktiv und hast in der DDR die feministische Gruppe „Lila Offensive“ mitgegründet, die dem Runden Tisch zugearbeitet hat, und dich dann gegen die Politik entschieden. Warum?
Gröschner: Ich wollte immer Schriftstellerin sein. Und dann kam der Umbruch 1989. Es war plötzlich spannender, journalistisch zu arbeiten, aktivistisch zu sein. Nachdem ich eine Rede für den Unabhängigen Frauenverband auf der Demonstration auf dem Alexanderplatz am 4. November 1990 gehalten hatte, also ein Jahr nach der großen Demo, schrieb mir mein damaliger Mentor, dass ich mich entscheiden müsse zwischen der Politik und der Kunst, es gehe nicht beides. Ich würde mich verzetteln. Das war der Anstoß für mich, darüber nachzudenken, was ich aus meinem Leben unter diesen neuen Verhältnissen eigentlich machen will. Ich war 25, alleinerziehend und hatte ein kleines Kind. Wir haben dann erst mal eine Frauen-WG gegründet.
taz: Wann hast du dein Kind bekommen?
Gröschner: Im Januar 89. Ich habe auf den Demos noch gestillt. Bei der Lila Offensive waren wir mehrere mit kleinen Kindern. Die Kinder wollten dann jahrelang auf keine Demos mehr gehen. Ich weiß noch, wie erstaunt ich war, als mein Sohn das erste Mal freiwillig allein auf eine Demo gegangen ist, gegen die Politik von George Bush. Neulich waren wir alle zusammen – meine Schwiegertochter, mein Sohn und meine Enkelkinder – auf einer Demo für die Brandmauer.
taz: Dein neues Buch „Schwebende Lasten“ spielt in Magdeburg und erzählt die Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna, ein Arbeiterinnenleben in Deutschland von 1913 bis 1973. Ist das die Geschichte deiner Großmutter?
Gröschner: Nein, meine Großmutter war zwar Blumenbinderin, aber keine Kranfahrerin. Hanna setzt sich aus sehr vielen Personen zusammen und aus dem, was ich recherchiert habe. Aber dieses Werk, in dem Hanna arbeitet, das Thälmannwerk, ist eng mit meiner Familie verbunden. Wie mit fast allen Familien in Magdeburg. Das Werk hatte Zehntausende Beschäftigte.
taz: Hanna kämpft permanent und sichert die Familie ab. Sie wirkt nur ganz bei sich, wenn sie mit Pflanzen ist. Welche Bedeutung haben Blumen für Hanna?
Gröschner: Blumen sind ihre Gesprächspartnerinnen. Meine Großmutter hat immer mit ihren Blumen geredet und die sind dann auch wirklich besser gewachsen. Sie hat einmal all uns Enkelkindern kleine Dattelpflanzen geschenkt, die sie aus den Kernen gezogen hatte. Niemand von uns hat die so groß gekriegt wie sie. Wir konnten es nicht. Sie dagegen lief immer wispernd durch die Wohnung. Jetzt im Alter fange ich auch an, mit den Pflanzen zu reden.
taz: Im Buch kommt in den 30ern ein Mann in Hannas Blumenladen, mit einer Postkarte des Bildes „Blumenvase in einer Fensternische“ von Ambrosius Bosschaert. Er fragt sie, ob sie den Strauß nachstellen kann. Kann sie aber nicht, weil die Blumen nie gleichzeitig blühen. Dank Globalisierung und Züchtung schafft sie es später dann doch …
Gröschner: Bis auf die Schachbrettblume, die ist zu selten.
taz: Nur genießen kann Hanna den Strauß dann nicht, obwohl sie ihn mittlerweile für sich selbst und nicht den Mann gebunden hat.
Gröschner: Ich glaube, das kennen viele. Man hat Sehnsüchte, die sofort weniger interessant werden, sobald sie erfüllt werden. Die Befriedigung ist größer, wenn man etwas selbst erschafft, als in den Laden zu gehen und alles fertig zu kaufen. Diese schnelle Befriedigung von Bedürfnissen schafft dann auch sofort wieder neue Bedürfnisse. Hanna wird von ihren Töchtern nach Den Haag eingeladen, um im Mauritshuis das Original zu sehen. Ich war 2015 dort und das Interessante war, dass auch wirklich zwei alte Frauen da waren, die jeweils ein anderes Bild hatten, was sie toll fanden, eine ist wirklich vor Freude gehüpft, als sie es gefunden hatte. Ich wollte Hanna als Arbeiterin mit einer Welt in Verbindung bringen, die für sie nicht vorgesehen ist: die Kunst.
taz: Hanna ist Arbeiterin, liest auf dem Kran Bücher, aber spricht eine einfache Sprache. Auch der Roman über ihr Leben kommt ohne Schnörkel, ohne Metaebene aus.
Gröschner: Mir war es wichtig, dass eine Hanna von heute das Buch auch lesen könnte.
taz: Im Buch erlebt die Leserin mehrere Bombenangriffe auf Magdeburg mit Hanna. Wie beschreibt man so etwas eigentlich Unbeschreibliches?
Gröschner: Ich habe sehr lange dafür gebraucht. Ich habe 1996 ein Buch rausgebracht mit Schulaufsätzen von Kindern im Prenzlauer Berg, die 1946 darüber schrieben, wie sie den Krieg erlebt haben. Die Kinder vergleichen das Geräusch, wenn eine Bombe fällt, mit Dingen, die sie kennen, der Natur oder einem Spielzeug. Sie benutzen Worte aus ihrer vertrauten Welt, um das Unbeschreibliche zu beschreiben. Das hat mich beeindruckt. Wir alle wissen, dass diese Bombenangriffe ein Ergebnis des Krieges waren und wir wissen, wer angefangen hat. Aber Kinder sind unschuldig.
taz: Welche Rolle spielte der Angriff in deiner Familie?
Gröschner: Meine Mutter war im Krieg verschüttet. Das war ein Trauma, das weitgehend unaufgearbeitet war und auf mich und meine Schwester übertragen wurde. Ich habe seit der Kindheit Schwierigkeiten, in Keller zu gehen.
taz: Ist Krieg deswegen auch ein Thema, das bei dir immer wieder eine Rolle spielt?
Gröschner: Ich bin in Magdeburg aufgewachsen, einer Stadt voller Rasenflächen, manchmal mit Primeln oder Tulpen im Frühling bepflanzt. Irgendwann wusste ich, dass die Keller da alle noch drunter waren, das Grauen war noch da und nichts davon aufgearbeitet. Die wurden einfach zugeschüttet und Rasen draufgepflanzt. Das hat mich beschäftigt. Ich habe meine Diplomarbeit über die Dichterin Inge Müller geschrieben, die kurz vor Kriegsende drei Tage lang verschüttet war. Ich kann nicht sagen, warum ich mich nicht mit Schönerem beschäftige. Ich muss es eben.
taz: Schreibst du eigentlich gerne?
Gröschner: Nicht immer. Vor allem Romane schreibe ich ehrlich gesagt nicht gerne. Deshalb sind es vermutlich auch erst drei. Ich kann nicht ein halbes Jahr am Schreibtisch sitzen. Ich arbeite lieber kollektiv mit Leuten aus anderen künstlerischen Bereichen oder aus der Wissenschaft, das finde ich großartig. Geschichten erzählen finde ich auch gut, aber eben nicht jeden Tag.
Die Frau
Annett Gröschner ist 1964 in Magdeburg geboren. 1983 kam sie zum Germanistik-Studium nach Berlin und lebt seither in der Stadt, deren Chronistin sie auch ist. Sie kuratierte etwa eine Ausstellung über die Kantstraße in Charlottenburg und porträtierte die Gleimstraße im Prenzlauer Berg.
Die Autorin
Die Bücherwelt von Annett Gröschner ist weit. In „Berolinas zornige Töchter“ erzählt sie Geschichte von 50 Jahren Frauenbewegung in Berlin, ihr erster Roman „Moskauer Eis“ (2000) handelt von einer Familie voller Gefrierforscher. Gerade folgte mit „Schwebende Lasten“ (C.H. Beck, 282 S.) das Porträt eines ostdeutschen Frauenlebens. Kürzlich erhielt sie den Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis.
taz: Dann war es ein großer innerer Druck, der dazu führte, die Geschichte von Hanna und Magdeburg aufzuschreiben?
Gröschner: Na ja, ich habe vor vielen Jahren schon festgelegt, worüber ich Romane schreiben werde, den Titel zum Beispiel gab es schon lange.
taz: Wirklich? Was für ein Plan! Wie viele?
Gröschner: Die Anzahl hat sich verändert, aber es gibt einen Kosmos, den ich beschreiben will. Dass es so lange dauert, wusste ich nicht. Mein erster Roman war „Moskauer Eis“. Das war 2000. Die Mutter darin ist ja die Tochter von Hanna Krause in „Schwebende Lasten“.
taz: Gemeinsam mit Peggy Mädler und Wenke Seemann hast du das Sachbuch „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“ geschrieben, da geht es um DDR-Vergangenheit, Ostdeutschland, Frausein. Es ist 2024 erschienen, gemeinsam seid ihr durch die Republik gereist …
Gröschner: Noch immer! Es hört nicht auf und es ist immer voll.
taz: Welchen Eindruck hast du bekommen von dem Land, 35 Jahre nach der Wiedervereinigung?
Gröschner: Besonders berührt hat mich, dass viele in der Generation meiner beiden Mitstreiterinnen – also so 12, 13 Jahre jünger als ich – gesagt haben, dass sie durch das Buch ihre Biografie wieder zurückbekommen hätten. Eine meinte, sie habe gar nicht gewusst, wer sie sei, da alles aus ihrer Kindheit und Jugend so abgewertet wurde und sie gar kein Gefühl für ihr Leben und ihre Herkunft hatte.
taz: Du hast mal gesagt, dass nach der Friedlichen Revolution von den Westdeutschen niemand eure Geschichten hören wollte. Hat sich das geändert?
Gröschner: Alles hat sich geändert. Es haben sich Sachen durchgesetzt, von denen wir erst dachten, wir hätten sie verloren. Dass es im Westen mal ganz selbstverständlich ein Kita-Gesetz gibt, war Anfang der 90er Jahre nicht abzusehen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass viele von den jungen Frauen aus der DDR weggegangen sind in den Westen, weil sie sonst keine Arbeit gekriegt hätten. Sie haben solche Selbstverständlichkeiten mitgebracht und die auch eingefordert. Dadurch hat sich der Westen verändert, auch wenn man im Moment so tut, als wäre er immer gleich geblieben. Jetzt müssen wir aufpassen, dass bestimmte Errungenschaften nicht zurückgedreht werden. Mich alarmiert, wenn Friedrich Merz sagt, es gebe nur zwei Geschlechter.
taz: Bestimmte Intellektuelle werden oft befragt, den Osten zu erklären. Bist du da nicht dabei, weil du nicht willst oder weil dich niemand fragt?
Gröschner: Für eine wirklich differenzierte Antwort ist es besser, ein Buch zu schreiben als in einer Talkshow zu sitzen. Aber es ist auch immer noch so, dass Frauen seltener gefragt werden.
taz: Was denkst du, warum liegt die AfD in Ostdeutschland mit jeder Wahl immer noch weiter vorne?
Gröschner: Ich beobachte, vor allem in meiner Generation, eine enorme Engstirnigkeit, ein Nicht-gelten-lassen von anderen Lebensweisen und anderen Herkünften. Das erinnert mich an die drögen achtziger Jahre, die mich verzweifeln lassen haben. Deshalb bin ich auch aus Magdeburg weg. Ich habe eine wahnsinnige Hochachtung vor Leuten, die in der ostdeutschen Provinz Kultur machen oder ein queeres Jugendzentrum haben. Wir müssen sie unterstützen mit allem, was geht. In öffentlichen Verkehrsmitteln sieht man, was für eine große, bunte Mischung mittlerweile im Osten lebt. Aber man spürt auch die Angst, vor allem bei migrantischen Frauen mit Kindern, in der Öffentlichkeit.
taz: Kannst du dich noch an deine erste Geschichte erinnern, die du geschrieben hast?
Gröschner: Ich habe eigentlich immer Geschichten geschrieben, auch als Kind schon. Später dann vor allem Gedichte. Ab Herbst 1989 fand ich es spannender, als Journalistin zu arbeiten, habe die Frauenzeitschrift Ypsilon mitgegründet und bei allen möglichen neu gegründeten Zeitungen und Zeitschriften mitgemacht. Journalismus war immer ein Teil meiner Arbeit.
taz: Gedichte, die du teils schon vergessen hattest, tauchten später in deinen Stasiakten wieder auf. Hast du sie, als du sie damals geschrieben hast, als politisch relevant wahrgenommen?
Gröschner: Das weiß ich gar nicht mehr, vielleicht. Wir durften ja keine Schülerzeitung machen, also hatten wir eine Wandzeitung auf dem Schulflur, an der wir Gedichte veröffentlichten. Da gab’s in regelmäßigen Abständen Ärger.
taz: Warum?
Gröschner: Einmal wurde ein Gedicht von der Schulleitung entfernt, in dem ich mich über Devisenhotels aufgeregt hatte, in denen man nur mit Westgeld zahlen konnte. Oder auch öfters Gedichte, die nicht den strahlenden Sozialismus beschrieben, sondern die Langeweile und Leere. Im Prinzip war das alles schrecklich harmlos, aber es wurde wichtig genommen, und man hat später versucht, mich damit zu erpressen und für die Stasi anzuwerben. Das war dann auch ein Grund, schleunigst die Stadt zu verlassen. Ich hab die Gedichte später, als ich in Berlin einen Kachelofen hatte, verbrannt, weil ich sie so schlecht fand. Und dann kamen sie über die Stasiakten alle wieder zu mir zurück. Das war wie Verrat. Ich wollte dann auch nicht, dass sie nur in der Akte bleiben, also habe ich sie kopieren lassen und jetzt sind sie alle wieder da.
taz: Das Vergangene ist nicht vergangen.
Gröschner: Nein, so ganz vergeht es nicht. Aber meine Lieblingsgeschichte ist immer noch die von meiner Schweizer Freundin, der sie das Adressbuch an der Grenze weggenommen hatten und die dann nicht mehr einreisen durfte in die DDR. Sie hat es später in ihrer Stasiakte wiedergefunden und wollte es zurückhaben. Und dann haben die gesagt: Nein, das ist jetzt Teil der Akte, das kriegt sie nicht wieder, aber sie können ihr Kopien machen. Und dann haben sie ihr Kopien gemacht und alles war aus Datenschutzgründen geschwärzt.
Katrin Gottschalk, 1985 in Dresden geboren, ist Vize-Chefredakteurin der taz. Sie wird jetzt auch versuchen, öfter mit ihren Pflanzen zu sprechen.
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