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Wenn Trump Klima­wissen­schaft verbietet

US-Forscher sollen sich vom 7. Sachstandsbericht des Weltklimarates zurückziehen

Von Nick Reimer

Jetzt trifft es also die Klimawissenschaft: Die Trump-Regierung hat Forscher aus den USA aufgefordert, ihre Arbeiten am Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC einzustellen. Das berichtet der Fernsehsender CNN. Demnach werde etwa Katherine Calvin, Chefwissenschaftlerin der US-Raumfahrtbehörde Nasa, sich nicht weiter an den Arbeiten beteiligen.

Es geht um die Arbeiten zum 7. Sachstandsbericht des „Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen“ IPCC. Der soll in den nächsten vier Jahren entstehen und 2029 veröffentlicht werden. Calvin war 2023 vom IPCC-Büro in Genf zur Co-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III berufen worden. Am 6. Sachstandsbericht „AR6“, der zwischen 2021 und 2023 veröffentlicht wurde, waren 721 unabhängige Wissenschaftler aus 90 Ländern in den Kernteams beteiligt. Hinzu kommen Tausende Wissenschaftler, die den Prozess begutachten.

„Der Beitrag der US-Wissenschaftler ist immer noch sehr bedeutend“, urteilt Reimund Schwarze, Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und Experte für internationale Klimapolitik. Zwar seien bereits an den letzten Sachstandsberichten weniger US-Forscher beteiligt gewesen. Aber das war gewollt: Spezialisten aus dem Globalen Süden sollen eine größere Rolle übernehmen.

Schwarze, der selbst Gutachter zum 6. Sachstandsbericht war, bedauert, wenn Expertise aus den USA verloren geht. „Auf die eigentliche Arbeit zum Sachstandsbericht hat Trumps Ankündigung aber keinen Einfluss“, sagt er gegenüber der taz. Der IPCC arbeite absolut unabhängig, „es gibt genügend Absicherungen, die garantieren, dass niemand Einfluss auf die Autoren nehmen kann“.

An seinem ersten Tag im Amt war US-Präsident Trump aus dem Pariser Klimavertrag ausgestiegen – wie bereits in seiner ersten Amtszeit. Direkten Einfluss auf die Arbeit der Klimawissenschaftler hat Trump dennoch: Am Ende werden die vielen hundert Seiten des 7. Sachstandsberichtes in sogenannte „Summary for policymakers“ zusammengefasst. In diesem Prozess sind Diplomaten involviert, die möglichst günstige Formulierungen für ihr Land auszuhandeln versuchen. Dieser Zusammenfassung müssen dann – wie bei den Klimagipfeln auch – alle Vertragsstaaten zustimmen.

Der Trumpsche Einfluss wird dennoch gering bleiben: Bereits im 1. Sachstandsbericht des Weltklimarates von 1990 beschrieb die Wissenschaft das Problem und seine Ursachen ausgesprochen präzise.

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