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Jetzt kommen die Großkaliber auf den Gipfel

Auf der UN-Artenschutzkonferenz stocken die Verhandlungen. Neuen Schwung sollen die Mi­nis­te­r bringen

UN-Generalsekretär António Guterres, sechs Staatsoberhäupter sowie über hundert Minister: Bei den stockenden Verhandlungen der UN-Artenschutzkonferenz im kolumbianischen Cali übernehmen nun die politischen Großkaliber. „Sie werden uns hoffentlich dabei helfen, bei einigen Themen voranzukommen“, sagte David Ainsworth, Sprecher des Übereinkommens über die biologische Vielfalt der UNO. Neben Guterres wurden am Dienstag (Ortszeit) die Staatschefs von Kolumbien, Armenien, Bolivien, Guinea-Bissau, Haiti und Surinam sowie 115 Minister erwartet. Für Deutschland nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) teil.

Wenn ein Thema „schwierig und hartnäckig ist“, würden die Unterhändler im Normalfall in ihre Länder zurückkehren, sagte Ainsworth. Wenn nun aber die Entscheidungsträger vor Ort seien, „können Entscheidungen relativ schnell getroffen werden“.

Diskutiert wird am Mittwoch unter anderem über den Zusammenhang zwischen Landnutzung, Landbesitz und biologischer Vielfalt. Einer der wichtigsten Indikatoren, die den Zustand der Natur anzeigen sollen, ist der Anteil natürlicher Ökosysteme an der Landesfläche. Deutschland hat dabei auf dem Weg zu einer nachhaltigen Landnutzung noch eine weite Strecke vor sich: Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, dass im Jahr 2021 in Deutschland rund 18,9 Millionen Hektar Agrarland intensiv bewirtschaftet wurden, das ist etwas mehr als die Hälfte der Landfläche. Damit ging die intensiv bewirtschaftete Agrarfläche zwischen 2018 und 2021 um nur rund 58.000 Hektar zurück, also weniger als ein Prozent. Vor allem wurden Wiesen und Weiden weniger intensiv bewirtschaftet, ein kleinerer Teil des Rückgangs entfiel auf Ackerland.

Allerdings: Die Fläche der aus ökologischer Sicht besonders wertvollen extensiv genutzten Grünflächen wie etwa Heideland oder Bergwiesen und die Fläche der Feuchtgebiete wuchs dagegen von 2018 bis 2021 zusammen nur um 1.800 Hektar. Diese Flächen werden mit weniger Aufwand bewirtschaftet. Deswegen können sich mehr Arten ansiedeln. Insgesamt machten diese für den Erhalt der Artenvielfalt besonders wichtigen Flächen im Jahr 2021 nur einen Anteil von einem Prozent der Landfläche Deutschlands aus, teilt das Statistische Bundesamt mit. 4,1 Prozent der Landfläche in Deutschland ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Weltweit sollen es bis 2030 mindestens 30 Prozent werden. Das hat die UN-Artenschutzkonferenz 2022 als eines von 23 Zielen zum Schutz der Artenvielfalt vereinbart.

Um die Umsetzung dieser Ziele geht es auf der diesjährigen UN-Artenschutzkonferenz. Kolumbiens Umweltministerin und Konferenzpräsidentin Susana Muhamad erklärte, die Konferenz habe den Verlust der biologischen Vielfalt auf eine Stufe mit der Klima­krise gestellt. Gleichzeitig betonte sie, die Umsetzung der 23 UN-Ziele erfordere mehr finanzielle Mittel. (afp, taz)

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