Zu wenig Einnahmen: Umweltverband WWF baut ab

Der Umweltverband WWF entlässt jeden fünften Mitarbeiter. Betroffen sind Landwirtschaftspolitik und Umweltbildung.

Ein junger Wiedehopf mit geöffneten Flügeln schau interessiert in die Gegend

Wird auch vom WWF geschützt: der Wiedehopf Foto: Jens Kalaene/dpa

BERLIN taz | „Wildnis ist das Werden, Sein und Vergehen in der Natur“, sagt Albert Wotke, und zwar „ganz ohne den menschlichen Einfluss.“ Schon als Junge begeisterte er sich für die Wunderwelt der Natur. Nach seinem Biologiestudium forschte Wotke zu Naturwaldreservaten, bevor er in die Umweltbewegung ging. Seit zehn Jahren arbeitet er nun beim WWF, engagiert sich dort unter anderem für den Barsdorfer Forst. Aus dem Gebiet mit Kiefernmonokultur im Norden Brandenburgs will der WWF einen naturnahen Wald entstehen lassen.

Allerdings knirscht es beim WWF derzeit gewaltig, die Umweltorganisation gab im Juni bekannt, in Deutschland 20 Prozent ihrer Mitarbeiter entlassen zu müssen. Dem Vernehmen nach sollen 80 Stellen gestrichen werden. „Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit von Biodiversitäts- und Klimakrise ist es unabdingbar, dass der WWF die Wirksamkeit seiner Arbeit noch weiter erhöht“, erklärte WWF-Sprecher Roland Gramling damals. Um dann allerdings einzuräumen, dass die Entlassungen auch „eine Reaktion auf eine komplexe Situation auf dem Spendenmarkt“ seien. Die Spendenbereitschaft sei generell rückläufig.

Unter der Überschrift „Konsolidierung und Fokussierung“ hat der neue WWF-Vorstand an diesem Donnerstag seine „neue, strategische Fokussierung bekanntgegeben, die zugleich mit einer organisatorischen Neuaufstellung und Konsolidierung einhergeht. Konkret wurden die neuen Vor­ständ:in­nen allerdings kaum. Allerdings: „Einzelne Themenfelder, wie etwa die nationale Landwirtschaftspolitik oder das klassische Umweltbildungsangebot“ würden „zukünftig nicht mehr im Fokus der Arbeit stehen“. Ansonsten verstecken sich die Verantwortlichen hinter Formulierungen wie: Das Ziel der Neuaufstellung sei „die stärkere Integration des Engagements in den schutzwürdigen Landschaften und in den relevanten Wirtschaftssektoren.“

WWF konzentriert sich auf „Frontrunner“

Gibt es also Hoffnung für den Barsdorfer Forst? Eine 4.200 Hektar große Fläche in WWF-Eigentum, zu 91 Prozent stehen hier Kiefern. Irgendwann soll der Wald sich selbst überlassen werden, noch aber muss der Mensch Hand anlegen – und das kostet. „Liegenschaftsverwaltung und Management sollen durch externe Beauftragung erfolgen“, erklärt Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz. Der WWF werde sich in Deutschland auf zwei „Frontrunner“ als zentrale Themen konzentrieren: einmal Gewässerschutz in den Großprojekten Niederoder, Elbe und Fließgewässern in Bayern, außerdem Küstenschutz an Ostsee und im Wattenmeer. „Außerdem wird die ‚klassische‘ Artenschutzarbeit zu Wolf, Luchs und Wildtieren in Deutschland fortgesetzt“, so Samson.

Im vergangenen Finanzjahr lagen die Gesamteinnahmen des WWF mit 124,7 Millionen Euro über denen des Vorjahres, als nur 114 Millionen Euro erzielt wurden. Die Ausgaben stiegen von 114,6 auf 122,4 Millionen Euro an. Und trotzdem musste der WWF Rücklagen anzapfen, um „verschiedene Einmaleffekte zu decken“. Was darunter zu verstehen ist, ist unklar. Mit seinem Jahresetat zählt der WWF zu den größten Umweltvereinen Deutschlands. Zuletzt hatte er 350.000 Förderer.

Zum Vergleich: Der Etat des BUND belief sich zur gleichen Zeit auf 71 Millionen Euro, allerdings hat er fast doppelt so viele Unterstützer.

Die WWF-Geschäftsstelle befindet sich in Berlin, es gibt Büros in Hamburg und Frankfurt am Main, dazu kommen diverse Projektbüros, etwa in Dessau, Erfurt, Husum, ­Ratzeburg, Stralsund und Weilheim. 490 Mit­ar­bei­ter:n­nen hatte der WWF Deutschland nach eigenen Angaben zuletzt, einige davon im Ausland.

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