Kämpfe in der DR Kongo: Auch Flughafen unter Beschuss

Der Krieg im Osten Kongos eskaliert, der Flughafen der Millionenstadt Goma wird von Drohnen getroffen. Kongo und Ruanda besprechen Deeskalation.

Menschen auf der Flucht

Versorgung immer schwieriger: Massenflucht nach Goma aus dem umkämpften Ort Sake 25 Kilometer westlich, 7. Februar Foto: Moses Sawasawa/dpa/ap

KAMPALA taz | „Am Samstag um zwei Uhr am frühen Morgen hat eine Kampfdrohne, die von ruandischen Territorium aus gestartet wurde, die Landesgrenzen der Demokratischen Republik Kongo verletzt“, erklärte Kongos Armee am Samstag in Nord-Kivus Provinzhauptstadt Goma. Die Drohne habe am Flughafen der Millionenstadt direkt an der ruandischen Grenze einen Kampfjet anvisiert, der dort geparkt war.: „Der Jet wurde zwar nicht getroffen, dafür jedoch zivile Maschinen, die in der Nähe standen“, so der Armeesprecher.

Der Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo, in dem Kongos Armee zusammen mit verbündeten Milizen sowie Eingreiftruppen aus Burundi und dem südlichen Afrika gegen die von Ruanda unterstützte Rebellenarmee M23 (Bewegung des 23. März) kämpft, eskaliert immer weiter. Einen direkten Angriff auf den internationalen Flughafen von Goma, wo unter anderem die UN-Blauhelmmission in der Region basiert ist, gab es bisher nicht. Weder die UN-Mission Monusco noch Ruanda oder die M23 haben sich bis Sonntag zu dem Vorfall geäußert.

Diplomaten und Analysten befürchten nun noch mehr als vorher eine regionale Ausweitungen des Konflikts. Die niederländische Botschaft hat ihre Staatsangehörigen aufgefordert, Goma aus Sicherheitsgründen zu verlassen – zahlreiche internationale Hilfswerke sind in der Stadt stationiert, in deren Umland Hunderttausende von Menschen auf der Flucht sind.

Die M23 hat Goma mittlerweile komplett eingekesselt, sämtliche Zugangsstraßen eingenommen und blockiert. Die wichtige Handelsstadt kann nun nur noch per Flugzeug oder Boot versorgt werden. Als Folge sind die Lebensmittel- und Benzinpreise ins Unermessliche gestiegen.

Täglich suchen mehr Menschen aus umkämpften Gebieten in Gomas Vertriebenenlagern Schutz. Die Bevölkerungszahl ist auf schätzungsweise mehr als zwei Millionen gestiegen. Mit gezielten Angriffen auf den Flughafen ist nun auch die Luftversorgung in Gefahr, auch die humanitäre Versorgung der Vertriebenen.

Südafrika schickt Tausende Soldaten

Als Reaktion verstärkte am Wochenende die UN-Mission im Kongo (Monusco) ihre Stellungen rund um Goma. Sie operiert gemeinsam mit Kongos Armee. Ihre schnelle Eingreiftruppe FIB, gestellt von Südafrika, Malawi und Tansania, wurde in Stellung gebracht, um aktiv gegen die M23 zu kämpfen, sollte diese weiter vorrücken.

Vor einer Woche hatte Südafrikas Regierung angekündigt, sie werde weitere 2900 Soldaten in die DR Kongo entsenden, im Rahmen eines Mandats der SADC (Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft) zur Unterstützung der kongolesischen Armee. Kaum erreichten die ersten südafrikanischen Soldaten die Front, mussten sie bereits Verluste einstecken: Zwei tote Soldaten, die bei einem M23-Angriff nordwestlich von Goma ums Leben kamen, wurden vergangenen Donnerstag nach Südafrika ausgeflogen.

Um die Lage zu besprechen, kamen am Wochenende am Rande des Staatengipfels der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba acht Staatschefs zusammen, darunter Kongos Felix Tshisekedi und Ruandas Paul Kagame. Sie trafen sich unter Vermittlung von Angolas Präsident Joao Lourenço, der sich seit Beginn des neuen Krieges im Ostkongo 2021 als Mediator engagiert.

Laut Kongos Präsidentschaft wurde „die Rückkehr zu einem konstruktiven und versöhnlichen Dialog“ zwischen Kongo und Ruanda sowie „die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten“ und „der sofortige Rückzug der M23 aus den besetzten Gebieten“ besprochen.

Ruandas Außenminister Vincent Biruta kritisierte hingegen in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat, das Vorhaben der Monusco, die im Ostkongo nun stationierten SADC-Truppen aktiv gegen die M23 zu unterstützen, werde zu einer „weiteren Eskalation des Konfliktes“ führen.

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