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DFB-Trikot in der KritikRunen, Werte und drei Streifen

Adidas stoppte den Verkauf eines DFB-Trikots. Ein Nazi-Trikot war bestimmt keine Absicht. Mit seiner Geschichte könnte der Konzern sich aber beschäftigen.

Rune des Anstoßes: Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit unglücklicher Schriftart Foto: Christian Charisius/dpa

M anchmal passieren Dinge, die dürfen einfach nicht passieren. Das mit den SS-Trikots von Adidas ist so eine Sache. Da war bei der Entwicklung des Schrifttyps für die Ziffer 4 sicher kein Nazi am Werk. Und doch sieht das neue Trikot der DFB-Elf aus wie ein Textil mit SS-Runen aus einem Nazi-Devotionalien-Shop im Darknet, wenn man es mit der Rückennummer 44 versieht.

Dass bei der Produktion von Kriegswaffen am Unternehmensstandort ab 1943 auch Zwangsarbeiter beschäftigt worden sind, gehört ebenso zu Geschichte von Adidas wie die vielen Erfolge, die Athleten weltweit in Sportausrüstung mit den drei Streifen erzielt haben.

Beim Sportartikelhersteller am Standort Deutschland war man ebenso erschrocken über das eigene Produkt wie beim DFB, der mit dem „offiziellen Name & Numbering Partner“ 11teamsports für das Design der Leibchen verantwortlich ist. Man kann sich nun kein Trikot mit der Nummer 44 mehr kaufen.

Adidas-Sprecher Oliver Brüggen verbreitete schnell die Erzählung seines Unternehmens als Förderer von „Vielfalt und Inklusion“, betonte, dass sich das Unternehmen „aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Gewalt und Hass in jeder Form“ einsetzt, und machte klar, dass „alle Versuche, spaltende oder ausgrenzende Ansichten zu fördern, nicht Teil unserer Werte als Marke“ seien“. Aha, Marken haben jetzt also auch schon Werte.

Was Adidas nicht gesagt hat

Apropos Werte – was Brüggen auch hätte sagen können: „Unser Unternehmen ist sich seiner Geschichte bewusst und setzt sich aktiv mit der Rolle der Firma in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Im Wissen um die Tatsache, dass der Namensgeber unseres Unternehmens Adolf Dassler 1933 in die NSDAP eingetreten ist und bis zur Niederlage des Deutschen Reichs im 2. Weltkrieg die Hitlerjugend in Herzogenaurach betreut hat, sind wir uns unserer besonderen Verantwortung bewusst.“

„Dass bei der Produktion von Kriegswaffen am Unternehmensstandort ab 1943 auch Zwangsarbeiter beschäftigt worden sind, gehört ebenso zu Geschichte von Adidas wie die vielen Erfolge, die Athleten weltweit in Sportausrüstung mit den drei Streifen erzielt haben. Auch wenn wir niemandem, der am Design des neuen Trikots beteiligt war, eine sinistre Absicht unterstellen, so ist im Ergebnis ein Textil auf den Markt gekommen, für das wir uns nur schämen können.“ Hat Brüggen aber nicht gesagt.

Wundern muss man sich darüber nicht. Die Geschichte des Sportartikelherstellers lebt von der Erinnerung an große Sportler, die in Adidas-Klamotten zu ihren Erfolgen gekommen sind, von Designs, die sich in das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft eingebrannt haben.

Wer sich neue Adidas-Sneakers im Retro-Design in einem „Flagship Store“ von Adidas holt, möchte nun wirklich nicht belästigt werden mit unangenehmen Wahrheiten aus der Firmengeschichte. Solche Treter werden im gängigen PR-Sprech dieser Tage als „iconic“ bezeichnet. Übrigens: die legendären Treter mit dem Namen „Samba“ gibt es jetzt auch in „silver dawn“, was auch immer das für eine Farbe sein mag.

Und wer sich in Gedenken an den verstorbenen deutschen Fußballimperator Franz Beckenbauer ein neues Paar „Kaiser 5“ zum Kicken holen möchte, mag gewiss nicht daran erinnert werden, dass Adidas als Begründer der modernen Sportkorruption gilt, ohne den es eine Figur wie Sepp Blatter nie und nimmer an die Spitze des Internationalen Fußballverbands geschafft hätte.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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