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Diskussion über Karenztag

Kein Lohn am ersten Krankheitstag? Der Vorschlag erntet heftige Kritik

Die Debatte über den Vorschlag, Beschäftigten am ersten Krankheitstag keinen Lohn zu zahlen, geht weiter. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte am Montag in einem Handelsblatt-Interview vorgeschlagen, diesen sogenannten Karenztag einzuführen. Die Maßnahme solle gegen den hohen Krankheitsstand in Deutschland helfen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stellte sich nun gegen den Vorschlag. Der Karenztag gehe „zulasten der Arbeitnehmer“. Diejenigen, die sich den Lohnausfall nicht leisten könnten, würden sich dann zur Arbeit schleppen und könnten andere anstecken. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte: „Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken wird es mit mir und der SPD nicht geben.“ Das gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Institut verwies darauf, dass der Krankenstand über die Jahre schwankte, ohne dass sich an den gesetzlichen Regelungen etwas geändert habe. Für den Anstieg der Fehlzeiten seien auch psychische Erkrankungen verantwortlich, die mit langen Ausfallzeiten verbunden seien. Zugleich würden Krankheitstage durch Digitalisierung besser erfasst. Die von den Krankenkassen aktuell gemeldeten Höchstwerte seien somit ein rein statistischer Effekt.

Auch aus der Union kam Gegenwind: NRW-Gesundheitsminister und CDU-Bundesvize Karl-Josef Laumann erinnerte daran, dass die Einführung des Karenztags schon einmal scheiterte, nämlich unter Kanzler Helmut Kohl 1996. Die IG Metall habe mit Zustimmung der Arbeitgeber die Karenztage per Tarifvertrag kassiert, sagte er der Rheinischen Post. „Damals habe ich mir geschworen: Ich lass mich nicht noch einmal bei diesem Thema ins Bockshorn jagen.“ Luisa Faust (mit dpa)

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