: Israel ruft auf, Gaza zu verlassen
Per Flugblatt warnt Israels Armee die Bewohner von Gaza-Stadt. Empörung über Angriff auf Schule
Mit einer Flugblattaktion hat die israelische Armee am Mittwoch alle Einwohner zum Verlassen der im Norden des Gazastreifens gelegenen Stadt Gaza aufgerufen. „Die Stadt Gaza bleibt ein gefährliches Kampfgebiet“, hieß es auf tausenden Flugblättern, die über der Stadt abgeworfen wurden. Alle Einwohner sollten sich über „Sicherheitskorridore“ Richtung Süden in Schutzunterkünfte begeben. Die Flugblätter waren an „Alle in der Stadt Gaza“ adressiert und zeigten Fluchtwege in den Süden auf. Die Warnung folgte auf drei bereits erfolgte Anordnungen zur Teil-Evakuierung.
Durch die jüngsten Gefechte seien erneut 350.000 Zivilisten vertrieben worden, sagte der Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, vor der Flugblattverteilung. Es gebe „absolut keinen sicheren Ort in Gaza“.
In der Stadt gehen die israelischen Truppen in den heftigsten Gefechten seit Monaten gegen die Kämpfer der radikalislamischen Hamas und des Islamischen Dschihads vor. Bei einem ihrer Einsätze tötete die israelische Armee nach eigenen Angaben Kämpfer im seit langem verlassenen UNRWA-Sitz in Gaza. Dort seien auch Waffen gefunden worden, hieß es.
Eine Sprecherin der UNRWA sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei schwer zu wissen, ob Menschen im Sitz des Hilfswerks Zuflucht gesucht hätten, „da wir keinen regelmäßigen Zugang zu Gaza haben“.
In den vergangenen vier Tagen hatten tödliche Angriffe vier als Zufluchtsorte genutzte Schulen im Gazastreifen getroffen. International sorgten die Attacken für Entrüstung.
Die israelische Armee prüfte nach eigenen Angaben die Informationen über einen Angriff mit nach Klinikkreisen mindestens 29 Toten in einer Schule im Süden des Palästinensergebiets. Dutzende weitere Menschen seien bei dem Angriff auf den Eingang einer Schule in Abassan östlich von Chan Yunis verletzt worden, hieß es aus Kreisen des Nasser-Krankenhauses in Chan Yunis.
Die Bundesregierung nannte den Angriff „nicht hinnehmbar“. Auf X schrieb das Auswärtige Amt am Mittwoch: „Die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssen aufhören.“ Auch das französische Außenministerium bezeichnete die Angriffe auf Schulen im Gazastreifen als „inakzeptabel“.
Bei dem Angriff sei ein „Terrorist“ der Hamas getötet worden, der an dem Angriff am 7. Oktober teilgenommen hatte, gab die israelische Armee an. 60 Prozent aller Hamas-Kämpfer seien inzwischen tot oder verwundet. Eine genaue Zahl nannte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Mittwoch im Parlament nicht, er bekräftigte aber das Ziel, die Hamas auszulöschen und die verschleppten Geiseln zurück nach Israel zu bringen. (afp)
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