die dritte meinung
: Wünscht uns mit „Ramadan Kareem“ einen gesegneten Monat, bittet Maiyra Chaudhry

Neulich in der Krabbelgruppe meiner 13 Monate alten Tochter bemerkte ich erst wieder, wie hoch noch immer der Aufklärungsbedarf ist, wenn es um das Thema Ramadan geht. Falls viele jetzt beim Lesen schon Fragezeichen im Kopf haben, wie einige der Mütter aus dem gestrigen Babytreffen: Der Ramadan ist die Fastenzeit der Muslime.

Ganz schockierte Augen stellten mir die Frage „Was, nicht mal Wasser? Also nicht mal Kaffee?“. Nein, weder das eine noch das andere. Wieso kommen diese Fragen nicht bei jeder anderen Art des Fastens auf, sondern nur, wenn es um den islamischen Fastenmonat geht? Jedes Jahr aufs Neue darf ich die kuriosesten Fragen beantworten. Nein, wir hungern nicht den ganzen Monat. Nein, ich verdurste nicht. Nein, ich kippe auch nicht um. Nein, in meiner Schwangerschaft und Stillzeit habe ich nicht gefastet. Und nein, ich bin nicht „die Ärmste“ und brauche während der Fastenzeit auch gar kein Mitleid von der nicht-muslimischen Gesellschaft.

Muslime begeben sich weltweit in den Zustand des Verzichts. Es bleiben tagsüber nicht nur Gläser und Teller leer, sondern es gilt auch die Lust zu bändigen. So ist es auch vorgeschrieben, auf den Geschlechtsverkehr oder auf andere Genussmittel wie das Rauchen zu verzichten. Die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass das religiöse Fasten, also der Verzicht auf Essen und Trinken für einige Stunden, etliche medizinische Vorteile hat, ist für einige Nicht-Muslime offenbar Neuland.

Letztes Jahr leuchtete bereits London während der Ramadan-Zeit auf. Dieses Jahr wird erstmalig in Deutschland die öffentliche „Freßgass“ Frankfurts für Muslime beleuchtet. Und die Stadt Köln hat ebenfalls Ramadan-Beleuchtung während des muslimischen Fastenmonats organisiert. Ein Zeichen, welches in meiner muslimischen Bubble definitiv positiven Anklang findet.

Maiyra Chaudhry ist Medien- und Kommunika­tionswissenschaftlerin. Als freie Journalistin beschäftigt sie sich mit den Themenschwerpunkten Medienkritik, Diskriminierung und Religion.

Toll ist es natürlich, wenn Nicht-Muslim*innen ihre Freude für muslimische Freunde oder Kolleginnen zum Ausdruck bringen. Mit einem kurzen „Ramadan Kareem“ wünscht ihr uns einen gesegneten Monat.