Doku über Michael Schumacher: Der Stoff, aus dem Legenden sind
Nicht nur für Fans interessant: Die neue Doku-Serie „Being Michael Schumacher“ bei ARD zeigt, wie man Rennfahrer wird – mit Betonung auf Mann.
Wieso kommt einer auf die Welt und will einfach nur fahren? Im Fall von Michael Schumacher, weil nicht weit entfernt vom Elternhaus eine Kartstrecke liegt. In der neuen ARD-Doku wird der Lebensweg des siebenfachen Formel-1-Gewinners von ganz vorne nacherzählt. Dabei führt sie seinen Legendenstatus teils auf eine neoliberale Erzählung zurück, der zufolge sich mit Talent und harter Arbeit alles erreichen lässt.
Ohne Frage hat Schumi beides gebraucht, in dem knallharten System Formel-1, in dem die Fahrer zuallererst ein Investment sind. Doch die Erzählung wird dann fehlerhaft, wenn sie die Privilegien und Zufälle ausklammert, die auch notwendig sind, um eine Person überhaupt erst in diese Systeme zu befördern. Wäre Michael Schumacher zum Beispiel auch als Frau zur Legende geworden?
Auch, wenn solche Fragen vom Heldenmythos überschrieben werden, scheinen die Momente des Zufalls in der Doku durch. Und da lohnt es sich, genauer hinzuschauen. So war es Schumachers Glück, dass der Betreiber der Kartbahn ihn schon von früh an förderte, weil er neben Talent auch einen Sohn in ihm sah. Und es war ebenso Glück, dass ein Formel-1-Fahrer, der einen Taxifahrer mit Pfefferspray attackierte und daraufhin im Gefängnis saß, einen Platz für Schumacher freimachte.
Vettel und Schweinsteiger
Daneben zeigt die Doku-Serie, woraus sich eine Legende abseits von Talent und Tatkraft speist: aus Anekdoten. Die Lokalbesitzerin eines italienischen Dorfs gerät ins Schwärmen über „den Michael“, der oft bei ihr Pasta aß und immer noch bei ihr an der Wand hängt. Bastian Schweinsteiger assoziiert mit Schumacher seine Kindheit. Und Sebastian Vettel ein Bild, das ihn seine ganze Karriere hinweg stets anleitete.
fünf Folgen in der ARD-Mediathek
Insofern ist Michael Schumacher tatsächlich mehr als eine Person – eine große, für viele Menschen sehr bedeutsame Erzählung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen