Eishockeyteam Fischtown Pinguins: Ära beendet, aber alles beim Alten

Starken Auftritten in der Champions League ließen Bremerhavens Eishockey-Profis einen Erfolg im Nordduell gegen die Grizzlys Wolfsburg folgen.

Ein Eishockey-Torwart pariert einen Schuss

Spitzen-Torwart: Bremerhavens Maximilian Franzreb pariert einen Wolfsburger Schuss Foto: Kolbert-Press/Imago

Köln taz | Alexander Sulzer hat sich gründlich auf seinen neuen Job als Cheftrainer der Fischtown Pinguins Bremerhaven vorbereitet. Zwei Jahre lang war der frühere Eishockey-Verteidiger Assistent seines im Sommer nach Krefeld abgewanderten Vorgängers, des Stadthelden Thomas Popiesch (59). Der war mit Bremerhaven 2016 in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) aufgestiegen und hatte sein Team in diesem Frühjahr nach gewonnener Hauptrunde bis in die Play-off-Finalrunde geführt, die Bremerhaven gegen Berlin verlor. Für den kleinen Verein, dessen Etat mit rund fünf Millionen Euro zu den niedrigsten der Liga gehört, war das ein beinahe surrealer Höhenflug – und für den neuen Trainer eine Hypothek: Die Erwartungen sind gestiegen.

Aber das scheint Sulzer nicht zu belasten. Beim Liga-Auftakt gegen die Grizzlys Wolfsburg wirkte der 40-Jährige an der Bande recht gelassen. „Ich vertraue den Spielern, und sie vertrauen mir“, hatte er vorab gesagt. Und nachdem seiner Mannschaft ein 4:1-Sieg gegen die Wolfsburger gelungen war, bewies er, dass er die trainertypische Floskelrede auch unter Wettkampfbedingungen schon locker beherrscht. „Es war ein sehr gutes Eishockeyspiel von zwei sehr guten Mannschaften“, bemerkte Sulzer mit ernstem Gesicht. Vom Wolfsburger Kollegen Mike Stewart gab es ein Kompliment. „Bremerhaven vertritt die DEL sehr stark in der Champions League“, sagte er. Im Eishockey-Europapokal hatte Sulzers Mannschaft vor dem DEL-Start drei von vier Spielen gewonnen.

Am Sonntag folgte zwar eine 1:2-Niederlage im DEL-Auswärtsspiel in Schwenningen. Trotzdem sieht es aus,als könnten die Bremerhavener ihr Erfolgsmodell mit neuem, jüngerem Führungspersonal weiterführen. Den Posten von Manager Alfred Prey, der nach 32 Jahren im Verein im Frühjahr mit 70 Jahren in Rente ging, übernahm der 42-jährige Sebastian Furchner, ein Jugendfreund Sulzers. Beide stammen aus Kaufbeuren im Allgäu und lernten sich dort als junge Eishockeyspieler kennen. Bei ihren Hochzeiten assistierten sie sich später gegenseitig als Trauzeugen.

Nachdem Furchner nach einer langen Spielerlaufbahn in Wolfsburg zur Saison 2022/23 ins Management der Grizzlys gewechselt war, kam er im November 2023 nach Bremerhaven. Und wurde dort von Prey angelernt – wozu vermutlich eine Lektion in Bescheidenheit gehörte, die so klingt: „Alle können gut einschätzen, was im letzten Jahr passiert ist“, meinte Furchner unlängst. „Auch, wenn es einmal nicht läuft, verliert hier niemand die Fassung.“

Wieder Blitzeinbürgerungen von Profis

Die Bremerhavener Mannschaft des Vorjahrs ist zwar mit neun Spielern verstärkt worden, in ihrem Stamm aber zusammengeblieben – und bei den Torhütern besonders stark besetzt. Mit dem Letten Kristers Gudlevskis (32), als bester DEL-Goalie 2023/24 ausgezeichnet, und dem Tölzer Maximilian Franzreb (28) können sie eines der besten Torhüter-Duos der Liga aufbieten. Franzreb, der beim Start gegen Wolfsburg im Tor stand, kam nach einer schweren Schulterverletzung erst Ende der vorigen Spielzeit zurück ins Team, vermutlich wird er sich künftig mit Gudlevskis abwechseln. Wie in den Spielen der Champions ­Hockey League.

Die Spezialität des Vereins, ausländische Profis besonders schnell mit deutschen Pässen ausstatten zu lassen, scheint weiterhin zu funktionieren. Jedenfalls wurden im Sommer der Norweger Markus Vikingstad und der Däne Nicholas B. Jensen eingebürgert, womit sie nicht mehr ins Ausländerkontingent des Klubs fallen. Eine freiwillige Verpflichtung in der DEL sieht vor, dass jedes Team elf Importspieler im Kader haben und neun pro Begegnung einsetzen darf.

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