: Deutschland im Vormerz?
Scholz, Habeck oder etwa doch Merz? Wer Kanzler wird, interessiert uns zwar auch, aber unsere Wahlkampf-Berichterstattung blickt lieber auf jene Themen, um die es wirklich gehen sollte
Von Andreas Rüttenauer
Wir leben in kämpferischen Zeiten, wahlkämpferische. Nur noch paar Wochen bis zur Bundestagswahl. Seit dem Ende der Ampelkoalition herrscht eine ganz besondere Stimmung in den Redaktionsräumen der taz. Man hat sich warmgelaufen. Alle Gedanken, die es gibt in der taz zur Erhitzung der Erde, zum Zustand des Landes und der Welt, zu Kriegen überall, wollen formuliert werden. Jetzt suchen sie einen Platz in der taz. Den schaffen wir gerade. „Wählen und Kämpfen“ – das ist das Motto, unter dem die Berichterstattung der taz zur Bundestagswahl steht. Mit Themenwochen und Sonderseiten. beginnt am 11. Januar unsere intensive Berichterstattung zur Wahl.
Es ist eine besondere Wahl in einer Zeit, in der Ängste immer größer werden – die Angst vor dem Durchmarsch der Rechten, vor den USA unter Trump, vor Putins Imperialismus, die Angst davor, dass ein Krieg Deutschland erreichen könnte. Aber da war doch noch was? Richtig: die Klimakrise. Wie konnte es nur kommen, dass eines der drängendsten Probleme der Erde so an den Rand geschoben wird? Dieser Frage wollen wir in einer ersten Themenwoche nachgehen. Mit Fragen rund um das Klimathema starten wir unser Sonderprojekt zur Wahl.
Vier weitere Themenwochen schließen sich an. Das Wort Frieden ist einer der bestimmenden Begriffe im Wahlkampf. Kann es einen solchen mit Russland geben, ohne die Freiheitssehnsüchte in Osteuropa zu opfern?
Ängste gibt es auch um die offene Gesellschaft. Wer so etwas wie ein Genderverbot fordert, der sagt meist auch Lebensentwürfen den Kampf an, die Familienbildern konservativer Prägung widersprechen. Trans Menschen müssen um ihre Sicherheit fürchten, wenn Rechte Stimmung gegen sie machen. Müssen wir wirklich in den Kulturkampf gehen, der der Gesellschaft vor reaktionären Kräften aufgedrängt wird? Mit diesen Themen soll sich ein dritte Themenwoche beschäftigen.
Dann wollen wir uns intensiv mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit beschäftigen. Die Ärmsten der Gesellschaft werden als faul diskriminiert, das Bürgergeld als Teufelswerk bezeichnet und Neid auf die Bedürftigen geschürt. Das alle soll verfangen in Zeiten, in denen viele altbackene Wirtschaftslenker die Krise ausgerufen haben und Tausenden Mitarbeitende kündigen.
All diesen Themen widmen wir uns ausführlich, um ein Bild der Gesellschaft zu zeichnen, die so gespalten scheint wie lange nicht. Wir wollen den Wahlkampf nutzen, um mit einem eigenen Fokus auf das Land zu schauen, um nicht den Parolen der Wahlkämpfer hinterherzuhecheln. Ja, wir beschäftigen uns ganz gewiss mit Migration, aber dass die Zuwanderung die „Mutter aller Probleme“ ist, haben wir schon nicht geglaubt, als der damalige CSU-Chef Horst Seehofer das 2018 behauptet hat.
Der Wahlkampf selbst wird natürlich auch nicht zu kurz kommen. Ab Anfang Februar bieten wir Ihnen tägliche Extraseiten. Es wird genug Platz sein, die Wahlprogramme abzuklopfen, den Winterwahlkampf zu begleiten und zu prüfen, wie es die Akteur:innen mit der Wahrheit halten. Die hat ja einen schweren Stand, wird zurechtgebogen von russischen Trollfabriken, neuen Krawallmedien und einem mächtigen Plattformmilliardär aus den USA. Auch deshalb ist die Bundestagswahl 2025 eben ein ganz spezielles Ereignis.
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