: Ist die Nacht am tiefsten, ist der Tag am nächsten
In einer Zeit, in der autoritäre Regime und Lügen die Welt prägen, bleibt die taz Panter Stiftung ein Leuchtturm für kritischen Journalismus. Unterstützen Sie uns im Kampf für Wahrheit und Demokratie
Von Michael Sontheimer
Liebe Freundinnen und Freunde der taz Panter Stiftung, „Ick kann jar nich so ville fressen, wie ick kotzen möchte“, sagte der Maler Max Liebermann am 30. Januar 1933, als er sah, wie Nationalsozialisten durch das Brandenburger Tor marschierten, um ihre „Machtergreifung“ zu feiern. So schlimm ist es in Berlin noch nicht, wird es auch in absehbarer Zeit nicht werden, aber werfen wir mal einen Blick auf die globale politische Situation.
Wir sehen einen Verbrecher und notorischen Lügner als Präsidenten der USA; einen ruchlosen Imperialisten als Präsidenten Russlands; einen korrupten Massenmörder als Premierminister Israels; einen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, der eine gruselige Überwachungsdiktatur errichtet hat. Der Mann von vorgestern, der demnächst in Deutschland wohl zum Bundeskanzler gewählt wird, nimmt sich im Kreise dieser Horrorgestalten noch harmlos aus.
Reicht es Ihnen, besser gesagt euch, auch? Habt ihr ebenfalls die Nase voll von diesem politischen Personal? Von den Trumps, Putins, Xis, Erdoğans, Orbáns, Lukaschenkos, den alten Männern, die auch über Leichen gehen, um ihre Macht zu mehren und zu sichern; von den großen und kleinen Diktatoren.
Und fragt ihr euch manchmal auch: Sind Demokratien wirklich das beste politische System, wenn sie die Wahl von Autokraten ermöglichen, auf deren Agenda die Abschaffung der Demokratie ganz oben steht? Wenn Menschen dazu gebracht werden können, konsequent ihren Interessen entgegenzuhandeln und die Feinde ihrer Interessen zu wählen. Oder fragt ihr euch langsam: Wozu soll ich mich eigentlich weiter Tag für Tag von schlimmen Nachrichten deprimieren zu lassen? Warum die taz lesen? Wozu noch die taz Panter Stiftung unterstützen? Scheint doch eh alles nichts zu nützen.
Halt. Moment mal. Bleibt wirklich nichts anderes mehr, den Blick abzuwenden und zu resignieren? Geht die Welt, wie wir sie kennen, ohnehin in der Klimakatastrophe unter? Bleibt nichts als stummes Verzweifeln und das Abschreiben der Träume von einer besseren Welt?
Die Antwort ist simpel und hat vier Buchstaben: Nein. Wir, die seit 16 Jahren für die taz Panter Stiftung arbeiten, sehen keine Alternative zum Weitermachen. Trotz der deprimierenden politischen Lage oder vielmehr gerade wegen dieser deprimierenden politischen Lage wollen wir mit unserer Arbeit weitermachen.
In Zeiten, in denen der reichste Mann der Welt, Elon Musk, mit Fake News und Propaganda auf seinem Quasi-Monopol-Kanal X dem Lügner Donald Trump bei seiner Wiederkehr ins Weiße Haus unter die Arme greift, sind Aufklärung und unabhängiger Journalismus wichtiger denn je. Dabei steht der kritische Journalismus in vielen Ländern unter Druck; Diktatoren aller Art haben ihn als Feind ausgemacht und bekämpfen ihn mit legalen und illegalen Mitteln.
Der australische Journalist Julian Assange hat gesagt: „Wenn Kriege mit Lügen begonnen werden, beginnt Frieden mit der Wahrheit.“ Wir von der taz Panter Stiftung wollen weitermachen; nach unserer Devise „Dialog trotz Krieg“. Wir wollen weiterhin verfolgte Journalistinnen und Journalisten in aller Welt unterstützen. Wir wollen den kritischen Journalismus stärken.
Unsere Arbeit kostet Geld. Und wir können noch so motiviert sein, uns noch so abrackern, ohne eure Spenden läuft gar nichts. Deshalb unser – zugegeben nicht besonders überraschender – Appell an euch: Unterstützt weiterhin die taz Panter Stiftung. Spendet für sie.
Der Kampf geht weiter. So einfach ist das. Und wenn die Stimmung so grau ist, wie der Herbst draußen, hört euch diesen schönen Song der Ton, Steine, Scherben an: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“
Der Autor ist Kuratoriumsmitglied der taz Panter Stiftung und ehemaliger Chefredakteur der taz.
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