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Gescheiterter Putschversuch in SüdkoreaStaatsstreich als Verzweiflungstat

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

Die Demokratie in Südkorea hat wohl vorerst überlebt. Aber Präsident Yoons Griff nach der Macht offenbart die tiefen Gräben in der südkoreanischen Politik.

Demonstrierende fordern mit Schildern den Rücktritt von Präsident Yoon Foto: Kim Hong-Ji/reuters

M an muss die Dinge klar beim Namen nennen: Was Yoon Suk Yeol in der Nacht auf Dienstag probiert hat, war nicht weniger als ein Putschversuch. Rational betrachtet war dieser von Beginn an zum Scheitern verurteilt – allein schon weil es Yoon nicht gelang, absolute Kontrolle über die Medien und das Militär auszuüben. Denn obwohl die Soldaten das Parlament absperren sollten, gelangten 190 Abgeordnete in den Plenarsaal – und konnten erfolgreich gegen das Kriegsrecht abstimmen.

Tatsächlich stand bereits zu jenem Zeitpunkt fest, dass Yoon die Causa politisch nicht überleben wird. Mehr noch: Das Risiko ist durchaus gegeben, dass der Präsident schon bald sogar wegen Hochverrat angeklagt werden könnte.

Wahrscheinlich hat er aus vollständiger Verzweiflung gehandelt. Er war politisch isoliert, hatte keinen Rückhalt innerhalb der Bevölkerung mehr. Fühlte sich derart in die Ecke gedrängt, dass er in den Angriff überging.

Hinzu kommt wohl eine gehörige Portion Paranoia. Dass die Opposition von pronordkoreanischen Agenten durchsetzt ist, wie Präsident Yoon wohl tatsächlich glaubt, lässt sich keineswegs belegen.

Zwar ist innerhalb der südkoreanischen Linken ist eine gewisse Naivität und Gutgläubigkeit gegenüber Pjöngjang stark verbreitet – ein Trugschluss, der insbesondere während der derzeit angespannten Sicherheitslage durchaus gefährlich sein kann. Doch dass die Oppositionsparteien den südkoreanischen Staat stürzen wollen, ist absurd.

Schlussendlich ist Yoons radikales Vorgehen vor allem verantwortungslos. Denn der 63-Jährige hat sein Land ins politische Chaos gestürzt. Doch ein Glück, so möchte man meinen, hat die südkoreanische Demokratie diese Bewährungsprobe – zumindest bisher – erfolgreich bestanden: Die Demonstrationen sind friedlich geblieben, und die Opposition sowie die Öffentlichkeit versuchen, auf legalem Weg ihr Ziel zu erreichen: den Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen.

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Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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4 Kommentare

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  • Für mich sind diese Vorkommnisse vor allem Zeichen dafür, dass Politiker/innen überall auf Welt glauben, antidemokratisch agieren zu können, weil es mittlerweile genügend erfolgreiche Vorbilder gibt. Selbst in den USA konnte ein Politiker putschen und wurde dafür nicht einmal angeklagt.

  • Er hätte auch einfach seinen Rücktritt erklären und dann gegenüber allen anderen Politikern verbal nachtreten können. Aber putschen gehört sich auch für Präsidenten nicht. Da wird er hoffentlich die rechtlichen Folgen zu spüren bekommen.

  • Danke für diesen zeitnah verfassten Kommentar. Leider fehlen für die meisten Aussagen die Belege, es liest sich wie eine oberflächlich geäußerte Meinung.



    Über etwas stichhaltigeres würde man sich freuen, gerade wenn man sich bezüglich Südkorea nicht auskennt.

    • @Mar*:

      Bei einem Kommentar (siehe Titel) handelt es sich streng genommen immer um die Meinung des Autors.

      Um bei der Art des Themas über eine gesicherte Quellenlage zu verfügen, muss man die ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen so ab Mitte 2025 abwarten.