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Auswege aus dem KriegKongo braucht jetzt Dialog

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Im Ost-Kongo geht der Krieg weiter. Eine Dialoginitiative der Kirchen findet viele Fürsprecher – die Regierungspartei ist jedoch nicht darunter.

Ein breites Bündnis aus der Zivilgesellschaft will reden, die Regierung aber nicht Foto: Janvier Barhahiga/dpa

D er Krieg in der Demokratischen Republik Kongo breitet sich ungehindert aus. Die von Ruanda unterstützten Rebellen rücken im Osten des Landes weiter vor und konsolidieren ihre Macht in den Provinzhauptstädten Goma und Bukavu. Landesweit brodeln Gerüchte über nahende Rebellen, überall wird mit dem Finger auf mutmaßliche „Verräter“ gezeigt. Sogar in der fernen Hauptstadt Kinshasa rief der Generalstab der Armee jetzt die Bevölkerung dazu auf, „suspekte Elemente“ zu melden – ein Freibrief für Selbstjustiz – und dementierte zugleich, dass Rebellen bereits in der Stadt seien.

Die Bevölkerung, hieß es, möge „aufhören, überall Ruander zu sehen“. Der einzige sichtbare Ausweg Richtung Frieden liegt derzeit in der Dialog­initiative der katholischen und protestantischen Bischofskonferenzen des Landes. Ihr „Sozialpakt für den Frieden“ sieht im Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben zwischen den Völkern der Region Gespräche zwischen Kongos Kriegsparteien und eine internationale Konferenz über die zwischenstaatlichen Konflikte vor.

Die Kirchenführer haben das in Goma den Rebellen präsentiert, in Brüssel der zivilen kongolesischen Opposition, in Nairobi dem designierten afrikanischen Vermittler Kenia. Immer mehr Kongolesen begrüßen diese Initiative, zuletzt sogar der kongolesische Schriftstellerverband auf einem Sonderkongress. Nur Kongos Regierungspartei UDPS, die Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt, lehnt das als „Einmischung der Kirche in die Politik“ ab. Die Rebellen halten sich bedeckt.

Am Mittwoch hat sich endlich auch die internationale Kongo-Kontaktgruppe unter Vorsitz Deutschlands in einer Erklärung zaghaft hinter die Dialoginitiative gestellt. Aber immer noch stehen unrealistische Forderungen nach einem Rückzug der Rebellen – wohin eigentlich? – an erster Stelle. Besser wäre, vorrangig die Dialoginitiative zu fördern und ihre Initiatoren vor möglicher Verfolgung zu schützen, denn auf Kontakt mit den Rebellen steht in der DR Kongo die Todesstrafe. Es braucht klare Anreize, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Die Zukunft halb Afrikas hängt davon ab.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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