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Die in Berlin lebende Sintezza Sissy Meinhardt spürte immer, dass sie anders wahrgenommen wurde. Aus familiären Gründen musste sie lange auf Bildung verzichten. Jetzt macht sie eine Ausbildung zur Schulmediatorin für Sinti und Roma. Sie ist zum Vorbild für ihre Community geworden
Interview Petra Schellen Foto Maria Sturm
taz: Frau Meinhardt, hatten Sie eine glückliche Kindheit?
Sissy Meinhardt: Ja. Ich bin mit sechs Geschwistern in einer Sinti-Siedlung am Stadtrand von Straubing aufgewachsen. Es war eine unbeschwerte Kindheit, obwohl wir immer sahen, dass es für unsere Eltern, die hausieren gingen, ein Überlebenskampf war. Außerdem habe ich schon als Kind gespürt, dass wir anders wahrgenommen werden und nicht die gleichen Chancen haben. Die anderen Kinder gingen nach der Schule in den Hort, sie lebten in einer anderen Welt als wir. Aber ich war nicht unglücklich. Wir waren sehr behütet. Wir waren immer viele Kinder, es ging lustig zu. Wir haben alles geteilt und waren wie eine große Familie.
taz: Stimmt es, dass für Sinti die Familie alles ist?
Meinhardt: Oh ja. Wenn einer ein Problem hat, wird ihm ein anderer sofort helfen – ob das finanzielle Not ist oder Krankheit oder die Pflege der Alten. Der Respekt vor den Älteren ist sehr wichtig: Man behandelt sie höflich und bezieht sie ins Gespräch ein. Man redet sie nicht mit „Du“ an, sondern mit „Ihr“.
taz: Mit welcher Sprache sind Sie aufgewachsen?
Meinhardt: Zu Hause mit Romanes. Deutsch habe ich im Alltag gelernt, beim Einkauf, in der Schule. Richtiges Deutsch habe ich, glaube ich, nie gelernt. Und meine Aussprache …
taz: Sie sprechen akzentfrei.
Meinhardt: Es tut gut, das zu hören. Sehen Sie, die Unsicherheit ist immer noch da.
taz: Wie haben Sie Ihre Schulzeit erlebt?
Meinhardt: Ich war ein schüchternes Kind und habe früh gemerkt, dass man mich anders behandelt. Es gab eine einzige Lehrerin in der ersten und zweiten Klasse, die mich ermutigte. In den folgenden Schuljahren hatte ich nie das Gefühl, dass mich jemand förderte. Ob ich da war oder nicht – ich habe mich gefragt, ob es jemandem auffiel.
taz: Wie verhielten sich die Kinder der Mehrheitsgesellschaft?
Meinhardt: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Nicht-Sinti-Freunde hatte. Eine Situation habe ich allerdings nie vergessen: Ich muss elf gewesen sein, als eine neue Schülerin in die Parallelklasse kam und wir uns interessiert musterten. Dann flüsterte eine Mitschülerin ihr etwas ins Ohr, und danach sah mich die Neue herablassend an. Es hat mich so geschmerzt!
taz: Und wie agierten die Lehrer?
Meinhardt: Ich erinnere mich an einen Lehrer in der sechsten, siebten Klasse, der mich gern bloßstellte, wenn ich keine Antwort wusste. Dabei war ich nicht dumm. Aber da in meiner Klasse auch meine ältere Cousine war, die ungern lernte und bei Klassenarbeiten alles durchstrich, tat ich das auch. Ich habe im Lernen keinen Sinn gesehen, denn zu Hause gab es niemanden, der die Schule besucht hatte. Aber dann fehlte meine Cousine eine Woche lang, und ich habe den Unterricht aus Langeweile mitverfolgt. Den Abschlusstest habe ich, ohne mir große Mühe zu geben, ausgefüllt, und ich war tatsächlich die Beste!
taz: Das klingt nach guten Startchancen.
Meinhardt: Ja. Aber als ich zwölf war, starb mein Vater, und wir zogen nach Hanau zu Verwandten. Meine Geschwister kamen auf die Förderschule, aber mich wollten sie da nicht haben. Dann war ich ein paar Monate zu Hause, und meine Mutter hat das genossen, weil ich sie zu Ärzten und auf Ämter begleitete. Als die Behörde meinen Schulbesuch anmahnte, ging meine Mutter mit mir zum Jugendamt und sagte: „Ich bin krank, habe sechs Kinder, und ich brauche meine älteste Tochter zu Hause, denn ich schaffe das nicht allein.“ Da haben sich die Jugendamtsmitarbeiter angesehen und zugestimmt, und somit war meine Bildungschance vorbei.
taz: Wie sehen Sie das heute?
Meinhardt: Kritisch. Diese Leute haben über mein Leben entschieden. Ich weiß nicht, ob sie dachten: „Aus ihr wird ja doch nichts.“ Die Jugendamtsmitarbeiterin hätte auch sagen können: „Wir stellen eine Haushaltshilfe, damit Ihre Tochter zur Schule kann.“ Aber einfach zu entscheiden, dass dieses Mädchen ihr Leben ohne Bildung verbringt …
taz: Machen Sie Ihrer Mutter Vorwürfe?
Meinhardt: Nein. Sie konnte nichts dafür, weil sie selber keine Bildung genossen hatte. Viele aus dieser Generation sagen: Wir haben es bis hierhin geschafft, und es geht. Wir sind sowieso kein Teil dieser Gesellschaft. Es war eine Generation ohne Hoffnung nach der jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte und dem Holocaust. Deshalb konnten sie nicht weitergeben, dass Bildung wichtig ist. Es herrschte eher Angst vor deutschen Institutionen vor. Später zogen wir nach Bad Kreuznach, wo meine Mutter herstammte. Es war schwer, eine Wohnung zu finden. Denn sobald man seinen Nachnamen nannte – Weiß, Meinhardt, Reinhardt, Mettbach, Krause – war klar, dass man zu den Sinti gehörte. In Kleinstädten kannte man diese typischen Namen, weil dort seit Jahrhunderten Sinti lebten.
taz: Zöge man da nicht besser in die anonyme Großstadt?
Meinhardt: Nein. Man wohnt ja seit Generationen dort. Die Vorfahren sind dort begraben, die Gräber müssen gepflegt werden. Die Eltern kommen von hier, die Geschwister sind da – man bleibt da, wo die Familie lebt.
taz: Wie ging es für Sie weiter?
Meinhardt: Als ich 19 war, teilte uns das Sozialamt mit, dass es unsere Miete nicht mehr zahlen würde. Ich solle arbeiten gehen. Ich habe dann im Supermarkt Pakete ausgepackt und gedacht: „Wunderbar, jetzt bin ich Teil der Gesellschaft.“ Von 19 bis 23 habe ich immer gejobbt. Habe immer niedrigschwellig angefangen, und die Chefs haben mir dann jedes Mal etwas Besseres angeboten, weil ich immer gut war in dem, was ich tat. Die Hälfte des Gehalts gab ich meiner Mutter, damit sie die Miete zahlen konnte, von der andern habe ich den Führerschein gemacht und ein Auto gekauft. Danach sagte meine Mutter: „Wir gehen jetzt wieder hausieren.“
taz: Hat es funktioniert?
Meinhardt: Nein, denn die Zeiten hatten sich geändert, das Bestellen im Internet war in Mode gekommen, und die Leute kauften nichts mehr an der Tür. Also habe ich immer, wenn das Geld knapp wurde, wieder gejobbt. Einen dauerhaften Job konnte ich wegen der Pflege meiner Mutter nicht annehmen. Nachts habe ich neben ihr geschlafen, und wenn sie Probleme bekam, stand ich auf. Es war ja meine Mutter, und ich tat es gern. Aber das hat mir auch viel von meiner Freiheit und Entwicklung genommen. Und als man mir eine Ausbildung zur Hotelfachfrau anbot, mussten wir ablehnen, weil sie mich brauchte. Daran denke ich heute noch. Das war so eine große Chance. Und dann habe ich meinen Mann, den Pianisten Thomas Hoppe, kennengelernt.
taz: Wie wirkte er auf Sie?
Meinhardt: Für mich war das wahnsinnig interessant, dass ein Deutscher so gut Romanes spricht. So was hatte ich noch nie erlebt. Und bis dahin war immer klar, dass ich einen Sinto heirate. Mir war wichtig, dass mein Partner meine Kultur versteht, meine Sprache spricht und sich in der Community zu verhalten weiß. Und dann lernte ich Thomas kennen, und er war ja mit Sinti aufgewachsen, sprach fließend Romanes und war weltgewandt. Ich konnte ihn alles fragen, und er hatte meistens eine Antwort. Und ich habe ihn gelöchert. Ich war 23 und wusste noch nicht einmal, was die Strommasten über der Autobahn bedeuten … Wir lernten uns näher kennen, und irgendwann war klar: Das klappt mit uns beiden. Dann bin ich in seine Welt gekommen.
taz: Wie ging das vor sich?
Meinhardt: Gemäß der Sinti-Tradition muss man heimlich von zu Hause weglaufen. Man sagt: „Der Mann klaut die Frau.“ Ich habe meine Familie aber darauf vorbereitet, damit sie die Betreuung meiner Mutter organisieren konnten. Denn bei uns zieht die Frau traditionell dahin, wo der Mann lebt. Ich fuhr also 2004 mit dem Zug zu Thomas nach Berlin.
taz: War es für Ihre Familie ein Problem, dass Sie einen Nicht-Sinto heirateten?
Meinhardt: Ja, denn unsere Familie ist sehr traditionell. Mein Vater war schon lange verstorben, aber für meine Mutter war es nicht leicht.
taz: Aber Ihr Mann kennt die Sinti-Kultur und spricht Ihre Sprache.
Meinhardt: Ja, aber meine Mutter dachte: Wenn ein Deutscher unsere Sprache spricht, ist er ein Spion. Das ist während des Holocaust öfter vorgekommen. Das ist ein großes Trauma für uns.
taz: Und wie empfanden Sie selbst Ihren Wechsel nach Berlin?
Meinhardt: Als ich im Zug saß, habe ich geweint, denn es war ja die Fahrt in ein neues Leben. Ich dachte: „Ich kenne den Mann doch gar nicht, ich lasse meine Familie im Stich, ich bin ein schlechter Mensch …“ Aber je länger ich fuhr, desto leichter wurde es. Und ich habe mich gefreut auf dieses neue, interessante Leben. Aber es hat mich auch eingeschüchtert.
taz: Inwiefern?
Meinhardt: Zu Hause war ich diejenige, die um Rat gefragt wurde, Lösungen suchte. Und dann komme ich in diese Künstlerwelt: Ich war geflasht! Es waren Künstler aus verschiedenen Ländern, sie waren sehr nett, interessierten sich für meine Kultur. Von zu Hause war ich gewohnt, dass die Leute nichts wissen wollten von der Sinti-Kultur – oder bestenfalls aus einem Forschergeist heraus. Außerdem hat mich eingeschüchtert, diese Leute reden zu hören. Das waren weit gereiste Akademiker – und dann sitzt du da als Sintezza, kommst aus dieser Isolation und kannst plötzlich machen, was du willst. Ich fühlte mich klein und habe bei Treffen mit den Veranstaltern nach den Konzerten immer gehofft, dass mich niemand etwas fragt.
taz: Und wie haben Sie Ihr neues Leben gestaltetet?
Meinhardt: In den ersten zwei Jahren habe ich mir Berlin angeguckt, mal hier, mal da gejobbt. Hätte ich gewusst, wie das System funktioniert, hätte ich sofort eine Ausbildung angefangen. Im dritten Jahr ist meine Tochter geboren, dreieinhalb Jahre später mein Sohn. Als Mutter war ich die glücklichste Frau. Ich habe den Haushalt gemanagt, und meinem Mann für seine Karriere den Rücken freigehalten. Heute spricht er seine Termine mit mir ab, wegen meiner Ausbildung, von der wir gleich noch sprechen werden. Die Eltern der Freunde meiner Kinder waren übrigens meine ersten Kontakte zu deutschen „Normalbürgern“. Da war ich 30.
taz: Es gab keine Vorurteile?
Der Mensch
Sissy Meinhardt, 42, wurde im bayerischen Straubing geboren, wo sie in einer Sinti-Siedlung mit sechs Geschwistern aufwuchs. Später zog die Familie nach Hanau und Bad Kreuznach. Die Schule besuchte sie bis zur 6. Klasse, danach pflegte sie ihre Mutter und jobbte nebenher. Seit 2004 lebt sie mit ihrem Mann, dem Pianisten Thomas Hoppe, in Berlin.
Die Ausbildung
Im Herbst 2024 begann Sissy Meinhardt, die eine 17-jährige Tochter und einen 13-jährigen Sohn hat, im Zuge eines Pilotprojekts der Hildegard-Lagrenne-Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland eine anderthalbjährige Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin und Schulmediatorin für Sinti und Roma.
Meimhardt: Nein. In Berlin hatte ich nie dieses Gefühl von Ausgrenzung. Auch meine Kinder waren immer gut integriert.
taz: Mit welcher Sprache wachsen Ihre Kinder auf?
Meinhardt: Zu Hause sprechen wir ausschließlich Romanes. Deutsch haben sie in der Schule gelernt.
taz: Welche Berufswünsche haben Ihre Kinder?
Meinhardt: Meine Tochter, die jetzt 17 ist, war bis zur elften Klasse auf dem Gymnasium und eine gute Schülerin. Als sie mir sagte, sie wolle kein Abitur machen, schrillten bei mir alle Alarmglocken. Dass sie diese Chance ausschlug, die ich selbst nie gehabt hatte – das war hart für mich. Im Gespräch mit der Schulleiterin wurde dann klar, dass manche Kinder in der Praxis besser aufgehoben sind. Eine Bildungsberaterin, selbst Sintezza, hat ausführlich mit ihr gesprochen und auch mir geholfen, indem sie sagte: „Du übst Leistungsdruck auf deine Tochter aus. Das liegt aber an deiner eigenen Geschichte.“ Da ist mir das zum ersten Mal bewusst geworden. Meine Tochter hat inzwischen eine Ausbildung zur Hotelfachfrau begonnen und geht ganz darin auf.
taz: Und welche Talente hat Ihr Sohn?
Meinhardt: Er ist 13, geht in die achte Klasse des Gymnasiums, spielt Trompete und Klavier. Aber wenn mein Mann ihm etwas erklären will, blockt er ab. Er will das nicht beruflich machen. Denn mein Mann hat ja nicht nur die Musik nach Hause gebracht, sondern auch den Stress und Leistungsdruck. Das hat mein Sohn schon als kleines Kind gespürt.
taz: Derzeit lassen Sie sich zur Sozialpädagogischen Assistentin und Schulmediatorin für Sinti und Roma ausbilden. Wie kam das?
Meinhardt: Irgendwann bin ich in ein Loch gefallen. Meine Kinder wurden selbstständiger, mein Mann war immer auf Konzertreise, und ich dachte: Wo bleibe ich? Ich habe mich so leer gefühlt, ohne Aufgabe und Perspektive. Freunde rieten mir, mich zu bewerben, aber ein Vorstellungsgespräch ist der Horror für mich. Dann habe ich gemerkt, dass ich meiner Community helfen, sie empowern möchte, ihre Bildungschancen zu nutzen und sich als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft zu betrachten. Denn ich sehe immer noch Sinti-Mädchen, die denken: „Ich werde heiraten und Hausfrau und Mutter, was anderes kann ich nicht.“ Als ich von dem Pilotprojekt der Hildegard-Lagrenne-Stiftung erfuhr, war klar: Ich will das machen. Und dann wurde ich im Vorbereitungsprojekt für die externe Prüfung zur Sozialpädagogischen Assistentin angenommen.
taz: In welchen Fällen müssen Sie zum Beispiel vermitteln?
Meinhardt: Wenn, wie es den Töchtern einiger Freundinnen aus der Community in der Ausbildung passierte, der Chef sie gängelt und wegen kleiner Fehler abstraft. Und wenn sich im Gegenzug die jungen Leute weigern, die Ausbildung fortzusetzen. Denn sie sind aufgrund der lebenslangen Diskriminierung so aufs Sich-Wehren gepolt, dass sie auf schlechte oder vermeintlich schlechte Behandlung sehr sensibel reagieren.
taz: Welche Rolle spielen die Eltern?
Meinhardt: Sie möchten, dass sich die Kinder bilden, aber oft können sie nicht helfen, weil sie das System nicht kennen. Andererseits wollen sie ihre Kinder schützen. Und wenn sie hören, dass die Kinder diskriminiert werden, sagen sie, du gehst da nicht mehr hin. Sie wollen die Kinder nicht einer Gesellschaft aussetzen, in der immer noch Antiziganismus herrscht. Auch seitens mancher Lehrer.
taz: Ein Beispiel?
Meinhardt: Der kleine Sohn einer Sintezza war nach dem ersten Schultag verschwunden. Die Mutter weinte und war außer sich – aber kein Lehrer half suchen! Schließlich fand sie ihren Sohn, verängstigt hinter einem Baum versteckt. Niemand hatte sein Verschwinden bemerkt, niemand fragte nach. Auch der Sohn einer allein erziehenden Romnja aus Rumänien wurde in einer Berliner „Willkommensklasse“ vom Lehrer drangsaliert, die Mutter diskriminiert.
taz: Wie intervenieren Sie da?
Meinhardt: Indem ich sensibilisiere und den Lehrern die Hintergrundgeschichte erzähle: vom transgenerationellen Trauma des Holocaust, das wir alle in uns haben: Kinder wurden damals zur Schule geschickt und kamen nie zurück. Das erschüttert das Vertrauen bis heute. Dazu kommen Diskriminierungserfahrungen der Eltern. Auch ich habe als Kind gehört: „Hitler hat vergessen, dich zu vergasen.“ All das muss man wissen, um Ängste und Frustrationen dieser Kinder zu verstehen. Und um auch bei den Eltern wieder Vertrauen in die Institutionen aufzubauen.
taz: Fungieren Sie auch als Vorbild für Ihre Community?
Meinhardt: Ja. Eine Cousine sagte mir neulich, ich sei ihr Vorbild, und meine Schwester fragte, ob sie auch so eine Ausbildung machen könne. Es wird immer ernster genommen, was ich tue, und diese kleinen und großen Erfolgserlebnisse stärken mein Selbstbewusstsein ungemein.
taz: Noch ein Klischee zum Schluss: Haben Sie irgendwo einen Wohnwagen stehen?
Meinhardt: Das ist kein Klischee. Wir haben in einer Halle in Bad Kreuznach einen großen Wohnwagen und fahren so oft wie möglich raus in die Natur. Ihn zu holen bedeutet einigen Aufwand, aber wann immer wir etwas frei haben, machen wir das und fahren raus.
taz: Wohin fahren Sie dann?
Meinhardt: Dahin, wo die Sonne uns entgegen scheint – ob das Bayern oder Baden-Württemberg ist, wo viele Verwandte wohnen. Wir sind schon bis Ungarn, Österreich, in die Schweiz gefahren. Wir lieben diese Entschleunigung. Und während die Kinder noch schlafen, stehen wir auf, holen zwei Stühle, und dann sitzen wir mit nackten Füßen im nassen Gras und sehen die Sonne aufgehen. Wir müssen uns nicht mal unterhalten. Wir genießen es einfach, wie jeder Mensch es tun würde.
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