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Vergeblicher Ruf nach Einigkeit

Auseinandersetzungen auf dem Dyke* March am Vorabend des CSD

Von Kajo Roscher

In schwarzen Lederhosen und schweren Stiefeln saßen die „Dykes on Bykes“ am Freitagabend kurz vor Beginn der Demonstration abfahrbereit auf ihren Motorrädern. An den Lenkrädern wehten Regenbogenfahnen. Traditionell führten sie den Dyke* March an, eine Demonstration für lesbische Sichtbarkeit am Vorabend des Christopher Street Day (CSD). Bereits zum elften Mal zogen auch in diesem Jahr rund 10.000 Lesben und ihre Un­ter­stüt­ze­r*in­nen durch Neukölln und Kreuzberg.

Organisiert wurde der Dyke* March von sechs Ehrenamtlichen. Mitorganisatorin Manuela Kay betonte die Bedeutung der Veranstaltung als Ergänzung zum CSD und als „Ausrufezeichen für lesbische Sichtbarkeit“. „Die kommt bei den großen CSDs oft zu kurz“, so Kay.

Doch das eigentliche Ziel der Demonstration wurde dieses Jahr von Konflikten innerhalb der queeren Community und Festnahmen überschattet. Laut Polizei wurden insgesamt 28 Personen festgenommen, Anzeigen ergingen unter anderem wegen Beleidigung, Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen terroristischer Organisationen.

Ungefähr auf der Hälfte der Route, an der Kreuzung der Donaustraße zur Fuldastraße in Neukölln, kam die Demo zum Stehen. Propalästinensiche Ak­ti­vis­t*in­nen stimmten Sprechchöre an. Hier wie auch im weiteren Verlauf der Demo wurden immer wieder Menschen auf recht brachiale Weise in Gewahrsam genommen. Eine Demonstrantin, die anonym bleiben möchte, sagte: „Ich bin schockiert von der Gewalt der Polizei.“ Laut Angaben der Polizei waren ungefähr 300 Po­li­zis­t*in­nen im Einsatz, von denen vier verletzt wurden.

Zu Beginn des Dyke* March war von den späteren Auseinandersetzungen noch wenig zu spüren. „Ich war letztes Jahr schon dabei und habe die Community sehr genossen“, sagte Monty, eine Demonstrationsteilnehmerin. Und: „Der Dyke* March ist nicht so kommerziell wie der CSD. Das ist mir wichtig.“

Später reihte sich im hinteren Teil des Demozugs eine Gruppe von gut 15 Personen transfeindlicher Personen ein. Schnell kam es zu Gegenreaktionen, Demonstrierende bildeten mit großen trans-Flaggen einen Kreis um die Gruppe, die schließlich vom Dyke* March ausgeschlossen wurde.

Auch zwischen israelsolidarischen und propalästinensischen Teil­neh­me­r*in­nen kam es zu verbalen Auseinandersetzungen. Bereits im Vorfeld sahen sich die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen des Dyke* March mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Grund dafür war ein Soli-Abend in der Bar Möbel Olfe Anfang Juli, bei dem eine Regenbogenflagge mit Davidstern für Auseinandersetzungen zwischen Gästen gesorgt hatte. Als Reaktion rief die proisraelische queere Gruppe East Pride dazu auf, sich am Abend des Dyke* March am Startpunkt der Demo unter einer Regenbogenflagge mit Davidstern zu treffen. Annette Detering, Initiatorin der East Pride, sagte: „Mein Gedanke war, dass man diese Kritik auch auf dem Dyke* March selber ausdrücken sollte.“

Am Oranienplatz, dem Ziel der Demo, standen sich proisraelische und propalästinensische Gruppen schließlich gegenüber. Gegenseitig versuchten sie sich mit Sprechchören zu übertönen. Zwischen ihnen stand die Polizei. Über das Mikrofon war die Stimme von Manuela Kay zu hören: „Wir lassen uns nicht spalten.“ Der taz hatte sie schon zuvor gesagt: „Wir müssen Einigkeit und Stärke nach außen zeigen.“ Alles andere spiele den Rechten in die Hände.

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