piwik no script img

Jammern und attackieren

Donald Trump gibt den US-Demokraten die Schuld für Mordversuche gegen ihn

Von Bernd Pickert

Wenige Tage nach dem zweiten Attentatsversuch auf den früheren Präsidenten geht Donald Trump weiter in die Offensive und beschuldigt die demokratische Kandidatin Kamala Harris und ihren Wahlkampf, zumindest indirekt für die Angriffe auf seine Person verantwortlich zu sein. „Ihre Rhetorik ist der Grund, warum auf mich geschossen wird. Dabei bin ich derjenige, der das Land retten wird“, sagte Trump in einem Interview mit Fox News Digital. Auf seiner eigenen Plattform Truth Social schrieb er am Montag: „Wegen dieser linkskommunistischen Rhetorik fliegen die Kugeln, und es wird immer schlimmer werden.“

Unterstützt wird Trump dabei von seinem Vizepräsidentschaftskandidaten, dem republikanischen Senator aus Ohio J.D. Vance. Im Netz schrieb Vance, Konservative kämpften gegen ein elitäres, linksliberales Establishment, das nichts unversucht ließe, sie zum Schweigen zu bringen. „Weisen wir Zensur zurück, dann weisen wir auch politische Gewalt zurück“, schrieb er, und weiter: „Die Logik von Zensur führt direkt zu dem einen Moment, wo es nur einen Weg gibt, einen Menschen permanent zum Schweigen zu bringen, nämlich eine Kugel im Kopf.“

Sowohl der noch amtierende Präsident Joe Biden als auch seine Vizepräsidentin, die aktuelle Kandidatin Kamala Harris, hatten unmittelbar nach Bekanntwerden des erneuten Mordversuchs am vergangenen Sonntag jegliche Anwendung von Gewalt scharf verurteilt. Biden hatte einen Ausspruch, den er wenige Tage vor dem ersten Attentat auf Trump in Pennsylvania Mitte Juli getätigt hatte, dass es nämlich an der Zeit sei, Trump zur Zielscheibe zu machen, bedauernd wieder zurückgenommen und erklärt, so zu sprechen, sei ein Fehler gewesen. Dabei hatte das niemand als Aufruf verstanden, Trump zu erschießen.

Tatsächlich beeinträchtigt der nunmehr noch einmal gesteigerte Sicherheitsaufwand für den republikanischen Kandidaten dessen Wahlkampf, berichtet die Washington Post. Schon Ende Juli habe Trump bei einer Veranstaltung in Nashville über eine Stunde nicht auf die Bühne gedurft, weil der Secret Service eine Bedrohungslage klären musste. Mit­ar­bei­te­r*in­nen von Trumps Wahlkampagne berichteten der Washington Post, dass nahezu alle Bereiche des Wahlkampfes inzwischen durch Sicherheitsmaßnahmen beeinträchtigt würden – nach dem erfolgreichen Angriff auf die E-Mail-Kommunikation vor einigen Wochen sei in den Briefings des Secret Service zudem ständig von der Möglichkeit auch gewalttätiger Angriffe Irans auf Trump die Rede.

Ob es sich bei dem Vorfall, als ein Angreifer sich 12 Stunden in einem Gebüsch außerhalb des Golfplatzes, auf dem Trump eine Runde spielte, versteckte, bevor er entdeckt und festgenommen wurde, bevor er einen Schuss abgeben konnte, um ein Versagen des Secret Service oder um die Bestätigung seines Funktionierens handelte, ist Gegenstand politischer Debatten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen