Wahlen in Mauretanien: Weiterhin stabil

Mauretanien begeht zum zweiten Mal demokratische Präsidentschaftswahlen. Viel zu bieten hat Amtsinhaber Ghazouani vor allem der Jugend nicht.

Ghazouani und Meloni beim Shakehand

Ghazouani hofiert von Meloni beim G7 Gipfel in Bari, Mitte Juni Foto: imago

BERLIN taz | Seit Februar ist Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani auch Präsident der Afrikanischen Union. Da kommt man viel herum, für den Wahlkampf ist das nicht das Schlechteste. Ghazouani gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Wahlen in dem westafrikanischen Sahel-Staat am Sonntag.

Seinen Wahlkampfauftakt Mitte Juni in einem Sportstadion in der Hauptstadt Nuakschott ließ Ghazouani per Tiktok verbreiten, in seiner ersten Amtszeit brachte er unter anderem ein milliardenschweres Projekt für die Produktion grünen Wasserstoffs auf den Weg. Beteiligt ist ein Hamburger Unternehmen, der produzierte Wasserstoff soll unter anderem zu einem großen Teil den künftigen Bedarf in Deutschland decken.

Die Wahl des aus einer Sufi-Familie stammenden, prowestlichen Ex-Generals 2019 war die erste demokratische Machtübergabe seit der Unabhängigkeit des Landes, nach der es zuvor eine 30 Jahre anhaltende Folge von Militärputschen gab. Anders als seine Nachbarn blieb die Islamische Republik Mauretanien bisher von dschihadistischen Attacken verschont und kann als vergleichsweise stabil gelten.

Menschenrechtler kritisieren indes, dass das Land die Todesstrafe zwar offiziell nicht praktiziert, aber auch nicht abschafft, Homosexualität verboten bleibt und zu wenig gegen die weiter verbreitete Sklaverei und den Analphabetismus unternommen wird.

Viele Jugendliche wählen lieber die Flucht

Ghazouanis Slogan lautet „Eine sichere Wahl“, Aufbruchstimmung zu verbreiten vermag er nicht. Viele Jugendliche sehen für sich keine Zukunft: Unter den Flüchtlingen, die zu Fuß durch Mittelamerika zur US-Südgrenze zogen, waren 2023 rund 15.200 Mau­re­ta­nie­r:in­nen – die größte afrikanische Gruppe. Insgesamt sollen seit der Pandemie 150.000 überwiegend junge Menschen das Land verlassen haben, bei gerade einmal 4,7 Millionen Einwohner:innen. Menschen unter 35 Jahren machen 70 Prozent der Bevölkerung aus.

Sechs Kandidaten treten gegen Ghazouani an, nicht unter ihnen ist sein Vorgänger Mohamed Ould Abdel Aziz, dessen Kandidatur nach einer Verurteilung wegen Geldwäsche und Korruption Ende 2023 nicht zugelassen wurde. Aziz streitet die Vorwürfe ab und behauptet, er sei so politisch kaltgestellt worden.

Antreten darf unter anderen der „Sklavenhalterjäger“ Biram Ould Dah Ould Abeid, der 2019 auf den zweiten Platz kam, sich seit Jahren besonders für Menschenrechte stark macht und deshalb mehrfach im Gefängnis saß. Keine Chancen werden Hamadi Ould Sid' El Moctar von den Muslimbrüdern eingeräumt, deren islamistische Tewassoul-Partei erst 2007 legalisiert wurde. Der Jurist und schwarze Maure Me El Id Mouhameden M’Bareck hat das Oppositionsbündnis „Koalition der Hoffnung“ gegründet und hatte im Wahlkampf mehr Umverteilung und eine stärkere Bekämpfung der Korruption gefordert. M’Bareck will eine „Regierung der Nationalen Einheit“ gründen.

Der erstmals antretende Ökonom Hamidine Moctar Kane versucht mit dem Umstand zu punkten, dass er aus einer Familie von Angehörigen sowohl schwarzer als auch arabischer Volksgruppen stammt und er sich deshalb glaubhaft für einen stärkeren Ausgleich zwischen den Ethnien einsetzen könne.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.