Stellenabbau bei Zulieferer: Schaeffler schafft’s nicht mehr
Die Stellenstreichungen beim Zulieferer-Betrieb sind laut Experten das Ergebnis verfehlter Industriepolitik. Die IG-Metall will das nicht hinnehmen.
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler wird Stellen abbauen. Das hat der Konzern am Dienstag angekündigt. Insgesamt sollen in Europa 4.700 Stellen wegfallen, circa 2.800 davon in Deutschland. Schaeffler begründet das unter anderem mit einer anhaltend geringen Nachfrage im Bereich der Anlagetechnik und Automobilität.
In Deutschland soll der Abbau dem Konzern zufolge zehn Standorte betreffen. Das Werk in Hameln möchte Schaeffler sogar verkaufen. Das Unternehmen plant neben den Stellenstreichungen weitere Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Dazu zählt auch die Umsetzung von Synergien aus dem Zusammenschluss mit Automobilzulieferer Vitesco der bereits im Oktober erfolgt ist. Insgesamt erwartet das Unternehmen ein Einsparpotenzial von rund 290 Millionen Euro bis Ende 2029.
Gewerkschaft will intervenieren
Die IG Metall möchte den geplanten Stellenabbau nicht akzeptieren und fordert den Schaeffler-Vorstand zu Gesprächen auf. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten bereits Maßnahmen wie Kurzarbeit eingeführt. Gerade im Industriebereich hätten die Beschäftigten damit Brücken gebaut, um die Auftragsflaute auszugleichen, meint Thomas Höhn von der IG Metall. „Diese Brücken waren mit deutlichen Lohneinbußen verbunden.“ Die Ankündigung, Stellen zu streichen, sei deshalb ein „fatales Signal“. Schaeffler hingegen argumentiert, dass der bisherige Maßnahmenmix angesichts der aktuellen Marktsituation nicht mehr ausreiche, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Schaefflers Ankündigung sei tatsächlich logische Konsequenz der schlechten Konjunktur in Deutschland und Europa, sagt auch Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Das liege an einer fehlerhaften Industriepolitik der letzten dreißig Jahre. „Wir haben den Industriestandort Deutschland vergammeln lassen“, so Dudenhöffer. „Es gab und gibt keine langfristige Strategie dafür, wie Deutschland in Bereichen wie der Chipfertigung, Batterieherstellung und der Softwarebranche wettbewerbsfähig werden könnte“.
Abschaffung der E-Auto Prämie mitverantwortlich
Die Konsequenz: Hersteller wandern ab und Zulieferern wie Schaeffler fehlen dadurch die Kunden. In der Automobilbranche liege das auch an mangelhafter Mobilitätspolitik, meint Ökonom Peter Bofinger von der Universität Würzburg: „Die Kaufprämie für E-Autos abzuschaffen war ein gravierender Fehler.“ Die Hersteller hätten mit der Prämie kalkuliert, deren Abschaffung habe sie und die Zulieferer entsprechend hart getroffen. Das zeigt auch eine Studie der Unternehmensberatung Horváth vom August. Darin wurden über 50 Zulieferer befragt, 35 davon aus Deutschland. Der Studie zufolge wurde das Bestellvolumen der Hersteller für E-Fahrzeugkomponenten im zweiten Quartal 2024 um bis zu 50 Prozent unterschritten. Außerdem hält die Studie schon im August fest, dass 60 Prozent der Zulieferer einen moderaten Stellenabbau in Deutschland planen.
Für die betroffenen Beschäftigten von Schaeffler dürfte es entsprechend schwierig werden, eine neue Anstellung zu finden. Schaeffler hat angekündigt, sich an eine 2018 mit der IG Metall getroffene Zukunftsvereinbarung zu halten. In der haben laut IG Metall allerdings auch „der Erhalt deutscher Standorte und die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen einen hohen Stellenwert“.
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