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Energiewende und ArtenschutzAbrieb von Windrädern bedroht Muscheln

Offshore-Windparks fördern die Ansiedlung von Muscheln. Sie müssen die Weichtiere aber besser schützen. Das geht, ist eine Forscherin sicher.

Schon allein durch die Bereitstellung sauberer Energie gut für Arten: Windräder. Es gibt aber unerwünschte Nebeneffekte Foto: Sina Schuldt/dpa

Hannover taz | Die Windenergie auf See boomt: Im vergangenen Jahr wurden 73 neue Anlagen in zwei Offshore-Windparks errichtet, wie eine erste Auswertung von Daten der Bundesnetzagentur durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien zeigt. Durch vereinfachte Genehmigungsverfahren sollen es in Zukunft noch mehr werden, auch um Deutschland dem Ziel der Klimaneutralität näherzubringen.

Allerdings hat die Offshore-Windenergie zunehmend Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme, zeigt eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts, veröffentlicht im Fachmagazin Science of the Total Environment. So führt der mehrjährige Betrieb der Rotorblätter unter rauen Witterungsbedingungen zu Oberflächenerosion und Materialzerfall. Der Abrieb gelangt in die Umwelt – und wird unter anderem von Miesmuscheln aufgenommen, die im Wasser an den Pfählen der Windräder wachsen.

In einem Laborexperiment untersuchten die Wissenschaftler*innen, inwieweit der Abrieb die Muscheln beeinträchtigt. „Wir haben die Miesmuscheln unterschiedlichen Konzentrationen dieser Partikel ausgesetzt und sie nach definierten Expositionszeiten beprobt“, erläutert Projektleiterin Gisela Lannig, die am Alfred-Wegener-Institut zu Umweltveränderungen für Meerestiere forscht.

Im Worst-Case-Szenario, bei dem die Miesmuscheln bis zu 14 Tage lang einer hohen Partikelbelastung ausgesetzt wurden, zeigten sie demnach eine mäßige bis starke Aufnahme von Metallen, insbesondere von Barium und Chrom. Für Aussagen über eine längerfristige Wirkung auf ihren Stoffwechsel sei es aber zu früh.

Muscheln sind gut fürs Ökosystem

Muscheln spielen eine wichtige Rolle in Küstenökosystemen, bieten Lebensraum für eine Vielzahl anderer Meeresbewohner und tragen als Filtrierer zur Wasserqualität bei. Speziell Austern und Miesmuscheln kommen auch für Aquakulturen in Windparks infrage. Sie dürften also gegessen werden und sollten auch deshalb möglichst frei von Schadstoffen sein.

Windparks haben auch positive Auswirkungen auf die Unterwasserwelt, gerade durch die Ansiedlung von Algen und Muscheln. Sie beleben das Ökosystem und entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff. In Nord- und Ostsee läuft seit 2023 ein europäisches Wissenschaftsprojekt unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts, das die Wachstumsraten bestimmter Arten in Windfarmen untersucht.

„Eine Mehrfachnutzung von Offshore-Windparks mit Aquakulturen ist eine Win-win-Situation“, ist Meeresbiologin Lannig überzeugt. Zur Muschelzucht für den menschlichen Verzehr sei aber dringend eine umfassende Untersuchung der Langzeiteffekte und möglicher gesundheitlicher Auswirkungen erforderlich.

Den Forschenden gehe es nicht darum, Windparks im Meer zu verteufeln, stellt Lannig klar. Als erneuerbare Energien seien diese zentral für den Schutz der Natur vor den Folgen des Klimawandels. „Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, dass der Ausbau mit möglicherweise negativen Nebeneffekten einhergehen kann“, sagt sie. Die Anlagen müssten hinsichtlich der Kunststoffverschmutzung optimiert werden. „Da dies auch im Interesse der Windparkbetreiber liegt, bin ich da recht zuversichtlich.“

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2 Kommentare

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  • So schnell kann man Probleme ( vermeintlich) lösen:



    -Erosion von Rotorblättern belastet also die Meere, hier in Form der Muscheln.



    -Ergebnisse dazu sind vorläufig und lassen keine langfristige Aussage zu.



    - Forscherin ist aber recht zuversichtlich.



    - und schon steht in der Überschrift, dass sie sicher ist, das die Probleme gelöst werden…..



    Wenn nur alles alles so einfach und schnell wäre.

  • So stellt man sich eine optimale wissenschaftliche Technikfolgenforschung in der Praxis vor. Nah am Objekt mit dem Blick aufs Ganze und lösungsoptimiertem Ansatz.